Wenn St. Pauli zu Hause trifft, dann dreifach. Erst in zwei Heimspielen hat der Aufsteiger in dieser Spielzeit bislang Tore erzielt, dem 3:1 gegen Holstein Kiel im November folgte am Sonntag ein 3:0 gegen Union Berlin – es markiert einen echten Befreiungsschlag im Abstiegskampf.
Aufsteiger gewinnt endlich die direkten Duelle
Die Keller-Konkurrenz aus Bochum, Kiel, Heidenheim und Hoffenheim war sieglos geblieben, bevor St. Pauli zum Abschluss des 19. Spieltages diese nicht nur distanzierte, sondern auch noch den Gegner aus Köpenick überholte. Acht Zähler Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz und sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang bedeuten eine vorzeigbare Zwischenbilanz für einen Neuling, der Start in die Rückrunde ist gar optimal geraten und dokumentiert auch den Entwicklungsprozess der zurückliegenden Monate: Nach zwei Partien gegen die Konkurrenten Heidenheim und Union hat St. Pauli sechs Punkte und ein Torverhältnis von 5:0. In der Hinserie betrug die Ausbeute gegen diese Gegner null Tore bei 0:3 Toren. „Wir haben in der Hinrunde viel Lehrgeld bezahlt“, sagt Hauke Wahl, „jetzt ist Cashback angesagt.“
Der Verteidiger glänzte am Sonntag nicht nur mit geschliffenen Formulierungen, sondern auch in seinem Kerngeschäft: Wahl begann in Abwesenheit von Abwehr-Chef Eric Smith als zentraler Mann der Dreierkette, wechselte nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Lars Ritzka (muskuläre Probleme) und der Versetzung von Mittelfeldmann James Sands ins Abwehrzentrum wieder auf die rechte Seite. „Dass wir auf Umstellungen und Ausfälle so reagieren, zeigt die Mentalität dieser Mannschaft“, sagt der gebürtige Hamburger, „wenn bei uns einer ausfällt, ist der andere da.“
Auffällig ist außerdem: Nach der Zeit voller Ausfälle im Spätherbst füllt sich der Kader durch die Rückkehrer aus Verletzungen und die Wintertransfers nicht nur zahlenmäßig, Sportchef Andreas Bornemann hat insbesondere durch Sands und Noah Weißhaupt auch ganz erheblich die Substanz erhöht. Dazu kommt der Substanzgewinn aus den eigenen Reihen: Sommer-Neuling Morgan Guilavogui ist nach der ersten Halbserie nicht nur wegen seiner sonntäglichen Gala einige Entwicklungsschritte weiter, Johannes Eggestein hat als mitspielender Mittelstürmer ebenfalls nochmals zugelegt.
Blessin: „Wir müssen jetzt dranbleiben“
Diesen Entwicklungsprozess sieht Blessin durch die jüngsten beiden Resultate vortrefflich abgebildet. „Wir haben in den Spielen gegen Heidenheim und Union im Vergleich zur Hinrunde schon gesehen, dass wir Lehren daraus gezogen haben.“ Die nun scheinbar komfortable Tabellenkonstellation aber soll niemandem die Sinne vernebeln. „Wenn wir nur einen Prozent nachlassen, dann haben gerade wir in dieser Liga keine Chance“, sagt Wahl und der Trainer unterstreicht: „Wir müssen jetzt dranbleiben und das ist nicht so daher gesagt. Wir müssen auch diesen Start richtig einordnen.“