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„Bro, not again“: Elfeinhalb Kane-Rekorde und ihre Geschichten

Zum Jahresabschluss blieb Harry Kane ohne Tor, stellte im Bayern-Trikot aber schon allerlei Rekorde auf. Ein etwas anderer Überblick.

Was für Bestmarken Bayerns Stürmer bereits aufstellte

Weit weg will er schon wieder, ab in die Sonne, „die Akkus aufladen“. Nach dem 5:1 gegen Leipzig brach Harry Kane wie schon im Vorjahr mit seiner Familie in den Winterurlaub auf. Ein Privileg, das ihm in all den Jahren als Premier-League-Profi nie zuteilwurde.

Bis Englands Nationalmannschafts-Kapitän sich am 2. Januar an der Säbener Straße zurückmeldet, schaut der kicker mal in Ruhe auf das, was bisher so passiert ist. Und da ist ein bisschen was zusammengekommen. Zum Beispiel eine Auswahl an Rekorden – und deren Geschichte.

1) Kane erzielte in seinem 43. Spiel sein 50. Bundesliga-Tor – schneller war niemandIn England hatte man ihn gerade als „unbeweglich“ bezeichnet und sich gefragt, ob Thomas Tuchel mit so einem Stürmer 2026 wirklich Weltmeister werden könne. Da antwortete Kane auf seine Art, traf beim Freitagabendspiel gegen Augsburg (3:0) zweimal vom Punkt und einmal artistisch. Es waren die Tore 48 bis 50 im 43. Bundesliga-Spiel. Damit erreichte er die magische Marke sogar schneller als Erling Haaland, der im Dortmund-Trikot einst 50 Spiele für 50 Tore gebraucht hatte. Wie unbeweglich muss der erst gewesen sein?

-) Alle 77,7 Minuten erzielt Kane ein Bundesliga-Tor – kein Bestwert mehr!Hat jemand neulich wohl Sharjah FC gegen Al-Wahda FC gesehen? Nein, wieso auch … Man hätte dort, beim 1:0-Sieg des Tabellenführers Sharjah, einen ganz faszinierenden Joker begutachten können. Dieser Joker wurde, genau wie in der Woche davor, erst eine Minute vor Ende der Nachspielzeit eingewechselt. Paco Alcacer heißt der Mann, für den der FC Barcelona mal 30 Millionen Euro ausgab und den Borussia Dortmund dem FC Barcelona wenig später für 21 Millionen Euro abkaufte und wenig später für 23 Millionen Euro an Villarreal verkaufte. Und dieser Alcacer, inzwischen Edeljoker in den Vereinigten Arabischen Emiraten, hält bis heute noch den besten Minute-pro-Tor-Schnitt in der Bundesliga (von allen Spielern, die mindestens zweistellig trafen). 76 Minuten benötigte der Spanier durchschnittlich für einen Treffer im deutschen Oberhaus und thront damit seit Kanes Null-Tore-Auftritt am Freitag gegen Leipzig wieder allein an der Spitze. Kane trifft nur alle 77,7 Minuten – bedenklich …

2) Kane sammelte als erster Spieler in seiner Premieren-Saison 36 Bundesligatore und insgesamt 46 ScorerpunkteMan müsse ihn schon im März oder April nochmal fragen, erzählte Kane im Winter 2023 immer wieder. Erst dann könne er eine seriöse Kampfansage wagen. Der 100-Millionen-Euro-Einkauf aus London befand sich früh in der Saison auf Rekordkurs. Und weil man ja rund um den FC Bayern grundsätzlich immer Geschichten benötigt, stellte sich schnell die Frage: Kann Kane die 41-Tore-Saison von seinem Vorgänger Robert Lewandowski übertrumpfen? Konnte er nicht, auch weil er wegen Rückenproblemen die abschließenden zwei Saisonspiele verpasste und bei lächerlichen 36 Treffern stehenblieb. Einen Rekord sicherte er sich damit aber trotzdem: Nie zuvor hatte ein Bundesliga-Debütant solche Zahlen aufgestellt, zu den 36 Treffern gesellten sich noch zehn Assists.

