Dino Toppmöller bieten sich neue Optionen, die zuletzt nicht immer sichere Defensive zu stabilisieren. Mit einem Sieg gegen den SC Freiburg kann die Eintracht einen Rekord aufstellen – familienintern hat der Trainer aber das Nachsehen.
Viel Auswahl in der Frankfurter Defensive – Marmoush soll am Dienstag spielen
Das Offensivspiel der Frankfurter Eintracht war über weite Strecken dieser Saison ein Selbstläufer. Allen voran natürlich dank Omar Marmoush. Stand Montagmittag gibt es auch keinen neuen Anlass, sich darüber Gedanken zu machen, was folgt, wenn der Ägypter mal nicht mehr da ist. Dino Toppmöller wollte keinerlei Überlegungen kommentieren, wie die Post-Marmoush-Ära im Waldstadion aussehen könnte: „Omar ist da, er spielt morgen und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass er hier bleibt.“ Es ist bekanntermaßen aber auch nicht ausgeschlossen, dass Manchester City am Dienstagmorgen die Schatulle noch etwas weiter öffnet …
Im Defensivspiel der Frankfurter Eintracht hingegen offenbarten sich zum Jahresende einige Probleme. 2,6 Gegentore kassierte das Team in den fünf Spielen vor Weihnachten im Schnitt. Auf St. Pauli stand zum Auftakt ins neue Jahr mit dem 1:0 zwar die Null auf der richtigen Seite, wirklich überzeugend war die Darbietung aber nicht. „Wir müssen das differenzierter sehen“, forderte Toppmöller am Montag. „Wir haben gegen Augsburg (2:2) und gegen Mainz (1:3) echt gut verteidigt und kriegen halt fünf Gegentore. Jetzt gegen St. Pauli haben wir nicht so gut verteidigt, kriegen aber keins. Deswegen mache ich mir eigentlich gar keine Sorgen um unsere defensive Stabilität. Es geht einfach darum, dass wir im Kollektiv versuchen, die Räume besser zu schließen.“
Brown besser als offensiver Spieler? „Nicht pauschal“
Dabei mithelfen soll der Brasilianer Tuta. „Er ist mit Sicherheit ein Spieler, der uns Stabilität gibt“, so Toppmöller. Der 25-Jährige gab schon am Millerntor nach überstandener Wadenverletzung sein Comeback als Joker und ist am Dienstagabend gegen den SC Freiburg (20.30 Uhr) wieder ein Kandidat für die Startelf. Toppmöller hat damit die Qual der Wahl, was die Auswahl seines Systems, Dreier-/Fünferkette oder Viererkette, und des entsprechendes Personals dafür angeht.
Für das Duell mit Julian Schusters Freiburger gibt es laut Toppmöller nicht die eine richtige Lösung, wie er erläutert: „Freiburg spielt viele Flanken. Verteidigst du mit einer Viererkette, hast du vielleicht die Spielverlagerung ein bisschen besser im Griff. Verteidigst du mit Fünf, hast du vielleicht dann die Flanken ein bisschen mehr im Griff, weil du einen Spieler mehr in der Box hast.“
Es erscheint naheliegend, den technisch starken Flügelspielern Vincenzo Grifo und Ritsu Doan mit Arthur Theate und Rasmus Kristensen zwei resolute Zweikämpfer entgegenzustellen. Das würde auf eine Viererkette mit Robin Koch und Tuta im Zentrum hinauslaufen. Speziell auf der linken Seite wäre das die klar defensiverer Variante. Nathaniel Brown leistete sich auf St. Pauli wie schon in den vergangenen Wochen als linker Schienenspieler im Rückwärtsgang den ein oder anderen Fehler. Mit seinen Offensivqualitäten scheint der 21-Jährige derzeit in vorderer Position auf dem Flügel besser aufgehoben. „Ich glaube, dass man das nicht pauschal sagen kann“, meint Toppmöller. „Er ist definitiv ein Spieler, der auch in der Viererkette hinten verteidigen kann. Das kommt immer auf das Profil des Gegners an.“
Knifflige Frage auf der rechten Seite
Auf der rechten Seite wird es noch etwas kniffliger: Kristensen oder Nnamdi Collins? Beide können sowohl als rechter Innenverteidiger in der Dreierkette, als Schienenspieler oder als Außenverteidiger in der Viererkette spielen. „Das ist eine gute Frage. Bis jetzt gab es die Situation noch nicht so oft. Als Rasmus ausgefallen ist, ist der Stern von Nnamdi aufgegangen. Als beide fit waren, hat sich Tuta verletzt“, erklärt Toppmöller, der auch eine Option sieht, sich nicht zwischen den dreien entscheiden zu müssen. „Wenn alle drei so gut ihre Leistung auf den Platz bringen, ist es auch eine Möglichkeit, mit Tuta auf einer Sechser-Position zu spielen. Am Ende haben wir jetzt sowieso erstmal nur englische Wochen. Das heißt, jeder wird seine Spielzeit bekommen.“
Wenn Kristensen und Collins gemeinsam auf dem Feld standen, spielte meist der Däne in defensiverer Rolle, was rein von den Spielertypen auch naheliegender ist, hat Collins doch den deutlich ausgeprägteren Drang nach vorne und mehr Zug zum Tor. Auf St. Pauli war es andersrum. Toppmöller erklärt, warum: „Wir haben uns in dem Spiel aufgrund der Geschwindigkeit von Nnamdi dazu entschieden, dass er die tiefere Position hat. Ich glaube, dass es auch ganz gut aufgegangen ist, sowohl defensiv als auch offensiv mit der Torvorlage von Rasmus. Das ist natürlich für uns ein Faustpfand, dass wir jetzt mit Nnamdi einfach einen Spieler dazugewonnen haben, der eine tolle Entwicklung genommen hat und für Konkurrenzkampf sorgen kann.“
Hinrunden-Rekord? Nur eingeschränkt möglich
In der Theorie klingt das alles plausibel. Doch die Mannschaft muss diese Pläne jetzt auch auf dem Platz umsetzen und als Team stabiler stehen. Spätestens wenn Marmoush sich noch in diesem Winter Richtung Premiere League verabschieden sollte, schmerzt jedes Gegentor noch etwas mehr.
Mit einem Sieg gegen den Sport-Club würde sich das Team übrigens mit dann 33 Punkten die beste Frankfurter Hinrunde seit Einführung der Drei-Punkte-Wertung sichern. „Es ist schön, wenn man so eine Benchmark setzen kann, am Ende ist es aber nur eine Randnotiz“, kommentierte Toppmöller. Der Allzeit-Bestwert, den sein Vater Klaus in der Hinrunde 1993 mit zehn Siegen und vier Remis aufgestellt hat, umgerechnet also 34 Punkten, bleibt in jedem Fall bestehen. „Das ist ja kein Battle zwischen mir und meinem Vater. Ich kann trotzdem noch ruhig schlafen und falle nicht in ein mentales Loch“, sagte Toppmöller lachend.