Union-Präsident Dirk Zingler hat das Urteil zum Heimspiel gegen den Bochum erneut scharf kritisiert und schwere Vorwürfe gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den VfL Bochum erhoben. Mit anderen Abstiegskandidaten hatte er auch Kontakt.
Unioner mit der Spielwertung ganz und gar nicht einverstanden
Am Donnerstag kam das Urteil vom DFB-Sportgericht, dass das Spiel zwischen Union und Bochum nach dem Feuerzeugwurf gegen VfL-Keeper Patrick Drewes von einem 1:1 in ein 2:0 für Bochum umgewandelt wird. Auf Seiten der Unioner stößt dieses Urteil auf wenig Verständnis, es wurde Einspruch eingelegt.
Präsident Zingler sieht Union Berlin dadurch krass benachteiligt und meinte, dass es „viel schlimmer ist, wenn jemand versucht, sich aus diesen für keinen Veranstalter zu verhindernden Ereignissen einen Vorteil zu verschaffen“. Dies sei sogar noch schlimmer, „wenn auch unbeteiligte Dritte dadurch erheblich benachteiligt werden. Das ist hier der Fall: Der eigentliche unsportliche Skandal hat nach dem Ereignis auf dem Rasen und heute vor Gericht stattgefunden.“
Am Samstag vor dem Gastspiel beim 1. FC Heidenheim legte der 60-Jährige bei Sky nochmal nach: „Das Urteil verstößt ja gegen die eigene Rechtsordnung des Deutschen Fußball-Bundes, also sie verstoßen gegen ihre eigenen Regeln. Am Donnerstag ist ja verhandelt worden, ob der Schiedsrichter das Spiel zu Recht oder nicht zu Recht fortgesetzt hat. Es war gar keine Ermittlung gegen uns. Und wir sind der Überzeugung, dass es im Ermessen des Schiedsrichters lag, dieses Spiel fortzusetzen. Und Bochum ist der Auffassung, dass es nicht in seinem Ermessen lag und er es hätte abbrechen müssen.“
Und weiter: „Wenn wir zu diesem Urteil kommen, dass ein Fehler eines Schiedsrichters vorliegt, dann hätte dieses Spiel wiederholt werden müssen. Diese Wertung, die das Sportgericht jetzt vorgenommen hat, ist vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Das hat nichts mit der eigenen Rechtsordnung zu tun und das trifft auch nicht den Fall.“
Zingler erhob zudem einen Vorwurf: „Wenn man live erlebt hat, wie Herr Petersen (Schiedsrichter Martin Petersen, Anm.d.Red.) wirklich aggressiv unter Druck gesetzt wurde vom Kontrollausschuss, doch zuzugeben, dass er einen Fehler gemacht hat… Also wenn wir dahin kommen, dass der Kontrollausschuss die Schiedsrichter unter Druck setzt… Deshalb habe ich gesagt, dieser ganze Donnerstag, das Urteil ist ein Skandal.“
„Und deshalb betrachten wir das Urteil als einen Skandal“
Aber damit nicht genug, der Funktionär legte weiter nach: „Am Ende hat Bochum den DFB angerufen, weil sie glauben, Petersen hat eine falsche Entscheidung getroffen. Und das ist auch ihr gutes Recht. Warum der Kontrollausschuss am Tisch von Bochum sitzt und in diesem Fall gegen den Schiedsrichter ermittelt, das muss man sich mal vorstellen. Wir brauchen starke und autarke Schiedsrichter, die auf dem Platz die Entscheidungen treffen. Natürlich sind sie nicht fehlerfrei, aber Herr Petersen hat eine richtige Entscheidung getroffen, es lag in seinem Ermessen. Und deshalb betrachten wir das Urteil als einen Skandal.“
Zingler erklärte, dass er in seinen 20 Jahren als Präsident von Union „ganz viele Spiele erlebt hat, wo Spieler getroffen worden sind“. Er sieht die Protagonisten daher in der Pflicht. „Wir als Verantwortliche, als Spieler, als Trainer, wir müssen doch das Spiel schützen. Und da sage ich: Bochum, verdammte Axt, spielt doch einfach weiter. Wir dürfen doch nicht zulassen, dass Aktionen von einzelnen Idioten auf dem Rang dazu führen, dass wir unser Spiel unter- oder abbrechen. „
Zingler hatte Kontakt mit anderen Abstiegskandidaten
Das war natürlich auch als klare Kritik an VfL-Keeper Drewes zu verstehen. „Wir müssen den Sport, den Fußball schützen“, sagte Zingler und nahm sich den Kontrahenten zur Brust: „Und da soll sich bitte Bochum an die Nase fassen, da haben sie nicht fair gespielt. Und da unterstelle ich niemanden, dass er etwas vorgespielt hat. Selbst wenn er (VfL-Keeper Drewes, d.Red.) beeinträchtigt worden wäre… Die Jungs, die Spieler selbst haben sich geeinigt und gesagt: Wir gehen raus, wir spielen zu Ende.“
Falls es bei dieser Wertung bleibt, dann kann dieses Urteil mit den zwei Punkten mehr für die Revier-Elf natürlich gehörig in den Abstiegskampf eingreifen. Zingler hatte deswegen auch bereits Kontakt mit anderen Teams aus dem Tabellenkeller. „Ich habe natürlich telefoniert, insbesondere mit den Bundesligisten, die davon betroffen sind. Sie haben gefragt, ob sie mit einsteigen können, ob sie als Nebenkläger auftreten können. Weil es ein riesengroßer Eingriff ist, der vollkommen unnötig ist – und es ist falsch entschieden worden“, so der 60-Jährige.