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Fortschritt trotz Rückschritt: Xhakas Hoffnung auf die Wiedergeburt

Nach dem 0:0 gegen Stuttgart droht Bayer 04 Leverkusen ein Rückstand von sieben Punkten auf die Spitze. Doch angesichts der stärksten Saisonleistung verweigern Leverkusens Protagonisten den Blick auf die Tabelle und betonen den sichtbaren Fortschritt.

Leverkusen verliert zwei Punkte, gewinnt aber an Zuversicht

Das Thema war unumgänglich. Das war auch Granit Xhaka klar. Auf sieben Punkte kann der Rückstand von Bayer 04 auf das Spitzenduo aus München und Leipzig am Samstag ansteigen. Doch die Tabelle wollte Leverkusens Leader nach dem 0:0 gegen Stuttgart, dem vierten Unentschieden aus den jüngsten fünf Ligaspielen der Werkself am Freitagabend nicht kommentieren. „Lasst die Frage“, konterte Leverkusens Stratege.

Xhaka, der nach den defensiv labilen Auftritten beim 4:3-Sieg gegen Wolfsburg und zuletzt dem 2:2 in Bremen kein Blatt vor den Mund genommen und Klartext bezüglich der Leverkusener Nachlässigkeiten gesprochen hatte, wollte sich den eigentlich sehr gelungenen Auftritt gegen Vizemeister Stuttgart nicht in irgendeiner Form madig machen lassen. Und das war nur allzu verständlich.

Fast unglaublich: Bayer blieb erstmals ohne Gegentor

„Wir sind nicht zufrieden, was das Ergebnis anbelangt. Aber vom Spielerischen her war das sicher die beste Leistung in der Saison“, stellte der 32-Jährige fest, der vor allem eine alte Stärke seiner Mannschaft an diesem Abend wiederentdeckt hatte. Man mag es vom Team mit der besten Defensive der Vorsaison gar nicht glauben: Erstmals war Leverkusen in dieser Spielzeit in der Liga ohne Gegentreffer geblieben.

Weil Bayer extrem intensiv gegen den Ball arbeitete, starke Ballgewinne durch das aggressive Pressing generierte und mit neuem Personal, neuem System und neuer Taktik von Xabi Alonso einen perfekten Matchplan erhalten hatte, den Xhaka und Co. bis auf die Chancenverwertung ideal und konsequent umsetzten.

Wenn Bayer so bedingungslos arbeite, „wirst du nicht nur heute zu Null spielen, sondern auch die nächsten Wochen. Und das war unsere Stärke letztes Jahr“, strich Xhaka heraus, „wir sind vorne drauf gegangen, wir haben auch hinten mal Eins gegen Eins gespielt. Aber diese Intensität gegen den Ball, das ist das, was uns einen stark gemacht hat. Wenn wir das hinkriegen, jeden dritten Tag, diese Mentalität haben, auch mal einen Sprint mehr zu machen als Gegner, dann wird man auch belohnt mit Toren.“

Dass dies gegen Stuttgart misslang, lag am Pech im Abschluss, natürlich auch am eigenen Unvermögen in der einen oder anderen Situation und auch daran, dass man sich trotz der Chancenflut nicht noch mehr und noch klarere Möglichkeiten erspielte, was möglich gewesen wäre. „Stuttgart hatte heute einen hervorragenden Torwart, aber dieser letzte Pass, dieser letzte Touch muss besser werden“, weiß Xhaka, „das beginnt im Training und danach wird man auch im Spiel belohnt.“

Xhaka hofft auf die Wiedergeburt des Meister-Spirits

Das neue alte Feuer im Leverkusener Spiel schürt im Schweizer die Zuversicht, dass Bayer künftig wieder erfolgreicher spielen und punkten wird. So dass der Sechser doch noch den drohenden Leverkusener Rückstand auf Platz 1 einordnete. „Nach neun Spieltagen ist noch niemand Meister geworden. Erstmal muss auch Bayern gewinnen und die anderen auch“, erklärt er fast trotzig, „und wenn es am Samstag so weit ist mit sieben Punkte Vorsprung von Bayern, werden wir die Tabelle nicht anschauen. Was wir anschauen müssen, ist, wie wir Spiele wieder gewinnen können. Und mit diesem Spiel heute können wir auf sehr viele Sachen aufbauen.“

Xhaka („Wir waren heute wirklich ganz klar die bessere Mannschaft“) erhoff sich nach dem mannschaftlich starken Auftritt eine Art Wiedergeburt des Leverkusener Meister-Spirits. „Es ist schade, dass wir heute nur mit einem Punkt jetzt hier stehen. Aber dieser Punkt wird uns auf jeden Fall weiterhelfen, weil wir heute ein gutes Spiel gezeigt haben. Und das hat uns so ein bisschen die letzten Wochen gefehlt, dass man wieder mal ein Spiel über 90 Minuten überzeugt.“

Dauerhafte Spitzenleistungen erwarten sie in Leverkusen von sich selbst. Es gehe darum, „dass wir an unser Top-Level kommen und das war heute ein großer Schritt in diese Richtung“, pflichtete Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes dem Mittelfeldakteur bei, „wenn wir das erreichen, haben wir noch viele Spiele vor uns, die wir auch gewinnen können.“ Und so zeigte sich auch Trainer Xabi Alonso trotz des nicht zufriedenstellenden Resultats zufrieden, deklarierte den tabellarischen Rück- als entwicklungstechnischen Fortschritt.

Mit gutem Gewissen. Dass die Bayern und/oder Leipzig am Samstag erstmal davonziehen können, „das kann passieren, aber der Punkt heute und in Bremen bedeuten nicht das Gleiche. Es ist zwar jeweils nur ein Punkt, aber wenn wir so wie heute auch gegen Liverpool, Bochum oder Heidenheim spielen können, haben wir bessere Chancen. Wenn wir wie gegen Bremen spielen, kann alles  passieren.“ Eben auch im negativen Sinn.

Das Stuttgart-Spiel soll der Beginn einer neuen alten Konstanz werden, die Bayer wieder weiter nach oben führt. Eine Hoffnung, die nicht nur aufgrund der Leistung vom Freitagabend berechtigt ist. Schließlich hat der Double-Gewinner im Gegensatz zu den anderen Mitbewerbern bereits mit Ausnahme des BVB gegen alle direkten Konkurrenten im Kampf um die Spitzenplätze bereits einmal gespielt, während die anderen Top-Klubs in der Hinrunde noch zwei oder drei dieser Duelle vor sich haben, sich also die Punkte noch gegenseitig wegnehmen.

War der Rückschritt mit dem 0:0 gegen Stuttgart tatsächlich der Beginn eines nachhaltigen Fortschritts , sollte niemand die Werkself vorzeitig abschreiben. Allerdings müssen Xhaka und Co. dafür noch beweisen, dass sie so konzentriert und bedingungslos abgelieferte Leistungen nicht nur in den großen Spielen auf die Kette kriegen, sondern eben beständig und gerade auch gegen vermeintlich relativ sichere Punktelieferanten wie es zuletzt Kiel und Bremen. Sonst wird der bis zur Halbzeit der Saison vermeintlich günstige Spielplan nicht zum Vorteil.

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