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Nur ein Hauch von Xabi-Fußball: Warum Bayers Fortschritt nur ein Auftakt sein darf

Beim 2:0-Sieg gegen Union Berlin agiert Bayer erstmals nach den Vorstellungen des neuen Trainers Kasper Hjulmand: dominant und erfolgreich. Ein Fortschritt, den man in Leverkusen nicht überbewerten sollte.

Rückkehr zur Dominanz

Es war eine Mischung aus Zufriedenheit und großer Erleichterung, die aus den Worten von Kasper Hjulmand nach dem 2:0-Sieg gegen Union Berlin klangen. Kein Wunder, hatte seine Mannschaft doch nach zuvor einigen schwer verdaulichen Auftritten erstmals zum einen den Fußball gezeigt, der in etwa seinen Vorstellungen entspricht, und zum anderen die Partie auch souverän für sich entschieden.

Anders als noch am Mittwoch in der Champions League gegen Eindhoven, als der Werksklub ebenfalls die klar dominante Mannschaft gewesen war, aber nach der eigenen Führung viel zu passiv agiert und den Sieg beim 1:1-Unentschieden noch unnötig aus der Hand gegeben hatte. Doch jetzt, mit dem zweiten Sieg in der Bundesliga nacheinander, liest sich die Bilanz des Dänen nach sechs Pflichtspielen auf einmal deutlich besser.

Der zuvor unklare Trend hat sich erst mal für aufwärts entschieden

So ist Bayer 04 unter Hjulmand weiterhin unbesiegt, hat drei von vier Partien in der Liga gewonnen und nach dem Fehlstart mit nur einem Punkt aus zwei Spielen unter seinem Vorgänger Erik ten Hag den Anschluss an die Bayern-Verfolger hergestellt. Der Trend, der zuvor angesichts vieler Unentschieden und des schlechten Starts in der Königsklasse nicht wirklich klar zu deuten war, hat sich erst einmal für aufwärts entschieden.

Weil Bayer in dieser Woche auch wieder den angestrebten dominanten Fußball erfolgreich umgesetzt hat, den die Mannschaft zuvor nicht überzeugend zu praktizieren in der Lage war. 74 Prozent Ballbesitz, 92 Prozent Passquote sowie 2,87 xGoals im Vergleich zu nur 0,74 für Union. Zahlen, die in Verbindung mit dem Ergebnis nach dem Gusto der Bayer-Verantwortlichen waren.

„Es war sehr, sehr wichtig für uns, dass wir unsere Identität immer mit Intensität und mit proaktiven Mindset spielen. Heute haben wir noch einen Schritt gemacht.“ (Kapser Hjulmand)

So stellte auch Hjulmand klare Fortschritte fest. Mit und ohne den Ball. In der Art und Weise, wie Bayer das Spiel gestaltete, und wie seine Profis mental mit der 1:0-Führung umgingen. Ließ sich Bayer am Mittwoch gegen Eindhoven nach eigener Führung noch zurückfallen und den Gegner spielen, so überließ seine Mannschaft diesmal Union nicht das Heft des Handelns.

„Es ist sehr, sehr wichtig für uns, dass wir immer, immer, immer, immer proaktiv im Spiel sind. Dass wir immer das nächste Tor schießen wollen, unabhängig vom Ergebnis. Ich glaube, heute war es sehr, sehr proaktiv und wir müssen eigentlich auch noch ein oder zwei Tore schießen“, stellte Hjulmand fest, „es war sehr, sehr wichtig für uns, dass wir unsere Identität immer mit Intensität und mit proaktivem Mindset spielen. Heute haben wir noch einen Schritt gemacht.“

Gegen Union dominierte Bayer wie in noch keinem Spiel in dieser Saison

Gegen Union dominierte Bayer die Partie wie noch in keinem Spiel dieser Saison, wobei Leverkusens Trainer auch die eigenen Probleme nicht unter den Teppich kehrte. „Vor der Halbzeit spielen wir uns keine großen Chancen raus“, urteilte Hjulmand, der die Kombination zum 1:0 („Ein super Tor“) als Ausnahme von der Regel deklarierte. Diese Führung brachte Bayer in Verbindung mit Fredrik Rönnows Aussetzer kurz nach der Pause, als Unions Keeper Mittelstürmer Christian Kofane das 2:0 auflegte, in eine komfortable Lage und darauf zu guten Konterchancen.

So darf der Eindruck, dass Bayer klar überlegen war, nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Zahl der Torchancen dafür doch in Grenzen hielt. Auch wenn die Möglichkeiten dafür hochkarätig waren und Bayer hochverdient siegte.

Die Präzision in den finalen Aktionen muss verbessert werden

Doch Präzision und Ruhe in den finalen Aktionen muss Bayer noch verbessern, um seine Dominanz („Wir haben mit sehr viel Qualität gespielt“, so Hjulmand) auch zu veredeln. Gegen stärkere Gegner als Union kann dies sonst ins Auge gehen. Dass am Ende nur 7:4 Chancen in der Statistik standen, darf trotz des größeren Vorsprungs bei den xGoals als Ansatzpunkt dienen. So war es nur ein Hauch des zeitweise perfekten Fußballs unter Xabi Alonso, der durch die BayArena zog.

Viel stärker als auf die eigenen Torchancen wirkte sich das verbesserte Offensiv- und Ballbesitzspiel allerdings auf die Defensive aus. „Wir wollen auch verteidigen. In Kopenhagen war das defensive Umschaltspiel sehr, sehr schlecht. Da haben wir auch Schritte gemacht in unserem Gegenpressing“, urteilte der Trainer.

Das bessere Spiel mit dem Ball fördert auch das Gegenpressing

Dieser machte dafür – wie in der Vorsaison übrigens auch Xabi Alonso – das kontrolliertere Angriffsspiel verantwortlich. Das Beste für ein gutes Gegenpressing sei immer, „wenn du sehr viele Pässe in der gegnerischen Hälfte hast, dann bist du sehr, sehr nah dran vor dem Ballverlust und deswegen ist es leichter.“ Weil die Mannschaft kompakt formiert ist und so trotz hohen Drucks auf den ballführenden Gegner wenig Räume anbietet. Die Konterspezialisten aus Köpenick kamen so nur zu Beginn zu einer guten Umschalt-Chance durch Woo-Yeong Jeong, der aber an Mark Flekken scheiterte.

Der Keeper verhinderte einen Fehlstart in die Partie, die letztlich einen klaren Fortschritt hervorbrachte, der aber aufgrund aller Dinge, die zwar besser, aber auch noch verbesserungswürdig sind, nicht zu hoch gehängt werden sollte.

„Das Kollektiv und die Struktur sind das Wichtigste. Das hilft dann, die Spieler zu entwickeln.“ (Kasper Hjulmand)

Eine gute Basis bilden diese 90 Minuten aber in jedem Fall. Sieht Hjulmand doch zu recht etwas wachsen in einer Mannschaft, wodurch auch einzelne Spieler besser zur Geltung kommen. „Das Kollektiv und die Struktur sind das Wichtigste. Das hilft dann, die Spieler zu entwickeln“, weiß der 53-Jährige, „ich bin sehr zufrieden mit den Schritten.“ Die unverkennbar sind, aber in vielerlei Hinsicht noch sicherer gesetzt werden müssen, um auch den ganzen Weg zurück zu alter Klasse zu gehen.

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