3) 36 Tore in einer Saison – das ist sogar Kanes persönlicher BestwertEs gab mal eine kurze Zeit in England, da bezeichneten einige sogenannten Experten Harry Kane als „One season wonder“. Also als einen, der ausnahmsweise eine ganz gute Saison gespielt hat und danach wahrscheinlich wieder abtauchen wird. Dumm nur, dass dieser Kane auf seine One-season-wonder-Saison mit 21 Toren gleich 25 in der nächsten folgen ließ. Und 29 in der danach. Und 30 in der danach. „Mach’s gut, Harry“, schrieb der Guardian im August 2023, als Kane gerade im Flieger nach München saß und sich als Rekordtorschütze von Tottenham aus England verabschiedete. „Unser one season wonder, das einfach nicht aufgehört hat, Tore zu schießen.“ Die 36 Tore, die Kane dann in seiner ersten wonder season beim FC Bayern folgen ließ, waren jedoch auch für ihn eine neue Bestmarke.

4) Kane erzielte als erster Bundesliga-Spieler vier Dreierpacks in seiner Premieren-SaisonEin paar Erkennungszeichen ließ Kane in seinem ersten Jahr in Deutschland da. Die blauen Fußballschuhe von „Skechers“ zum Beispiel (hat dem eigentlich niemand was von der Farbentrennung in München erzählt?). Oder die weißen Plastiktüten, die Kane mehrmals aus den Katakomben eines Stadions trug. In diesen Tüten hütete der Torjäger jene Spielbälle, die ihm in den 90 bis 95 Minuten zuvor zu einem Dreierpack verholfen hatten. Die Mitspieler durften dann immer fleißig auf diesen Erinnerungsstücken unterschreiben, und Sohn Louis freute sich zuhause über neues Spielzeug. Gleich vier Dreierpacks gelangen Kane in der Bundesliga, auch das: Rekord für einen Debütanten.

5) Kane gelangen in der Vorsaison 22 Hinrunden-Tore – genauso erfolgreich war nur einerLaut Franz Beckenbauer kann niemand gute Freunde trennen. Am 12. Januar, fünf Tage nach dem Tod des Kaisers, ertönte dessen ikonischer Song sogar dreimal über die Stadion-Lautsprecher in der Allianz-Arena. Bayern besiegte Hoffenheim zum Jahresauftakt 2024 mit 3:0 – und Kane gelang in allerletzter Minute noch der 22. Hinrundentreffer. Damit stellte er den Rekord von Robert Lewandowski aus der Saison 2020/21 ein. Am Ende jener Saison hatte Lewandowski übrigens Gerd Müllers 40-Tore-Schallmauer durchbrochen.

6) Dreimal in Folge ernannte der kicker Kane in der Vorsaison zum Spieler des Tages – genauso beliebt waren in Nürnberg nur zwei andereJeden Sonntagmorgen philosophieren die beim kicker angestellten Reporter in der 9-Uhr-Konferenz über Themen und Theater. Eine Kategorie: wer wird Spieler des Tages in der Bundesliga? Das geht für gewöhnlich ganz schnell, weil die Noten und im Zweifel Scorer entscheiden. Harry Kane machte es der Redaktion zwischen Ende Oktober und Mitte November 2023 recht leicht: drei Tore und eine Vorlage beim 8:0 gegen Darmstadt, drei Tore beim 4:0 in Dortmund, zwei beim 4:2 gegen Heidenheim. Drei Sonntage in Folge lief der Engländer also als Spieler des Tages durch das Druckhaus in Nürnberg, das hatten vor ihm nur Toni Kroos (als Leihspieler in Leverkusen 2009/10) und natürlich Robert Lewandowski in seiner Ich-bin-besser-als-Gerd-Müller-Saison geschafft.

7) Kane traf im Vorjahr gegen 16 von 17 Gegnern – und zog mit drei Bundesliga-Ikonen gleich“Es gibt nicht mehr so viele Gentlemen in England“, stellte Christian Streich in seiner letzten Saison als Freiburg-Trainer fest. Harry Kane verdiene dieses Prädikat, meinte der Mann, den der kicker später mit dem Walther-Bensemann-Preis ehrte. Ein „unfassbarer Spieler“ sei er ganz nebenbei auch. „Wie der auftritt und wie der isch, da kann ich mir manchmal noch ne Scheibe abschneide.“ Als Dank verzichtete Kane sowohl im Hin- als auch im Rückspiel auf ein Tor gegen Freiburg. Ansonsten traf er gegen alle anderen Vereine mindestens einmal. Wollen Sie raten, wer das auch geschafft hat? Was, wenn die Antwort Robert Lewandowski UND Gerd Müller wäre? Jaha! Ailton übrigens auch. Was für ein Quartett.

