Beim 0:4 gegen Bayern im Pokal präsentierte sich Mainz 05 großteils desolat. Einen der ganz wenigen Lichtblicke lieferte ein alter Bekannter, der nach langer Leidenszeit wieder wichtig werden dürfte.
Jenz fehlt wohl auch in Freiburg
Erstmals ausgesprochen wurde der Satz im Februar 2023 – und bei Mainz 05 inzwischen längst zum geflügelten Wort. „Wenn man Stefan Bell abschreibt“, sagte der damalige Trainer Bo Svensson nach einem 3:1 gegen Augsburg, „macht man einen Fehler. Das muss mittlerweile jedem klar sein.“ Bei Svenssons Landsmann und Nach-Nachfolger Bo Henriksen ist diese Erkenntnis ebenfalls angekommen, spätestens am Mittwochabend. Beim 0:4 gegen die Bayern übernahm Bell zur Pause als Mittelmann der Dreierabwehrkette für den verletzten Moritz Jenz. Henriksens Urteil, das sich mit dem praktisch aller Beobachter deckt: „Bello war wirklich, wirklich gut.“
Der Routinier verkörpert die Attribute, die Mainz im Abstiegskampf braucht
Sicher lassen sich diese 45 Minuten nicht eins zu eins vergleichen mit der ersten Hälfte, da Bayern nach der Pause mindestens zwei Gänge herunterschaltete. Zu glauben, mit Bell hätten die 05er Musiala und Co. vor dem Seitenwechsel aufgehalten, wäre also 100-prozentig naiv. Einen Maßstab für Bells persönliche Verfassung bietet sein Auftritt gleichwohl: Hohe Präsenz in Zweikampf und Stellungsspiel, souveräner Überblick, starke Impulse im Aufbau. „Bello“, fasst es sein Trainer treffend zusammen, „war der Boss“. Und verkörperte so auch mit mittlerweile 33 Jahren genau die Attribute, die Mainz im Bundesliga-Abstiegskampf braucht.
„Nicht das Spiel gegen die Bayern ist wichtig, sondern die Bundesliga am Sonntag.““ (Bo Henriksen)
Dieses Wort nahm Henriksen aktuell zwar nicht in den Mund, seine Situationsbeschreibung ist dennoch eindeutig und im Ergebnis unstrittig: „Nicht das Spiel gegen die Bayern ist wichtig, sondern die Bundesliga am Sonntag.“ Dann geht es zum SC Freiburg, wo der an einer Muskelverletzung laborierende Jenz aller Voraussicht nach weiter ausfallen wird. Was Bell zum zweiten Startelf-Einsatz der laufenden Saison nach dem 3:3 in Stuttgart am 2. Spieltag verhelfen dürfte. In jener Partie Ende August konnte der Routinier nicht überzeugen (kicker-Note 5), musste nach 45 Minuten für Maxim Leitsch weichen. Inzwischen wirkt Bell, im kompletten ersten Halbjahr wegen einer Herzmuskelentzündung außer Gefecht, jedoch deutlich gefestigter.
Neben dem angeschlagenen Amiri könnte Bell eine der wenigen Säulen sein
Davon, dass dieser Eindruck vom Mittwoch nicht getäuscht hat, hängt für die Rheinhessen zumindest in Freiburg und womöglich auch darüber hinaus einiges ab. Ohne die verletzten Jonathan Burkardt, Andreas Hanche-Olsen und nun Jenz wäre Bell neben dem angeschlagenen Mittelfeldlenker Nadiem Amiri einer der wenigen, der über die eigene Leistung hinaus auch den Mitspielern derzeit Halt geben könnte.