Mit einem 6:0 gegen den FC Toulouse schließt der VfB sein Trainingslager ab. Und mit einem Nick Woltemade, dem das Lächeln weiterhin schwerfällt, ohne dass dies aber seine Leistung beeinträchtigt.
Umworbener VfB-Stürmer zeigt gute Leistung im Test
Die Situation ist und bleibt verfahren. Tagtäglich wiederholten Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle und Sportvorstand im Stuttgarter Trainingslager im eine Autostunde von München entfernten Rottach-Egern ihren unumstößlichen Standpunkt: Nick Woltemade wird nicht an den FC Bayern abgegeben. Allenfalls im absoluten Ausnahmefall, sollte ein unablehnbares Angebot des Rekordmeisters in die VfB-Geschäftsstelle flattern. Eines, das die bisher gebotenen 50 Millionen Euro (plus fünf Millionen an Boni) deutlich übersteigt.
Zum Abschluss des körperlichen Intensivkurses am Fuß der Tegernseer Berge traten die Schwaben direkt vor den Toren der bayrischen Landeshauptstadt im Stadtteil Kirchheim gegen Toulouse an. Mit Woltemade in der Startelf, der seine unzufriedene Mimik zwar nicht ablegen konnte, aber gegen die Franzosen dennoch eine gute Leistung zeigte.
Woltemade zieht sich zurück
Beim Warmmachen vor dem Anpfiff hatte der 23-Jährige den Applaus und die aufmunternden Rufe der keine fünf Meter entfernt stehenden und unüberhörbaren VfB-Anhänger ignoriert. Ohne den Blick zu heben oder eine Miene zu verziehen. Ähnlich, wie beim Fan-Abend zwei Tage zuvor, als er kaum gekommen, wieder den Weg zurück ins Mannschaftshotel angetreten hatte. Ob er sich der Signalwirkung seines Auftreten bewusst ist oder ihn das Dunkel der Enttäuschung alles drumherum übersehen lässt, weiß nur der Jungstar.
Im Spiel bot der vor rund einer Woche aus dem Urlaub zurückgekehrte Nationalspieler keinerlei Angriffsfläche. „Er hat sehr aktiv, sehr engagiert gespielt“, sagt VfB-Coach Sebastian Hoeneß. „Und auch ein Tor hat er super mit eingeleitet.“ Das 2:0 durch Chris Führich nach einer schönen Ballkombination ausgehend von Deniz Undav, über Woltemade und endend beim Torschützen. Auf Wunsch des wechselwilligen Profis ließ ihn der Cheftrainer sogar 45 statt der anfangs geplanten 30 Minuten auf dem Rasen.
„Er hat signalisiert, dass er 45 Minuten spielen möchte. Dann hat er 45 Minuten gespielt“, erzählt Hoeneß, der die Startelfnominierung auch nicht als Zeichen beziehungsweise Signal verstanden haben will. Nicht an den FC Bayern, um den Rekordmeister an die Chancenlosigkeit seines Begehrens zu erinnern. Nicht an den Spieler, um ihm dessen Wichtigkeit innerhalb des Pokalsiegers vor Augen zu halten. „Nichts in der Richtung. Und da gibt es auch nichts reinzuinterpretieren“, so Hoeneß.
Millot saß zwecks Risikominimierung auf der Tribüne
Der gebürtige Münchner hatte für die Partie, die über zweimal 45 und zweimal 15 Minuten ging, und mit Deniz Undav, Jeff Chabot, Lazar Jovanovic und Ermedin Demirovic (zwei Treffer) vier weitere Torschützen sah, auf Enzo Millot verzichtet. Der Franzose saß, zuweilen tief in sein Handydisplay versunken, auf der kleinen Tribüne. Freigestellt zur Klubsuche, die zuletzt Galatasaray Istanbul und Atletico Madrid und jetzt offensichtlich auch Tottenham Hotspur als Kandidaten sieht, sowie zur körperlichen Risikominimierung.
Zusammen mit den zuletzt angeschlagenen Dan-Axel Zagadou (Knieprobleme), Justin Diehl (Knöchel) und Noah Darvich (Oberschenkel) sowie Alexander Nübel (Ellbogen), die in der kommenden Woche Stück für Stück an Mannschaftstraining und Spielzeit herangeführt werden sollen. Dagegen müssen Leonidas Stergiou (Syndesmose-Verletzung) und Angelo Stiller (Bänderanriss im linken Köchel) noch Geduld aufbringen.
Hoeneß hofft auf Stiller im Supercup
Der Schweizer mit griechischen Wurzeln ist noch im Aufbautraining. Der DFB-Star noch nicht einmal soweit. „Bei Angelo wird jetzt schmerzadaptiert aufbelastet“, erzählt Hoeneß. „Er fühlt sich besser, der erste Schock ist ein bisschen relativiert worden. Kurzzeitig wussten wir ja nicht, ob da nicht vielleicht ein bisschen mehr ist.“ Eine schwerere Blessur, die sich nicht bewahrheitete. Stiller bewegt sich bereits wieder verletzungsunauffällig. „Es ist eine Kleinigkeit an den Bändern, aber nicht so viel, als dass wir jetzt das Supercup-Spiel schon zumachen müssen“, meint der Chefcoach. „Trotzdem wird es eng. Wir müssen von Tag zu Tag schauen. Aber es ist nichts ganz Wildes.“ Und damit die Hoffnung vorhanden, den früheren Bayern am 19. August gegen seinen Jugendklub einsetzen zu können.

