Nach langer Leidenszeit hat sich Martin Terrier in Leipzig mit seinem zweiten Treffer in den jüngsten zwei Partien als Torjäger zurückgemeldet. Für den 28-Jährigen auch mental ein wichtiger Schub, zumal er noch ein sehr ambitioniertes Ziel verfolgt.
Franzose trifft zum zweiten Mal nacheinander sehenswert
Bis vor zehn Tagen wurden mit Martin Terrier noch Begriffe wie Pechvogel oder Fehleinkauf in Verbindung gebracht. Zwei Spiele später erscheint der im Sommer 2024 für 20 Millionen Euro von Stade Rennes gekommene Angreifer aber in einem völlig anderen Licht.
Ließ der 28-jährige Franzose doch seinem kunstvollen Treffer per Scorpion-Kick zum 1:0 im Derby gegen den 1. FC Köln (2:0) nun beim 3:1-Sieg in Leipzig mit einem Klasse-Kopfball das wichtige 1:1 folgen. Wie bei seinem Torerfolg gegen Köln war Terrier Richtung kurzer Pfosten gestartet, doch diesmal ließ er die Flanke von Arthur über seine Stirn im Bogen ins lange Eck tropfen – mit einer ähnlichen Flugkurve wie bei seinem Derby-Treffer.
„Letztes Spiel hat er mit der Hacke getroffen. Heute war es ein ähnliches Tor, nur mit dem Kopf. Es war ein geiles Tor“, urteilte Torjäger Patrik Schick, dessen Markenzeichen solche Treffer wie der von Terrier eigentlich darstellen, und fügte augenzwinkernd an: „Aber ich glaube, meines war besser.“
Schick lobt Terrier: „Ein super Spieler mit viel Qualität“
Schick, der selbst nach einer schönen Schussfinte zum 2:1 getroffen hatte, freute sich für seinen Kollegen, weil er als leidgeprüfter Profi weiß, wie schwierig es ist, nach einer schweren Verletzung während der Saison in den englischen Wochen wieder Fuß zu fassen. So wie es nun Terrier nach seinem Achillessehnenriss gelang. „Es ist es nie einfach, nach so langen Verletzungen zurückzukommen“, so Schick, „wegen der vielen Spiele bleibt keine Zeit zu trainieren und dem Trainer zu zeigen: ‚Hier bin ich.'“
Diesen Schritt scheint Terrier geschafft zu haben. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass Martin in den Spielen seine Form gefunden hat. Er ist ein super Spieler mit viel Qualität“, sagt Schick, der um die Bedeutung der persönlichen Erfolgserlebnisse in Form von Toren weiß: „Manchmal geht es nur um Quoten und jetzt hat er endlich auch gute Quoten. Das ist sehr wichtig für ihn.“ Der Treffer in Leipzig war sein dritter in dieser Bundesliga-Saison.
Terrier, der in Rennes vor allem vor seinem Kreuzbandriss dort einst ein Torjäger war, diese Qualität aber in Leverkusen lange nicht nachweisen konnte, stellt nun nach langer Wartezeit eine neue Option für die beiden offensiven Halbpositionen dar. Dass sein Akku noch nicht für 90 Minuten reicht, ist klar. In Leipzig machte Terrier deshalb für U-19-Nationalspieler Montrell Culbreath Platz, der bei seinem Debüt direkt als viertjüngster Bayer-Profi der Bundesliga-Geschichte traf.
Für Terrier stellten die jüngsten beiden Partien aber womöglich einen ähnlichen Meilenstein wie für das Bayer-Talent dar. Können eigene Tore und das Gefühl, wichtig zu sein, im Kopf eines Spielers doch viel bewirken. Einen entsprechenden mentalen Schub könnte Terrier nach seiner langen Leidenszeit in Leverkusen, in der er sich in der vergangenen Saison zwischenzeitlich auch noch den Unterarm gebrochen hatte, gut gebrauchen.
„Ich werde alles für diesen Traum tun.“ (Martin Terrier über die Nationalmannschaft)
Schließlich hat er ein großes Ziel, die Nationalmannschaft Frankreichs, die nach der WM womöglich von seinem Jugend-Idol Zinedine Zidane trainiert wird. „Ich glaube, jeder französische Fußballspieler hat den Traum, für die Equipe Tricolore zu spielen und das Land zu repräsentieren“, hatte Terrier in einem Sky-Interview vor dem Leipzig-Spiel erklärt, „ganz objektiv betrachtet, hat mich meine Verletzung zurückgeworfen, aber: Es ist alles möglich im Leben. Und ich werde alles für diesen Traum tun. Womöglich mit Zinedine Zidane als nächsten Trainer – das wäre etwas ganz Besonderes.“
Der Weg dorthin ist allerdings noch ein sehr, sehr weiter. Seine beiden Sahne-Treffer dürften Terrier aber zumindest als Ansporn dienen, weiter an diesem Traum zu arbeiten. Damit dieser Wirklichkeit wird, muss der Profi aber erst noch sehr viele Schritte in seinem Klub gehen. Seine Ansprüche auf eine der beiden Zehner-Positionen in Leverkusen hat er mit seinen jüngsten Leistungen allerdings angemeldet.

