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In Titelkampf und Pokal: Bayer und der Faktor Psychologie

Die Chance im Titelrennen? Gering. Die im DFB-Pokal vor dem Halbfinale bei Drittligist Bielefeld? Groß. Doch gerade in der Meisterschaft bläst Bayer 04 zur Attacke. In der finalen Saisonphase spielt der Double-Gewinner mit dem Faktor Psychologie.

Zwischen verbaler Offensive und mahnenden Worten

Antizyklisch zu handeln, ist oft ein Erfolgsrezept. Eines, das derzeit die Protagnisten bei Bayer 04 bevorzugt zum Einsatz bringen, um die Chancen im Titelkampf in der Bundesliga zu erhöhen. Und so haben die Verantwortlichen von Bayer 04 die verbale Offensive auf den FC Bayern München eingeläutet, obwohl der Rekordmeister in der Liga sechs Punkte und 24 Treffer Vorsprung auf den Titelverteidiger hat.

Die Stiche gegen das Münchner Nervenkostüm werden dabei nicht provokant, aber doch bewusst gesetzt. Möchte man den Tabellenführer doch nicht anstacheln, sondern verunsichern. Also betonte auch Simon Rolfes nach dem 3:1-Sieg gegen Bochum, als er danach gefragt wurde, ob Bayer sich aus der verbalen Offensive mehr Druck für die Münchner verspreche: „Nein, das wird auf dem Platz entschieden. Aber die Marschrichtung in der letzten Phase der Saison ist klar: Was sollen wir ein anderes Ziel ausgeben, als nach vorne? Das ist doch klar.“ Was das bedeute? Der Geschäftsführer antwortet mit einem breiten Grinsen: „Gut, es gibt nur einen Platz, der über uns ist.“

Und so kommt ein Nadelstich zum anderen. „Wir werden da sein bis zum Ende. Wir wollen Druck auf die Bayern machen“, kündigte Mittelfeldspieler Aleix Garcia an. „Wir sprechen schon von der Meisterschaft“, gab Abwehrchef Jonathan Tah zu Besten. Und auch Trainer Xabi Alonso, der bereits vor der Partie  verbal in die Offensive gegangen war, nutzte seine Spielanalyse, um erneut ein klares Signal nach München zu senden.

„Für uns ist jetzt jedes Spiel ein Endspiel.“ (Aleix Garcia)

„Es war vielleicht keine super spektakuläre Leistung, aber eine seriöse“, ordnete der 43-Jährige den Auftritt seiner Mannschaft ein, die sich offensiv lange sehr schwer getan hatte, lobte dann aber: „Wir haben konstant gespielt. Wir wussten, dass wir, wenn wir ruhig bleiben und und Vertrauen haben, dass wir eine Chance haben.“ Diese Herangehensweise sieht der Baske als essentiell an. „Das brauchen wir für diese letzte Periode in der Saison, für die nächsten sieben Bundesligaspiele“, betonte er und fügte an: „Wir haben die Klasse, alle zu gewinnen.“

Ein Wink gen München und eine Aussage, um das eigene Team zu stärken. Denn um den Bayern wirklich nochmal gefährlich zu werden, muss Bayer 04 in der Liga alternativlos im Pokal-Modus agieren. Nicht umsonst sagt Aleix Garcia: „Für uns ist jetzt jedes Spiel ein Endspiel bis zum Ende der Saison.“ Am Dienstag im Pokal-Halbfinale bei Arminia Bielefeld gilt dies ohnehin.

„Das wird ein Kracher. Für Bielefeld ist das wahrscheinlich das Spiel des Jahres.“ (Lukas Hradecky)

Doch trotz der eindeutigen Favoritenrolle im Duell mit dem Tabellenvierten der 3. Liga dominieren in diesem Fall, ebenfalls antizyklisch, die mahnenden Worte. „Bielefeld steht nicht umsonst im Halbfinale“, warnt Rolfes, „ich habe auch schon auf der Bielefelder Alm gespielt. Das ist ein total stimmungsvolles Stadion, das auch die Mannschaft trägt. Das wird ein hartes Spiel. Deswegen war es wichtig gegen Bochum wieder in diesen Modus nach der Länderspielpause zu kommen, die Siegermentalität, diesen Siegeswillen  zu zeigen. Den brauchen wir am Dienstag ganz sicher.“

Auch Kapitän Lukas Hradecky betont die Tücken des Spiels gegen den Underdog: „Sie haben es super gemacht, drei Bundesligisten geschlagen. Das ist uns ganz klar bewusst. Wenn Du den Pokal gewinnen willst, musst du unterschiedliche Aufgaben erledigen. Das wird ein Kracher. Das ist wahrscheinlich das Spiel des Jahres für sie.“

Die fußballerische Attacke konnte zuletzt kaum mit der verbalen mithalten

Es gibt zumindest mehrerer Gründe, die Sinne zu schärfen. Zum einen um beim Drittligisten nicht psychologisch in die Falle zu tappen. Zum anderen, weil Bayer fußballerische Offensive außer in der letzten halben Stunde beim 4:3-Sieg in Stuttgart in den vergangenen fünf Partien nicht mit der verbalen Attacke im Titelrennen mithalten konnte. So gab Hradecky nach dem Sieg gegen Bochum offen zu: „Es war kein perfektes Spiel, das wissen wir.“ Am Dienstag in Bielefeld muss zumindest erneut das Ergebnis stimmen.

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