Den arg angestiegenen Vereinswechseln im gehobenen Juniorenfußball soll in Zukunft eine freiwillige Selbstverpflichtung der Klubs einen Riegel vorschieben. DFB und DFL einigten sich auf ein Maßnahmenpaket.
Wechsel werden teurer
Teurere Wechsel, höhere Ausbildungsentschädigungen: Mit verschiedenen Maßnahmen will der deutsche Fußball die Zahl der selbst ausgebildeten Lizenzspieler sowohl in der Breite als auch auf Topniveau weiter erhöhen. 58 Vereine, die in Deutschland ein nach DFB-Standard zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) unterhalten, haben – wie bereits vorab vom kicker berichtet – eine freiwillige Selbstverpflichtung unterschrieben. Die Vereinbarung tritt zum 1. Februar 2025 in Kraft.
Konkret verändert sich dadurch die Berechnung der Ausbildungsentschädigung für Wechsel zwischen den NLZ im Segment der U-12- bis U-15-Junioren. Die Gelder werden sich künftig am Ausbildungszeitraum eines Spielers beim abgebenden Verein, an seinem Alter sowie an der Distanz zwischen abgebendem und aufnehmendem Klub orientieren. Im Maximalfall wird die Ausbildungsentschädigung dadurch um den Faktor drei bis vier steigen.
Angeschoben hat die Initiative die DFL-Kommission Fußball, der aus den Klubs Klaus Allofs (Fortuna Düsseldorf), Andreas Bornemann (FC St. Pauli), Max Eberl (FC Bayern München), Sebastian Kehl (Borussia Dortmund), Markus Krösche (Eintracht Frankfurt), Simon Rolfes (Bayer 04 Leverkusen), Jochen Saier (SC Freiburg), Rouven Schröder (RB Leipzig) und der gerade erst bei der SpVgg Greuther Fürth freigestellte Rachid Azzouzi sowie die beiden Liga-Vertreter Ansgar Schwenken und Andreas Nagel angehören.
Spieler sollen sich öfter durchbeißen statt zu wechseln
Hintergrund der Vereinbarung ist die Erkenntnis, dass viele Talente den Weg des geringsten Widerstands gehen und im Zweifelsfall lieber das NLZ wechseln, anstatt sich durch schwierige Phasen zu beißen, wodurch am Ende Experten zufolge viele Talente dann auf der Strecke bleiben. Durch zu viel Selektion leide die Ausbildung, heißt es bei Insidern. Ebenso will man so eine vor allem auf finanzielle Motivation abzielende Rekrutierungspolitik einiger Klubs im Nachwuchs unterbinden.
“Die Entwicklung eigener Jugendspieler, im besten Fall in seinem sozialen Umfeld, muss einen deutlich höheren Stellenwert genießen als der NLZ-Tourismus – also der Wechsel zwischen den Leistungszentren”, sagt Andreas Rettig, Geschäftsführer Sport der DFB GmbH & Co. KG. “Dies ist ein weiterer Beleg für den gemeinsamen Auftrag von Klubs, DFB und DFL, den deutschen Fußball weiterzuentwickeln.”
Auch DFL-Geschäftsführer Marc Lenz sieht ein “gemeinschaftlich starkes Zeichen zur Förderung der Nachwuchsarbeit. Durch eine längere Verweildauer im selben Leistungszentrum liegt der Fokus auf einer langfristigen Spielerausbildung – im Sinne der sportlichen Entwicklung und damit einer erfolgreichen Talentsicherung, aber auch im Sinne der persönlichen und schulischen Entwicklung der Spieler.”