Nach dem 0:5 in München meldete sich TSG-Star Andrej Kramaric mit heftiger Kritik am Klub zu Wort. Gegenüber dem kicker reagiert nun der Vorsitzende der Hoffenheimer Geschäftsführung. Dr. Markus Schütz stellt klar und ordnet ein.
„Wir werden diesen Weg konsequent weitergehen“
Da hatte sich der Frust Bahn gebrochen, als Andrej Kramaric nach dem 0:5 in München vors ESPN-Mikrofon trat. Nach dem neunten Pflichtspiel ohne Sieg und dem Abrutschen auf den Relegationsplatz zum Abschluss der Hinrunde sah sich Hoffenheims Topstar genötigt, Druck abzulassen und mahnende Worte in sein durcheinandergeratenes Umfeld zu senden. Die ernüchternde Darbietung beim Rekordmeister ordnete der Kroate als „Spiegelbild dieser Saison“ ein, „es war völlig klar, dass das passiert“.
Kramaric sorgt sich um die TSG, hadert mit der Transfer- und Personalpolitik ebenso wie mit dem sportlichen Ansatz des neuen Cheftrainers Christian Ilzer, mit dem der Kreativgeist einfach nicht zurechtzukommen scheint. Von aggressivem Anlaufen, schnellem Umschalten und wirkungsvollem Gegenpressing war freilich in München ebensowenig zu sehen wie bereits in der ersten Halbzeit beim jüngsten 0:1 gegen Wolfsburg. „Wir haben so viel Geld investiert für nichts“, schimpfte Kramaric, „es besteht die Gefahr, dass wir absteigen. Mit einer guten Mannschaft, mit guten Spielern.“
Es ist nicht zu übersehen, dass Hoffenheims einstige Lebensversicherung fremdelt mit der neuen Spielweise, die weniger auf kombinatorische, strategische Winkelzüge setzt. Aber auch davor unter Pellegrino Matarazzo war Kramaric von seiner einstigen Topform weit entfernt gewesen. Die Gesamtentwicklung in Hoffenheim missfällt dem 33-Jährigen grundsätzlich: „Ich bin ehrlich und sogar noch soft, denn wenn ich alle Dinge sage, die in meinem Kopf sind, werde ich wahrscheinlich die größte Strafe in der Geschichte der Bundesliga bekommen.“
Kiel kann mit einem Sieg zur TSG aufschließen
Von Konsequenzen für Kramaric scheint die TSG abzusehen. Jedenfalls zeigt TSG-Boss Dr. Markus Schütz auf kicker-Nachfrage sogar ein gewisses Verständnis, signalisiert zugleich aber auch Einigkeit und ungebrochene Entschlossenheit in der Klubführung.
„Es ist verständlich, dass sich Frust aufstaut, aber es ist im Grunde ja positiv, wenn die Spieler emotional bei der Sache sind. Und wir alle erwarten, dass diese Emotionalität sich in einer konstruktiven Energie in unseren kommenden Auftritten zeigen wird“, sagt Schütz zum kicker, sicher vor allem im Hinblick auf das am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) anstehende Abstiegsduell in Kiel. Die Störche können mit einem weiteren Heimsieg nach Punkten zur TSG aufschließen.
Doch selbst wenn Hoffenheim auch beim lange Zeit abgeschlagenen Aufsteiger das ersehnte Erfolgserlebnis nicht gelänge, stehe die Klubführung uneingeschränkt hinter der sportlichen Leitung und Trainer Ilzer. „Auch wenn wir aktuell eine schwierige Phase durchlaufen, wir werden diesen eingeschlagenen Weg konsequent und unbeirrt von störenden Strömungen weitergehen“, stellt Schütz unmissverständlich klar, „wir haben noch eine komplette Rückrunde zu spielen, es sind noch 51 Punkte zu vergeben“.
Ob die durch Kramarics Initiative offenbarten Risse oder gar Gräben im Kader wie im Klub mit Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen zu kitten und zu begradigen sind, wird sich erst zeigen müssen. Dringendst erforderlich jedenfalls sind nun vor allem Ergebnisse. Schnell.