Zu Saisonbeginn war der VfL Bochum die Schießbude der Liga. Das hat sich unter Dieter Hecking deutlich geändert.
Bochums Plus: Hellwach zum Jahresauftakt
Die Gesamtbilanz klingt natürlich der Tabellensituation entsprechend. 35 Gegentore hat der VfL Bochum bisher kassiert, mehr Einschläge gab es bisher nur im Tor von Aufsteiger Holstein Kiel, nämlich 38. In ähnlichen Bereichen rangiert auch der aktuell 16. der Tabelle, der 1. FC Heidenheim, der 33 Gegentreffer kassierte.
Auffällig aber die deutliche Aufwärts-Tendenz beim VfL Bochum. Fiel die Mannschaft in den ersten Wochen und Monaten bisweilen auseinander und kassierte unter Interimstrainer Markus Feldhoff in zwei Spielen sogar zwölf Gegentore, so hat sich der VfL unter Dieter Hecking deutlich stabilisiert.
- Passlacks Weg: Erst Frust, jetzt Vorarbeiter
Lediglich sechs Gegentore gab es in den jüngsten sechs Spielen, zuletzt sogar erstmals eine weiße Weste, am 15. Spieltag beim 2:0 gegen Heidenheim. Dazu passt, dass der VfL auch das Testspiel gegen Almelo ohne Gegentreffer überstand.
Beim 1:0 gegen den niederländischen Erstligisten am Sonntag rettete Patrick Drewes sogar mit einer Parade bei einem Elfmeter in den Schlussminuten den Sieg über die Zeit. In Verbindung mit dem jüngsten Spiel in der Bundesliga ohne Gegentor endlich mal eine Bestätigung für den Torhüter, der im bisherigen Saisonverlauf nur selten so richtig überzeugte. Rückenwind also für Drewes; überdies dürfte die jüngste Bilanz der Mannschaft insgesamt mehr Selbstvertrauen geben, vor allem im Blick auf die größere Kompaktheit.
Das war der erste Ansatzpunkt von Hecking in seiner Amtszeit, und nicht nur an Zahlen lässt sich der gewünschte Effekt ablesen. Einer der Faktoren, die für mehr Stabilität sorgen, ist die Geschlossenheit der Fünferkette, mit zwei sehr erfahrenen Außen, Felix Passlack und Maxi Wittek. Dazu hat Hecking auch drei Innenverteidiger gefunden, die mittlerweile eingespielt sind und sich gut ergänzen.
Ein „Schrank“ und zwei schnelle Leute, so könnte man das Trio beschreiben. Der Schrank ist Ivan Ordets, ein Brecher im Zentrum, äußerst kopfballstark, aber zumindest auf den ersten Metern eben nicht der Schnellste. Wie gut, dass mittlerweile Bernardo nach seiner langwierigen Verletzung wieder dabei ist; der Brasilianer ist ziemlich schnell auf den Beinen. Noch etwas flotter ist Tim Oermann unterwegs, der immer mehr an Sicherheit gewinnt, und Hecking nicht nur durch sein Tempo überzeugte.
Zum Gesamtbild gehört natürlich auch, dass Hecking im Mittelfeld vor allem auf eher defensiv denkende Spieler baute: Auf den laufstarken Matus Bero, der meist sogar den offensiveren Part übernimmt, dazu Ibrahima Sissoko, der zuletzt ebenfalls stärker wurde, sowie häufig Capitano Anthony Losilla.
Heckings Maßnahmen greifen: In dieser Besetzung hat sich der VfL zumindest auf der Zielgeraden des Jahres 2024 wieder als ekliger und unangenehm zu spielender Gegner erwiesen. Kompakt und eben auch kompromisslos: Der VfL ist übrigens auch die Mannschaft, die bisher ligaweit die meisten Fouls beging, nämlich 205.
Erneut keine Niederlage zum Jahresauftakt?
Die neue Stabilität gilt es beim Auftakt am Samstag in Mainz zu bestätigen. Dann möchte der Tabellenletzte gerne eine kleine Serie fortsetzen: In den vergangenen sechs Bundesliga-Spielzeiten kassierte der VfL beim Jahresauftakt keine Niederlage.
Die letzte Pleite im ersten Spiel eines neuen Kalenderjahres war das 0:1 gegen Mainz im Jahr 2007. Damals besorgte übrigens der heutige Leipzig-Trainer Marco Rose das Siegtor für den FSV.