Der Blick auf den Aufstellungsbogen überraschte bei Bayerns 1:0-Sieg auf St. Pauli. Leon Goretzka fand sich erstmals in dieser Saison in der Spielzeit. An seiner grundsätzlichen Perspektive dürfte dies allerdings wenig ändern.
Nach dem Saison-Debüt in der Startelf
Diese Woche hat Leon Goretzka frei. Das ist eine Erwähnung wert, weil der 29-Jährige mit der Erfahrung von 57 Länderspielen für Deutschland jahrelang im nationalen Auftrag unterwegs war. Bundestrainer Julian Nagelsmann verzichtet jedoch seit einiger Zeit auf die Dienste des Mittelfeldspielers, der deshalb wie die zurückgetretenen Manuel Neuer und Thomas Müller ausruhen darf. Sogar richtig, weil Bayerns Trainer Vincent Kompany den Nicht-Nationalspielern eine Auszeit in dieser Woche gönnt.
Viele Jahre galt Goretzka als unumstrittener Stammspieler, beim Sextuple 2020 als wichtiger Baustein der Bayern-Erfolge. Doch diesen Status hat er längst verloren. Die Story ist bekannt: Die Münchner wären Goretzka im Sommer am liebsten losgeworden, der wollte sich nicht loswerden lassen. Und das trotz der aufgezeigten, geringen sportlichen Perspektive.
Gegen den FC St. Pauli am vergangenen Samstag tauchte Goretzka dann plötzlich und zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf des Rekordmeisters auf und durfte auf der Doppelsechs für 82 Minuten ran – so lange wie noch nie unter Kompany. Zahlt sich die Beharrlichkeit Goretzkas aus, bekommt er langsam aber sicher wieder eine bessere Perspektive?
Die Gründe für mehr Minuten
Abwarten. Derzeit ist es schlicht so, dass Goretzka in der Mittelfeld-Hierarchie durch den Ausfall Aleksandar Pavlovics um eine Stelle von vier auf drei aufgerückt ist. Zu Saisonbeginn war Pavlovic neben Joshua Kimmich gesetzt, der noch keine Pflichtspielminute verpasst hat. Den Jung-Nationalspieler ersetzt derzeit in aller Regel Joao Palhinha, Goretzka ist für diesen zur ernsthaften Wechseloption aufgerückt.
In Hamburg gönnte Kompany dem Portugiesen eine Pause, brachte dafür Goretzka. Ein weiterer Grund: Konrad Laimer und Raphael Guerreiro, die beide ebenfalls im Mittelfeld spielen könnten, sieht der Trainer ohne die verletzten Josip Stanisic und Sacha Boey als Rechtsverteidiger, sie wechseln sich auf dieser Position ab.
Zahlen für eine ungewisse Perspektive
Boey kehrt nach der Länderspielpause zurück, Pavlovic eventuell noch in diesem Jahr. Dann dürfte es schnell wieder eng werden für Goretzka. Der FC Bayern hätte nach wie vor nichts gegen einen Abschied einzuwenden. Und die Leistung gegen St. Pauli? Durchschnittlich, höchstens. Goretzka gewann nur 42,9 Prozent seiner Zweikämpfe, sein Topspeed lag bei 28,5 km/h, die Passquote bei 86 Prozent, die Laufleistung betrug 9,67 Kilometer. Das ist vermutlich zu wenig, um neben der Rotation dem Trainer weitere Gründe für häufigere Berücksichtigungen zu geben.
Kompany wiederum beweist, dass er grundsätzlich nicht nach Namen aufstellt, jeder bei ihm seine Chance bekommt, wenn er sich im Training anbietet. Und er hat stets betont, den kompletten Kader während der langen Saison zu benötigen. Daran hält sich der Belgier, Goretzka ist ein Teil davon.