Nach dem 2:2 in Frankfurt feierten die Spieler des FC St. Pauli, als stünde der Klassenerhalt bereits fest. Präsident Oke Göttlich wollte sich aber noch nicht gratulieren lassen. Obwohl Restzweifel bestehen, war die Stimmung bei den Hamburgern euphorisch.
Sonderlob für Ersatzkeeper Voll
Der FC St. Pauli hat den Klassenerhalt quasi sicher: Vor dem letzten Spieltag beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz (Heidenheim) drei Punkte und 13 Tore. Trotzdem wollte sich Präsident Oke Göttlich nach der Partie am DAZN-Mikrofon noch nicht zum Verbleib in der Bundesliga gratulieren lassen: „Diese Liga ist der absolute Hammer und wir ziehen auch das letzte Spiel noch durch. Das Torverhältnis sieht gut für uns aus“, sagte Göttlich.
Göttlich verschiebt die Feierlichkeiten auf nächste Woche
Ihm war es besonders wichtig, darauf hinzuweisen, dass auch die Spiele am 34. Spieltag – unabhängig von der tabellarischen Situation – ernst genommen werden müssen: „Es wird manchmal keine Rücksicht genommen, darauf, dass es für viele noch um Platzierungen geht. Es ist mir einfach sauwichtig, dass alle bis zum Ende Vollgas geben.“ Am kommenden Samstag kommt dann der bereits abgestiegene VfL Bochum nach Hamburg. Ein Punkt würde den Kiezkickern zum Klassenerhalt reichen, und wahrscheinlich würde Heidenheim auch bei einer FCSP-Niederlage nicht vorbeiziehen.
„Diese Liga steht uns gut und wir freuen uns, wenn es dabei bleibt, auf Hamburger Derbys.“ (St. Paulis Präsident Oke Göttlich)
Durch den feststehenden Aufstieg des HSV in die Bundesliga kann sich die Hansestadt also aller Voraussicht nach zum ersten Mal seit 2011 wieder auf ein Stadtderby in der ersten Liga freuen. Dieser Fakt zauberte auch Göttlich, der mehrfach betonte, wie sehr er es der Mannschaft „gönne“, ein Lächeln ins Gesicht: „Diese Liga steht uns gut und wir freuen uns, wenn es dabei bleibt, auf Hamburger Derbys.“ So feiern wie die Blau-Weißen nach ihrem Aufstieg könnte man beim FC St. Pauli auch, aber die Party verschob der Präsident auf nächstes Wochenende.
Die Spieler des FCSP waren da schon etwas optimistischer: „Heute können wir sicherlich auch feiern“, sagte beispielsweise Philipp Treu. Der Verteidiger gab sich im Interview sehr ehrlich und nahm den Gegentreffer zum sehr frühen 0:1 (1. Minute) auf seine Kappe. St. Pauli konnte aber direkt wieder zurückschlagen und führte bereits nach 16 Minuten mit 2:1. Eine Entwicklung, die symbolisch für die gesamte Saison steht: „Wir sind immer drangeblieben, haben uns stetig weiterentwickelt, haben es den großen Mannschaften immer schwer gemacht und wurden nie abgeschossen. Brutale Entwicklung. So kann es weitergehen ins schwierige zweite Jahr“, resümierte Treu.
Am Ende hat Blessin nochmal „geschwitzt“
Am Ende mussten die Hamburger aber trotzdem nochmal zittern, weil die linke Abwehrseite in der Schlussphase etwas dünn besetzt war. Connor Metcalfe musste in ungewohnter Rolle aushelfen: „Da habe ich ein bisschen geschwitzt“, gab Trainer Alexander Blessin zu. Es sei am Ende „haarscharf“ gewesen, aber gerade noch „glimpflich ausgegangen“. Der vermeintliche Siegtreffer von Michy Batshuayi in der 88. Minute zählte nicht, weil der Stürmer den Ball mit der Hand mitgenommen hatte.
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Das 2:2 war aber auch ein leistungsgerechtes Ergebnis, weil St. Pauli – wie schon so häufig in dieser Saison – sehr diszipliniert und kompakt verteidigte. Frankfurt wirkte über weite Strecken ideenlos. Das hat auch Blessin so wahrgenommen: „Letzten Endes haben wir es bravourös verteidigt.“
Ersatzkeeper Voll sorgt mit seiner Vorlage für Aufsehen
Und ein Sonderlob sprach der Coach für seinen Keeper aus. Ben Voll hat am Sonntagnachmittag nämlich nicht nur sein Bundesliga-Startelfdebüt gefeiert, sondern auch seine erste Vorlage im Profifußball. Blessin bezeichnete den Abstoß von Voll als „überragenden Ball“ und auch Treu machte sich dafür stark, dass der Assist dem Torwart gutgeschrieben wird: „Da müssen wir mit der DFL nochmal reden. Ben hat da brutale Qualitäten mit seinem seitlichen Abschlag.“
Voll selbst war etwas überrascht von seinem Scorerpunkt: „Eine Vorlage habe ich in 70 Drittliga-Spielen (exakt sind es 68, Anm. d. Red.) auch noch nicht geschafft. Von daher nicht verkehrt.“ Gleichzeitig gab er aber zu Protokoll, dass er derartige Abstöße schon seit der U 14 trainiere und diese „irgendwann dann mal funktionieren sollten“.
Im letzten Saisonspiel zu Hause gegen Bochum wird Voll am kommenden Samstag um 15.30 Uhr trotz seiner Vorlage gegen Frankfurt höchstwahrscheinlich wieder auf der Bank Platz nehmen. Denn dann ist Stammkeeper Nikola Vasilj von seiner Gelb-Rot-Sperre zurück.

