Für Borussia Dortmunds Innenverteidiger Waldemar Anton war das Wiedersehen mit dem Ex-Klub VfB Stuttgart auf allen Ebenen unschön. Pfiffe, ein Eigentor vor dem Auswärtsblock und eine insgesamt schwache Leistung formten einen gebrauchten Tag.
Eigentor vor dem Stuttgarter Block
Dass Waldemar Anton in der Anfangsphase des Spiels zwischen Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart viele Ballkontakte war offensichtlich – und gleichzeitig nicht zu überhören. Denn jedes Mal wenn der Aufbau der deutlich dominanteren Heim-Mannschaft über den Innenverteidiger lief, hallte es laute Pfiffe aus der Nord-Ost-Ecke des Dortmunder Stadions, wo die Gäste-Fans sitzen und stehen.
Die VfB-Anhänger haben ihrem ehemaligen Kapitän nicht verziehen, dass der trotz eines vorherigen Treue-Bekenntnisses im Sommer zum BVB gewechselt war – dank einer festen Ablösesumme ohne Möglichkeit eines Vetos der Schwaben. Anfang der zweiten Halbzeit schlug die akustische Wut dann in offene Häme und Schadenfreude um. Ausgerechnet direkt vor den Stuttgarter Fans grätschte ausgerechnet Anton eine Flanke von Chris Führich über die eigene Torlinie und leitete damit den fünften VfB-Sieg in Folge gegen den BVB ein.
„Dass der Ball ins Tor springt, ist natürlich bitter“
„Ich werde mir noch mal anschauen, was man da hätte besser machen können. Aber ich glaube, ich muss da hingehen“, befand der Nationalspieler nach Schusspfiff. Eigentore sind Kollateral-Schäden für Innenverteidiger, ein bisschen tiefer hätte Anton bei der Aktion aber stehen können: „Dass der Ball dann ins Tor springt, ist natürlich bitter. Vor allem, weil ich vor dem ersten Pfosten war.“
Es war ein gebrauchter Tag, der sich schon in der ersten Hälfte bei einem schlimmen Fehlpass genau in den Lauf von Deniz Undav angedeutet hatte. Da zumindest konnte Kapitän Emre Can den Lapsus mit einer beherzten Rettungsaktion noch reparieren.
So also war es Anton und beim zweiten Treffer – ausgerechnet – auch noch der zweite Sommer-Transfer zwischen den beiden Gegnern am Samstag, die das Spiel für die Gäste mitentschieden. Vor der Direktabnahme von Jeff Chabot hatte Serhou Guirassy den Ball am eigenen Strafraum verloren. Ärgerlich sei das Eigentor vor allem aufgrund des Spielverlaufs gewesen, befand also Anton: „Wenn du so eine Druckphase hast und das Tor nicht machst, dann ist es maximal bitter.“
Positiven Aspekte hervorgehoben
Wie seine Teamkollegen und Kovac, der nach dem ersten gemeinsamen Spiel nachvollziehbarerweise den Stab nicht über seinen Profis brechen wollte, hob auch Anton trotz der Niederlage die positiven Aspekte der eigenen Leistung hervor. „Man hat gesehen, welche Intensität und welche Laufbereitschaft wir auf den Platz gebracht haben“, analysierte er also: „Wir haben heute enorm Druck gemacht, vor allem in der ersten Halbzeit hatten die Stuttgarter kaum Möglichkeiten hinten rauszukommen. Wir hatten jeden zweiten Ball auf unserer Seite.“
Doch, bei allen möglichen Ansätzen, für das gesamte Dortmunder Spiel gilt ebenso wie für den Auftritt des früheren Stuttgarter Leistungsträgers, dass er sich dringend steigern muss, soll die Aufholjagd in der Bundesliga noch gelingen – und auch die Fortsetzung der Champions-League-Saison, in der es am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) schon in Lissabon bei Sporting weitergeht. Ob Anton dann in der Startelf steht? Die teaminterne Konkurrenz wächst.
Gute Aussicht für Kovac
Nico Schlotterbeck hat nach zwei Spielen Pause seine Rotsperre abgesessen, Niklas Süle stand am Samstag nach zweimonatiger Verletzungsunterbrechung wieder im Kader. Für Kovac, der in seiner Zeit beim FC Bayern voll auf Süle setzte, ist das eine gute Aussicht, für Anton dagegen eher eine schlechte, da der aus dem Mittelfeld in die Innenverteidigung zurückbeorderte Kapitän Emre Can zuletzt den besseren Eindruck machte. Anton droht daher ein Platz auf der Ersatzbank.
Zumindest bei Instagram bekam Anton am Samstag noch die Kurve. Nach dem Spiel hatte er dort einen Lexikon-Eintrag des Worts „obsessed“ – auf deutsch: besessen – gepostet, eine klare Anspielung auf das kritische Verhalten der VfB-Fans. Kurz danach war die Story schon wieder verschwunden. Dem sprichwörtlichen Affen Zucker zu geben, ist schließlich selten eine gute Idee.