Schon seit 2016 trägt der Mittelfeldspieler das Trikot desselben Klubs. Das ist keine Selbstverständlichkeit, erst recht nicht in Wolfsburg. Dort hat der 31-Jährige noch einiges vor, die Zeit danach hat er aber schon im Hinterkopf.
Dauerbrenner denkt über seine VfL-Zeit hinaus
Ausgerechnet in jenem Spiel, in dem seiner Mannschaft nach vier Niederlagen in Folge der Turnaround gelingen soll, muss er aussetzen. Yannick Gerhardt ist nach seiner fünften Gelben Karte, erhalten beim jüngsten 2:3 daheim gegen RB Leipzig, in Mainz gesperrt. Eine gehörige Portion Routine fehlt dem VfL damit beim ebenfalls zuletzt schwächelnden FSV, ist der 31-Jährige doch der nach Kapitän Maximilian Arnold inzwischen dienstälteste Akteur des VfL. Seit 2016 trägt er dessen Trikot – in der Bundesliga, erst recht in Wolfsburg, ist das eine Rarität.
„Wenn wir individuell unseren Kader angucken: Egal, wer spielt – das muss auf jeden Fall in den meisten Fällen für einen Sieg reichen“, zeigt sich Gerhardt selbstbewusst. Oft diskutiere man in der Kabine unter den Spielern über das Dilemma der Sieglosigkeit, woran das liege und wie man es beheben könne, verrät der einmalige Nationalspieler: „Wir Spieler müssen unser Potenzial mehr abrufen, die Spiele öfter auf unsere Seite kippen. Wir reden untereinander, machen uns Gedanken, leiden mit. Die letzten Wochen haben schon auf die Stimmung gedrückt.“
Der Teamgeist müsse dennoch weiterhin stimmen: „Es kommt nicht vom Reden. Wir müssen auf dem Platz Taten folgen lassen. Wir müssen als VfL die Qualität haben, dass wir die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Spiele zu gewinnen. Unterm Strich haben wir zu wenig Punkte.“
Ralph Hasenhüttl nimmt Gerhardt aus der Kritik und zieht den Vergleich zu dessen jüngsten Vorgängern, die sich allesamt die Zähne an den „Wölfen“ ausbissen. „Bei jedem Trainer, jetzt auch, haben wir Phasen, in denen wir richtig gut sind. Es fehlt die Konstanz.“ Dass dies schlimmstenfalls die vorzeitige Demission Hasenhüttls bei den Niedersachsen nach dieser Saison zur Folge haben könnte, sei keine schöne Aussicht. „Wenn am Ende ein Trainer den Verein verlassen muss, haben wir als Mannschaft versagt. Das ist nichts, worauf man stolz ist …“
„Wir haben keinen Erfolg, das nagt an einem“
Sehr stolz sei Gerhardt dagegen, dass er schon so lange in Wolfsburg dabei sei. „Es ist für mich nicht selbstverständlich, zehn, elf Jahre auf dem Niveau in der Bundesliga zu spielen“, sagt er nach inzwischen 268 Spielen für den VfL, in denen er 23 Tore erzielte und 30 Assists gab. Er sei auch froh, beim VfL noch einen längerfristigen Vertrag zu haben. Und dennoch schweift der Blick auch gedanklich schon ein wenig darauf, was die Karriere als Profi vielleicht noch bereithält. „Als Fußballer hat man vielleicht die Chance, einmal im Ausland zu spielen.“ Wo bevorzugt? „Ich bin offen für alles.“
Natürlich verfolgt der vielseitige Allrounder, der seine größten Stärken als Achter mit Zug zur gegnerischen Box sieht, auch die Entwicklung beim 1. FC Köln, wo er einst die große Bühne betrat. Könnte der „Effzeh“ nach einem Wiederaufstieg noch einmal interessant sein? „Köln ist auch immer etwas Besonderes für mich, aber diese Überlegung habe ich noch gar nicht. Im Sommer schaut man sich dann alles an. Ich habe mir noch keine konkreten Gedanken gemacht. Die Situation lässt es nicht zu und es wäre auch unprofessionell. Momentan ist die Situation so, dass man ihr alles unterordnen muss.“
Denn größtes Anliegen ist für den Akteur aktuell eine Kurskorrektur mit Wolfsburg, und das möglichst mit seinem Dazutun. Gerhardt über den Saisonverlauf: „Anfangs habe ich nicht so viel gespielt, wir hatten Erfolg. Jetzt habe ich mich zurückgekämpft, aber wir haben keinen Erfolg, das nagt an einem. Deshalb habe ich jetzt erstmal die Motivation, kurzfristig alles zu geben.“