7,5) Kane könnte noch der erste Bundesliga-Spieler werden, der in einer Hinrunde auf eine zweistellige Anzahl an Toren und Assists kommtEinen halben Rekord verleihen wir an dieser Stelle mal vorzeitig, auch wenn wir ihn vielleicht nochmal zurücknehmen müssen. Nach 15 absolvierten Saisonspielen steht Kane bei 14 Toren und neun Vorlagen, er könnte in den verbleibenden zwei Partien der erste Bundesliga-Profi werden, der in einer Hinrunde auf eine zweistellige Anzahl von Toren und Assists käme. Aufgepasst also, Gladbach und Hoffenheim (Bayerns nächste Gegner, fyi).

8,5) Kane erzielte als erster Spieler in einem Champions-League-Spiel drei ElfmetertoreViel zu bunt wurde es ausgerechnet Michael Olise, der all die Bälle der Vorsaison gar nicht unterschreiben musste. Nachdem Kane beim Champions-League-Auftakt gegen ein abenteuerlich schlechtes Dinamo Zagreb vier von insgesamt neun Toren erzielt hatte, reichte der Engländer wieder mal den „Matchball“ in der Kabine umher, mit der Bitte, dass doch jeder Mitspieler unterschreiben möge. „Bro, not again“, schrieb Sommer-Zugang Olise. Wir setzen mal noch ein Komma: Nicht schon wieder, Bruder. Kane hatte schließlich drei Tage zuvor bereits bei Holstein Kiel (6:1) dreifach getroffen. Wie auch immer: mit drei Elfmetertoren in besagtem Spiel gegen Zagreb sorgte Kane für ein Champions-League-Novum.

9,5) Kane gelang als viertem Spieler ein CL-Viererpack für einen BundesligistenWo wir schon in Kroatien sind: Kane gelang als erst viertem Bundesliga-Profi ein Viererpack in einem Champions-League-Spiel. Die anderen drei? Okay, die anderen zwei neben Lewandowski? Genau, Mario Gomez und Serge Gnabry! Ausgerechnet Kane dürfte sich noch gut daran erinnern, wie der Chefkoch Gnabry beim 7:2 der Bayern bei Kanes Tottenham Hotspur aufzauberte.

10,5) Kane schwang sich im Bayern-Trikot zum erfolgreichsten englischen CL-Torschützen aufNoch eine Geschichte zum neun zu zwei der Bayern gegen Zagreb: Ganz nebenbei zog Kane durch seinen Viererpack nämlich auch noch in der sogenannten „All-time“-Torschützenliste an Wayne Rooney vorbei. Die ManUnited-Ikone war bis dahin mit 30 Treffern der erfolgreichste Engländer in der Königsklasse gewesen. „Wann auch immer man in einem Atemzug mit Wayne Rooney genannt wird, bedeutet das, dass man etwas Gutes gemacht hat“, freute sich Kane, der inzwischen bei 34 CL-Toren steht. „Er ist einer der größten englischen Spieler und einer der besten Spieler, die es je gab. Das ist eine schöne Leistung.“ Schön.

11,5) In der Bundesliga ist Kane mit 50 Toren der erfolgreichste Engländer40 Jahre, bevor der FC Arsenal dem 1. FC Köln Lukas Podolski abkaufte, hatte er schon mal beim FC gewildert und Tony Woodcock zurück nach England geholt. Woodcock war drei Jahre zuvor von Nottingham Forest, amtierender und zweifacher Europapokal-der-Landesmeister-Sieger, gekommen und immerhin 39 Mal in der Bundesliga erfolgreich gewesen. Im ewigen Engländer-Ranking steht der heute 69-Jährige immer noch auf Platz drei, knapp hinter dem Ex-Dortmunder Jadon Sancho (40 Tore). Vorerst uneinholbar vorne: Kane – da staunt der Lewandowski!

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