40 Bundesligaspiele absolvierte Markus Schopp zwischen Sommer 1996 und 1997 beim Hamburger SV. Die 18 Monate bezeichnet der 51-Jährige heute „als prägend“. Heute ist er Trainer, aktuell aber ohne Job. Sein Hauptaugenmerk gilt derzeit dem Bundesligastart von Filius Konstantin bei Mainz 05.
Sohn Konstantin ist in Mainz Profi
Vater Markus trainierte vor dem Linzer ASK unter anderem den TSV Hartberg in der österreichischen Bundesliga und den FC Barnsley in der 2. englischen Liga. Als Spieler betritt er nach seiner Zeit beim HSV mit Sturm Graz 19 Champions-League-Spiele. Im Nationalteam Österreichs kam er auf insgesamt 56 Einsätze und eine WM-Teilnahme. Sohn Konstantin Schopp ist seit Mittwoch mit Mainz 05 in Hopfgarten in Österreich im Trainingslager.
Herr Schopp, statten Sie Mainz 05 in Tirol einen Besuch ab?
Ich plane, mir das Spiel am 29. Juli gegen Crystal Palace und vielleicht auch das eine oder andere Training anzusehen.
Wie eng ist der Austausch zwischen Ihnen und Konstantin? Er hat erzählt, dass Sie nach Spielen miteinander telefonieren und ihm sagen, was gut und was schlecht war.
Das ist überspitzt. Konstantin hat längst selbst ein gutes Gefühl dafür entwickelt, was er gemacht hat und wie er es gemacht hat. Dass der Sohn seinen Vater hier und da mal fragt: „Papa, wie hast du das gesehen?“, liegt auf der Hand. Aber ich bin da sehr vorsichtig, denn letztendlich geht es darum, die Spielidee des Vereinstrainers umzusetzen. Für mich ist die Eigenwahrnehmung von Konstantin am wichtigsten und die täuscht selten.
Sie hätten Ihren Sohn auch nie dazu gedrängt, Fußballer zu werden.
Ich halte nichts davon, wenn Eltern versuchen, darauf einzuwirken, dass ein Kind eine bestimmte Sportart ausübt oder etwas besser machen muss. Ich habe immer versucht, den Spaß am Fußballspiel zu vermitteln. Konstantin hat seinen Zugang dazu gefunden, hatte Spaß und hat trotzdem auch die Ernsthaftigkeit entdeckt, die nötig ist, um so weit zu kommen. Denn irgendwann ist in der Jugend der Punkt erreicht, an dem Talent allein nicht mehr genügt.
Konstantin wurde bei Sturm Graz ausgebildet, Sturm war schon Ihr Verein. Wieso hat er nicht weiter daran gearbeitet, dort den Durchbruch zu schaffen?
Das müsste er eigentlich selbst beantworten. Meiner Wahrnehmung nach war er über einen sehr langen Zeitraum Teil des Trainingsprozesses der Kampfmannschaft. Irgendwann bekommt man dann auch Hunger auf mehr Einsatzzeit und Einsatzzeit ist für jeden jungen Spieler fundamental wichtig. Ich glaube, er hat es bei Graz in der Youth League richtig gut gemacht. Mainz gibt ihm nun die Möglichkeit, sich nicht nur im Training auf noch höherem Niveau zu messen, sondern auch nachher in einer der besten Ligen der Welt in Erscheinung zu treten.
Konstantin ist mit 19 Jahren nach Mainz gewechselt, Sie sind damals mit 22 Jahren zum HSV gegangen. Sind Spieler von heute früher zu so einem Schritt bereit?
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich hat sich in den vergangenen zehn Jahren einiges getan: Junge Spieler bekommen vermehrt Einsatzminuten. In Österreich hat Red Bull Salzburg den Takt vorgegeben. In der Zwischenzeit haben sehr viele Vereine nachgezogen, Sturm Graz hat einen ähnlichen Weg eingeschlagen.
