Meister Leverkusen ist defensiv anfällig und verfällt immer wieder in den Modus der Inkonsequenz. Ein Problem, das die Mannschaft und Trainer Xabi Alonso umtreibt.
Der Meister kratzt am Negativ-Rekord
Das Zahlenwerk ist aus Leverkusener Sicht verheerend. Nach sechs Bundesliga-Spieltagen kassierte der Double-Sieger bereits zwölf Gegentore – so viele wie in der gesamten Hinrunde und halb so viele wie in der kompletten Spielzeit 2023/24. Nur ein amtierender Meister hatte nach sechs Partien mehr Gegentreffer als Bayer aktuell in der Bilanz stehen: der 1. FC Kaiserslautern 1998/99 – seinerzeit waren es sogar 13 gewesen.
Das Problem ist bekannt und häufig besprochen. Dennoch schlich sich bei der Werkself in den vergangenen Wochen immer wieder der Schlendrian ein. In der Vorsaison hatte die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso keinen einzigen Punkt nach einer Führung verspielt, in dieser Saison gingen so schon sieben Zähler verloren. Viermal gab Bayer bereits eine 2:0-Führung her – zuletzt beim 2:2 gegen Aufsteiger Kiel vor der Länderspielphase.
Welche Folgen hat die zweite Brandrede bei Bayer?
Und so ist die Maßgabe für die Partie gegen Frankfurt und die folgenden Duelle in den drei aufeinanderfolgenden englischen Wochen klar: Nicht nur offensiv muss der amtierende Meister – kollektiv – gut funktionieren, sondern auch defensiv. Er darf insgesamt nicht zu passiv werden, muss das Zentrum geschlossen und kompakt halten, um nicht durch die Mitte überrumpelt zu werden, seine Zweikämpfe mit aller Konsequenz bestreiten – und Partien konzentriert zu Ende bringen. Anders als gegen Kiel.
Dieses Duell schienen die Leverkusener nach der 2:0-Führung schon abgehakt zu haben, verfielen wieder in den Modus in der Inkonsequenz. Und so hielt Lukas Hradecky nach Granit Xhaka die zweite Bayer-Brandrede in dieser Saison. “So kann es nicht weitergehen”, zürnte der Kapitän und Torhüter. Zwölf Gegentreffer nach sechs Spielen – diese Statistik sei “Wahnsinn”, motzte Hradecky, der zudem “die endlose Gier, diesen endlosen Willen” vermisste, um das Spiel zu entscheiden.
Bayer-Trainer Xabi Alonso fordert mehr Konsequenz
Die Frage ist: Was folgt auf diesen Weckruf? Wacht nun, wie Hradecky forderte, wirklich jeder auf? Vor dem Duell mit den formstarken Frankfurtern, die derzeit auf Rang 3 positioniert sind, erklärte Xabi Alonso zur defensiven Anfälligkeit: “Es ist ein Thema, wir haben oft darüber gesprochen. Wir müssen es verbessern.” Dazu könne er jetzt viel sagen, aber: “Wir müssen auf dem Platz zeigen, dass wir wettbewerbsfähig sind, dass wir diese Mentalität mit und gegen den Ball haben – und konzentriert bleiben über 95 Minuten.”
Gegen die extrem umschaltstarke SGE mit ihren Hochgeschwindigkeitssprintern in der Offensive ist das freilich von besonderer Bedeutung. Für Bayer dürfte es da viel um Ballkontrolle, Gegenpressing und die richtige Konterabsicherung gehen. Allein: Dass das Team punktuell zu seriösen, konzentrierten Leistungen in der Lage ist, das ist nach den Partien beim FC Bayern (1:1) oder gegen die AC Mailand (1:0) bekannt. Xabi Alonsos Forderung nach mehr Konsequenz gilt demnach ganz generell, nicht nur für diesen Samstag.