Ein Sieg gegen Absteiger Kiel mit zwei Toren Unterschied fehlt Borussia Dortmund noch, um die erneute Champions-League-Qualifikation unter Dach und Fach zu bringen. BVB-Trainer Niko Kovac mahnt zum vollen Fokus vor dem finalen Schritt.
Der BVB-Trainer will vor dem Endspiel gegen Kiel nichts an den Abläufen verändern
90 Bundesliga-Minuten vor Saisonschluss hat Borussia Dortmund die Champions-League-Qualifikation erstmals seit vielen Monaten wieder in der eigenen Hand. Ein Sieg gegen die als Absteiger feststehenden Kieler mit mindestens zwei Toren Unterschied vor heimischem Publikum, und die Rückkehr in die Königsklasse ist mit hoher Wahrscheinlichkeit unabhängig vom Ergebnis zwischen den Konkurrenten Freiburg und Frankfurt gesichert. Gerade angesichts des jüngsten Erfolgslauf des BVB, der aus den vergangenen sieben Liga-Spielen 19 Punkte erzielte und dabei 23 Tore schoss, klingt das nach einer lösbaren Aufgabe.
„Ein schönes Gefühl, wieder dabei zu sein“
BVB-Trainer Niko Kovac allerdings mahnte am Donnerstag davor, sich der Sache zu sicher zu sein. „Es ist ein schönes Gefühl, wieder dabei zu sein. Jetzt geht es darum, den letzten Schritt zu machen – und der kann manchmal auf der schwierigste sein“, sagte der 53-Jährige am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor der Partie und betonte: „Wir müssen die 100 Prozent bringen. Wir müssen ein letztes Mal in dieser Saison abrufen, was wir zuletzt sehr gut gemacht haben. Wenn wir dann um 17.25 Uhr zwei Tore mehr haben als der Gegner, erst dann haben wir es geschafft.“
Die personellen Voraussetzungen für einen Heimerfolg im ausverkauften Dortmunder Stadion, in das auch 8000 Fans der Kieler kommen werden, sind gegeben: Bis auf den gesperrten Pascal Groß, der durch Marcel Sabitzer ersetzt werden dürfte, und dem noch immer an der Wade verletzten Maximilian Beier stehen Kovac alle Spieler zur Verfügung.
Voller Fokus auf die Gegenwart – nicht auf Mainz 2023
Dass im Dortmunder Umfeld durchaus Nervosität vor dem Bundesliga-Finale herrscht, ist in der jüngeren Vergangenheit des Klubs begründet: 2023 benötigte der BVB am letzten Spieltag einen Heimsieg gegen Mainz, für die es damals wie für Kiel diesmal um nichts mehr ging, um Deutscher Meister zu werden. Doch das Spiel nahm einen dramatischen Verlauf und ging am Ende nur 2:2 aus. Die Dortmunder stürzten ins Tal der Tränen, der Konkurrent aus München durfte dagegen feiern.
Einer der beiden Fern-Kontrahenten Freiburg und Frankfurt soll am Samstag keinen Grund zur Freude haben – weil der BVB am finalen Spieltag noch vorbeiziehen konnte. „Wir müssen nicht in der Vergangenheit herumkramen“, sagte Kovac deshalb am Donnerstag. „Wir leben im Jetzt.“ Und dort sprechen viele Argumente für die Borussia.
„Wir haben das Heft des Handelns selbst in der Hand“
„Wir werden nichts ändern in unseren Abläufen. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass wir vieles richtig gemacht haben in der Herangehensweise und der Umsetzung. Deshalb haben wir diese Trainingswoche auch gestaltet wie sonst auch. Ich bin ein Freund davon, es so zu halten, wie es war, wenn es gut funktioniert hat“, sagte Kovac zu möglichen Umstellungen in der Finalwoche. Der Fokus soll dort bleiben, wo er auch in den vergangenen Wochen war: Auf dem Platz. Auch wenn die Ausgangssituation jetzt eine andere ist.
„Wir hatten zuletzt viele Endspiele, in denen wir genötigt waren, zu gewinnen. Wir waren abhängig von den Ergebnissen der anderen. Jetzt haben wir das Heft des Handelns selbst in der Hand und können mitbestimmen“, sagte Kovac, der sich durch die Aufbauarbeit der vergangenen Wochen viel Kredit im zuvor skeptischen Dortmunder Umfeld erarbeiten konnte.
Kovac spürt die Unterstützung des Klubs
Mit Genugtuung allerdings blickt er nicht auf die veränderte Stimmungslage gegenüber seiner Person – auch weil er davon größtenteils gar nichts mitbekommen habe: „Ich lese nichts, das ist am besten“, sagte der BVB-Trainer. „Ich möchte sauber im Kopf bleiben und Entscheidungen treffen, die von mir kommen und nicht, weil ich irgendetwas aufgeschnappt habe.“ Wichtig sei ihm vor allem die Unterstützung innerhalb des Klubs. „Und die spüre ich. Wir haben gezeigt, dass wir eine gute Zukunft haben können.“
Doch vor der Zukunft kommt die Gegenwart – und da fehlt eben noch ein letzter Schritt.