Konstantin spielt mit 19 bereits in der österreichischen U-21-Nationalmannschaft. Seit wann ist er dabei?
Seit Ende der vergangenen Saison. Er ist 1,95 Meter groß und ist in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsen. Man hatte das Gefühl, sein restlicher Körper ist vielleicht schon auf einem anderen Level als seine Beine oder sein Kopf. Irgendwann hat alles zueinander gefunden. Das war auch in den Spielen sichtbar, und dann ist die U-21-Nationalmannschaft auf ihn aufmerksam geworden. Oft wird jungen Spielern zu wenig Zeit gegeben, um im Erwachsenenfußball anzukommen. Konstantin ist auf einem guten Weg. Er hat noch viel Arbeit vor sich, aber die Grundlage ist gelegt. In den jüngeren Juniorenjahrgängen war er nicht in den Nationalteams dabei. Es gab Phasen, in denen Konstantin in der Akademie weniger Einsatzzeiten hatte, aber er ist trotzdem drangeblieben. Das sind genau die entscheidenden Momente, die einen weiterbringen.
„Wenn er so weitermacht, wird er irgendwann in der A-Nationalmannschaft sein.“ (Markus Schopp über Sohn Konstantin)
Da Sie selbst A-Nationalspieler waren, trauen Sie Konstantin den Sprung in die A-Nationalmannschaft zu?
Es liegt jetzt an ihm, die neuen Möglichkeiten zu nutzen, die sich ihm bieten. Ich bin zuversichtlich, denn er hat alle Möglichkeiten, die er bisher bekommen hat, genutzt. Immer wenn es darum ging, eine Leistung abzurufen, ist ihm das gelungen. Das ist für mich eine ganz wichtige Charaktereigenschaft. Wenn er so weitermacht, wird er irgendwann in der A-Nationalmannschaft sein.
Lehrreiche Zeit beim Hamburger SV
Lassen Sie uns über den HSV sprechen. Wie blicken Sie auf Ihre Zeit in Hamburg zurück?
Für mich waren es die wichtigsten eineinhalb Jahre meiner Karriere.
Warum?
Von außen betrachtet war es vielleicht nicht so erfolgreich, aber es hat mich zu einem Fußballprofi gemacht. Ich habe gelernt, auch in schwierigen Momenten an meinen Themen zu arbeiten und noch mehr zu investieren. Ich habe erfahren, was es heißt, Profi zu sein. In dieser Hinsicht war die Zeit in Hamburg für mich enorm wichtig, vor allem unter Felix Magath, aber auch unter Frank Pagelsdorf, als ich nicht mehr so viele Einsatzzeiten hatte. Hamburg war prägend. Es war eine sehr lehrreiche Zeit. Magath hat mich zu einem Spieler gemacht, der es später mit Sturm Graz in die Champions League geschafft hat, der in die Serie A zu Brescia Calcio gegangen ist und später zu Red Bull New York in die USA.
Haben Sie in den vergangenen Jahren mit dem HSV in der 2. Liga gelitten?
Ich verfolge alle Vereine, für die ich gespielt habe, und der HSV hat eine riesengroße Tradition und ist ein riesengroßer Name. Während der qualvollen Zweitligajahre habe ich immer wieder gehofft, dass die Rückkehr in die Bundesliga gelingt. Jetzt ist es endlich gelungen – und zwar auf eine sehr sympathische Art und Weise. Ich glaube, dass es dem deutschen Fußball gut tut, dass Köln und Hamburg wieder oben dabei sind. Nicht, weil es Traditionsvereine sind, sondern weil sie für etwas stehen, das meiner Meinung nach spannend ist.
Wie sieht es mit Ihrer Trainerkarriere aus?
Ich bin jetzt auf dem Markt, wie es im Trainergeschäft eben so ist. Jetzt schnaufe ich erst einmal durch und genieße meine Rolle als Papa, indem ich versuche, Konstantin ein klein wenig zu unterstützen.