Rein sportlich ist Silvan Widmer in Mainz nur noch eine Randfigur, hochgeschätzt wird er trotzdem. Seine persönliche Perspektive über die Saison hinaus bleibt vorerst spekulativ.
Wird das Saisonfinale zum Abschied für den Mainzer Kapitän?
Nominell ist er weiterhin der Anführer bei Mainz 05. Auf dem Rasen und im Fokus der Öffentlichkeit spielt Silvan Widmer (32) seit geraumer Zeit aber lediglich noch eine Nebenrolle. Ganze drei Startelf-Einsätze in der aktuellen Saison belegen: Nach messbaren Kriterien ist der Kapitän nurmehr Mitläufer. Weshalb sich logischer Weise auch die Frage stellt, ob der Rechtsverteidiger seinen derzeit bis 2026 datierten Vertrag bei den Rheinhessen erfüllen will oder sich nach einer neuen Anlaufstation umschaut, die womöglich mehr Spielpraxis verspricht. Für den bislang 49-maligen Schweizer Nationalspieler geht es schließlich auch darum, seine Perspektive auf eine WM-Nominierung im nächsten Sommer zu wahren.
„Silvan ist überragend als Kapitän. Er denkt nur an die Mannschaft.“ (Bo Henriksen)
Vordergründig spielt dieses Thema vorm Mainzer Saisonfinale gegen Bayer Leverkusen keine Rolle, für den Spieler selbst wie für den Klub. Der volle Fokus gilt dem angestrebten Erreichen der Conference League. Sollte Widmer, der seit 2021 in 105 Ligapartien für die Rheinhessen auflief, am Samstag letztmals das 05-Trikot tragen, wäre das aber gewiss ein Einschnitt für beide Seiten.
Gut möglich indes, dass die Zukunftsentscheidung noch weit über den 34. Spieltag hinaus offenbleibt. Schließlich könnten gerade für Anthony Caci (27), der Widmer auf der rechten Schiene verdrängt hat, noch lukrative Angebote ins Haus flattern – und Widmer bei einem Abgang des Franzosen wieder als Stammkraft gefragt sein.
Trainer Bo Henriksen möchte seinen Routinier derweil ohnehin nicht missen, ganz unabhängig von Einsatzzeiten. „Silvan ist überragend als Kapitän“, schwärmte der Coach erst dieser Tage wieder, „denn er denkt nur an die Mannschaft und ist immer da für jeden seiner Kollegen. Im Fußball ist das schwierig, normaler Weise denken die meisten mehr an sich. Aber Silvan ist da perfekt, auch deswegen haben wir eine sehr, sehr gute Kabine.“
Seinen sportlichen Wert stellte Widmer zudem im jüngsten Heimspiel gegen Frankfurt (1:1) unter Beweis, als er nach 25 Minuten für den verletzten Danny da Costa einspringen musste – und prompt auch in der Rolle des rechten Innenverteidigers in der Dreierkette überzeugte.
Mwene vor der Rückkehr, die Startelf-Chancen sind erneut gering
„Ich hatte Silvan auf dieser Position noch nie gesehen, deshalb war seine Leistung für mich sogar überragend“, erklärt Henriksen. „Als ich ihn fragte, ob er dort spielen kann, war er sehr ehrlich: Er habe das schon gemacht und sei zu 100 Prozent bereit, auch wenn es bisher nicht seine besten Spiele waren auf dieser Position. Das war wirklich sein sehr guter Moment, für Silvan und die gesamte Mannschaft.“ Nichtsdestotrotz musste Widmer in Bochum (4:1) nach da Costas unerwartet schneller Rückkehr prompt wieder weichen. wurde dann immerhin nach gut einer Stunde für Phillipp Mwene (31) eingewechselt.
Mwene wiederum fehlte bis zu diesem Mittwoch im Mannschaftstraining, soll aber am Donnerstag wieder voll mitmischen. Widmers Startelf-Chancen scheinen somit einmal mehr gering. Eine erneute Einwechslung seiner geschätzten Führungskraft dürfte Henriksen jedoch gewiss im Sinn haben, wenn es Spielverlauf und Umstände irgendwie zulassen. Bei Abpfiff gemeinsam mit dem Kollegen auf dem Platz zu stehen und bestenfalls den Einzug nach Europa zu feiern – das wäre im Zweifel auch ein angemessener Abschied für den Kapitän.