Wer wird eines Tages die Nachfolge von Manuel Neuer antreten? Mit Jonas Urbig und Alexander Nübel haben die Münchner bereits zwei Keeper unter Vertrag, denen das Erbe grundsätzlich zugetraut wird. Am Samstag trafen sie aufeinander – mit dem deutlich besseren Ende für den Ex-Kölner.
Neuer bei Bayern auf der Bank
Mit seinen langen Bällen aus dem Sechzehner heraus ins Angriffszentrum, ob hoch oder flach, hebelten die Münchner den VfB Stuttgart mehrmals aus. Bayerns Keeper Jonas Urbig zeigte über diese Distanz höchste Präzision. Ohnehin absolvierte er in seinem vierten Ligaeinsatz dieser Saison eine souveräne Partie. Und ging nach 90 Minuten als klarer Punktsieger aus dem direkten Duell mit Alexander Nübel heraus, schließlich ist ja auch die Münchner Leihgabe noch bis 2030 an den deutschen Rekordmeister gebunden.
Entsprechend genau haben sich die bayerischen Bosse die Leistungen der beiden potenziellen Nachfolger Manuel Neuers angeschaut.
Abmachung mit Neuer und Urbig
Der fünfmalige Welttorhüter saß derweil auf der Bank. Einerseits hieß es, er werde aufgrund von Kapselproblemen geschont; andererseits sprach Sportchef Max Eberl von einer „transparenten Kommunikation“, gebe es doch die Abmachung, dass auch der 22-Jährige auf Minuten kommen soll. „Wir haben ja gesagt, dass wir Jonas auch Spiele geben wollen“, erklärte Eberl. Neuer habe dem zugestimmt.
Um 11 Uhr vormittags, also rund viereinhalb Stunden vor Anpfiff, habe Urbig erfahren, dass er in Stuttgart starten werde. Diese Kürze der Zeit wäre keineswegs ein Problem, er bereite sich auf jedes Spiel gleich vor, erzählte er nach Schlusspfiff. Und angesprochen auf den Vergleich zu seinem Gegenüber Nübel sagte der Ex-Kölner: „Ich habe mich gefreut zu spielen. Über einen Torwartkollegen möchte ich nicht urteilen. Der Alex ist ein sehr guter Torwart.“ Mehr wolle er zu diesem Thema nicht sagen.
Unglücklicher Auftritt von Nübel
Dennoch wird die Torhüter-Causa den FC Bayern beschäftigen. Neuer, Urbig, Nübel. Der eine schaute zu, der andere machte es gut – und der Dritte hatte einen unglücklichen Nachmittag. In der ersten Hälfte hatte er noch Glück, als ihm ein Ball durch- und knapp am Tor vorbeirutschte; später ging das 0:3 auf seine Kappe. Es lief irgendwie alles übel für Nübel. „Alex ist ein herausragender Torwart“, sagte Eberl: „Heute hat das eine oder andere nicht so funktioniert.“ Das könne passieren, sei nicht weiter tragisch. Und doch könnte dieses direkte Duell Nübel/Urbig einen Einfluss auf die künftige Ausrichtung der Bayern haben – ein üblicher Mechanismus im Profifußball.
„Wir werden es uns ganz in Ruhe anschauen, wir haben mit Manu einen herausragenden Torwart, mit Jonas einen, der immer Leistung bringt. Und Nübel, der auch dem FC Bayern gehört, besitzt definitiv sehr, sehr gute Qualitäten“, sagt Sportvorstand Eberl zum Keeper-Trio. Mit dem Management von Nübel, so erzählte der 52-Jährige, seien die Münchner Macher im Austausch. Auch an diesem Samstag, im Rahmen des Ligaspiels, hätten sie gesprochen. Jedoch ohne dabei konkret über die Zukunft zu reden. „Jeder kennt die vertragliche Situation“, betont Eberl. Nübels Vertrag läuft bis 2030, Urbigs Arbeitspapier bis 2029 – und Neuers Kontrakt nach der Saison aus.
Urbig hat die Nase vorn
Die Präferenz in der sportlichen Führung beim FCB geht derzeit deutlich dahin, Urbig weiter zu stärken, ihn mehr und mehr an die Neuer-Nachfolge heranzuführen. Zwar hat Nübel prominente Fürsprecher in den Reihen des Deutschen Meisters – Urbig aber die Nase deutlich vorn, heißt, die Mehrheit der Verantwortlichen hinter sich. Stand jetzt. Wie es weitergeht, hängt logischerweise auch mit der Entscheidung Neuers ab. „Das wird noch Zeit benötigen“, betont Eberl. Man spreche nicht von „den nächsten Wochen oder nächsten Monaten“. Wenn es so weit ist, versichert Münchens Sportboss, „werden wir uns in Ruhe in die Augen schauen.“ Und die Thematik mit allen Beteiligten klären.
Für das Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Sporting Lissabon rechnet sich der ambitionierte Urbig auch einen Einsatz aus, sagte er doch mit Blick darauf, dass diese Entscheidung nicht er treffe. Was allerdings bedeuten würde, dass Neuer einsatzfähig sein sollte.

