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Fast wie gegen Mainz: Als höhere Mächte Yeboah & Co. verzweifeln ließen

Gegen Mainz erspielte sich Eintracht Frankfurt 18 Chancen und ließ nur drei Gäste-Möglichkeiten zu. Dennoch standen die Hessen nach 90 Minuten mit leeren Händen da. Die Niederlage erinnert an eine Partie vor 33 Jahren.

Frappierende Parallelen vor 33 Jahren

„Aus den Chancen, die wir hatten, schießen wir normalerweise vier bis fünf Tore. Hinten bekommen wir Gegentore aus dem Nichts. Heute war es extrem. Ich persönlich habe noch nie in meiner Karriere so ein Spiel erlebt“, gab ein konsterniert wirkender Robin Koch nach der 1:3-Pleite gegen Mainz zu Protokoll. Dass ein solcher Spielverlauf einen extremen Seltenheitswert hat, belegt auch der Blick in die Datenbank. Seit die kicker-Reporter ab der Saison 1988/89 die Tormöglichkeiten einer Bundesliga-Partie dokumentieren, gab es zuvor nur einmal den Fall, dass eine Mannschaft trotz eines ähnlich deutlichen Chancenverhältnisses als Verlierer vom Platz ging. Das war vor 33 Jahren, also vor Kochs Geburt.

Frankfurter Offensivfußball vom Allerfeinsten

Die Hessen spielten 1991/92 unter Dragoslav Stepanovic einen Offensivfußball, der zu jener Zeit seinesgleichen suchte. Im Mittelfeld brillierten Andreas Möller und Uwe Bein, im Angriff wirbelten Anthony Yeboah, Jörn Andersen und Lothar Sippel, und aus der Abwehr schaltete sich immer wieder Manfred Binz mit in die Offensive ein.

Nach 14 Spieltagen stand die SGE mit drei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Nun war mit Leverkusen die beste Defensive der Liga zu Gast bei der besten Offensive. Von Beginn zeigten die Hausherren, dass sie gewillt waren, den Tabellenvierten nicht ins Spiel kommen zu lassen. Erste Chancen ließ die SGE aus, ehe die erste zaghafte Leverkusener Annäherung ans Frankfurter Tor die Gästeführung zur Folge hatte. Uwe Bindewald stolperte eine Hereingabe von Jorginho ohne jeglichen Gegnerdruck ebenso unglücklich wie unnötig ins eigene Tor.

Bindewald kann seinen Fauxpas nicht wiedergutmachen

Die Angriffe der Frankfurter wurden nun wütender, doch der Ausgleich wollte einfach nicht fallen. Bindewald hätte seinen Fauxpas wiedergutmachen können, schob das Leder aber mutterseelenallein vor Gäste-Keeper Rüdiger Vollborn am Pfosten vorbei. Möller zimmerte den Ball an die Latte, von wo aus dieser auf die Torlinie und dann wieder ins Spiel sprang. Spätestens nach Sippels Pfostentreffer in der 54. Minute machte sich bei den Rheinländern das Gefühl breit, dass an diesem Tag das Glück Leverkusens Pate sein sollte. „Rüdiger, heute kann nichts mehr passieren“, feuerte Libero Franco Foda seinen Schlussmann nach Sippels Hochkaräter an.

Das Spiel lief freilich weiter nur in eine Richtung. Die 33.000 Zuschauer im Waldstadion sahen, wie sich ihre Mannschaft weiterhin Chance um Chance erspielte, aber ein ums andere Mal das Tor verfehlte, einen Abwehrspieler der Werkself anschoss oder an Schlussmann Vollborn scheiterte. Es blieb am Ende beim 0:1. Trotz 19 teils bester Tormöglichkeiten. Bayer 04 musste nicht mal eine ihrer vier Einschussmöglichkeiten nutzen, um in der Main-Metropole zu gewinnen. Eine eigentlich harmlose Flanke genügte.

„Nicht der Papst, Calli, der liebe Gott!“ (Frankfurts damaliger Vize-Präsident Bernd Hölzenbein)

„Einseitiger kann ein Spiel nicht mehr laufen, ungerechter kaum ausgehen, der Leverkusener Sieg ist nicht zu begründen“, analysierte der kicker. Später im VIP-Raum des Waldstadions unternahm Manager Reiner Calmund etwas verlegen den Versuch, Eintrachts Vize-Präsident Bernd Hölzenbein das soeben Geschehene zu erklären: „Tut mir leid, Holz, aber bei uns hat heute der Papst mitgespielt“. Der korrigierte: „Nicht der Papst, Calli, der liebe Gott!“.

Nie mehr der Schale so nah

Der endgültige Beweis, dass der Fußballgott in jener Saison kein Frankfurter war, sollte noch folgen. Zwar thronte die SGE auch nach 34 Spieltagen in der Tabelle ganz oben, unglücklicherweise gab es aber aufgrund der Wiedervereinigung ausgerechnet in jener Spielzeit 20 Mannschaften im Ligabetrieb und damit 38 Runden.

Am letzten Spieltag beim Aufsteiger Rostock verspielten die Hessen dann alles. Wieder war das Spielglück nicht auf ihrer Seite. Beim Stand von 1:1 hätte der Tabellenführer nach einem Foul an Ralf Weber einen Elfmeter bekommen müssen, die Pfeife von Schiedsrichter Alfons Berg blieb aber stumm. Es war die aus Eintracht-Sicht folgenreichste Fehlentscheidung eines Referees. Die Frankfurter rannten danach vergeblich an, fingen sich stattdessen noch das 1:2 und rutschen auf den dritten Platz ab. Am Ende fehlten zwei Punkte zum Meistertitel, die man auch am 15. Spieltag gegen Leverkusen hätte holen können. Nie wieder war die SGE der Schale so nah.

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