Zum Inhalt springen Zur Seitenleiste springen Zur Fußzeile springen

Chabot feiert einen runden Tag

Dass er Serhou Guirassy ausschalten kann, hat er schon bewiesen. Dass er aber auch ein Tor erzielen und dazu gegen Borussia Dortmund gewinnen kann, musste Stuttgarts Jeff Chabot erst beweisen.

Stuttgarts Abwehrchef stoppt Guirassy und trifft erstmals selbst

Die Ausgangslage war diffus, nicht so richtig einzuordnen. Nach drei Niederlagen in Serie hatten die Stuttgarter am vergangenen Dienstag einen Arbeitssieg gegen den FC Augsburg (1:0) hingelegt und so das DFB-Pokalhalbfinale erreicht. Doch würde so eine Leistung auch für Dortmund reichen? Gegen die sich gerade neu ausrichtenden Borussen, mit dem neuem Trainer Niko Kovac, neuem Elan, neuem Mut, dazu auswärts?

Allein schon die Frage, wie man diesem BVB begegnen sollte, bestimmte die Köpfe des Trainerteams lange und intensiv. „Die Unberechenbarkeit ist größer als bei einem Gegner, dessen letzte drei, vier, fünf Spiele du analysiert hast“, erklärt Sebastian Hoeneß. „Darum haben wir das Ganze ein bisschen auf unsere Idee verlagert.“ Heraus kam eine ganz andere als gewohnt. „Wir wussten, dass wir wahrscheinlich einen offenen Schlagabtausch nicht spielen können. Deswegen war die Idee, den Gegner ein bisschen tiefer zu empfangen“, sagt der Cheftrainer, dessen taktische Marschroute letztlich ins Ziel führte.

Kein Hurra-Fußball, sondern Konzentration auf Sicherheit und Stabilität

Trotz Hausmannskost statt Gaumenkitzel. Der Vizemeister suchte sein Glück abseits des bisher präferierten attraktiven Ballbesitzfußballs. Mehr Defensivarbeit, weniger Offensivspektakel. Hatte man in der Hinrunde noch mit Hurra-Fußball die Dortmunder mit 5:1 aus dem heimischen Stadion geschossen, konzentrierte man sich diesmal auf Sicherheit und Stabilität. Darauf, dem Gastgeber den Ball zu überlassen, dessen Spiel aber gleichzeitig mit allen Mitteln zu torpedieren. Aus einem tieferen Block im Mittelfeld, mit Lauf- und Zweikampfstärke.

„Ein pragmatischer Ansatz“, nennt es Fabian Wohlgemuth. „Wir hatten eine passive Spielkontrolle und haben auf den einen oder anderen Moment gewartet, der zum Sieg führt. Diese Taktik ist voll aufgegangen.“ Der Sportvorstand lobt vor allem eine Entwicklung seines Teams zu mehr Reife. „Um eher passiv zu sein und defensiv zu kontrollieren, muss man immer ein Stück weit erwachsener spielen“, erklärt der 45-Jährige. „Da geht es darum, den Fokus immer scharf zu stellen, das ganze Spiel über. Von daher war das sehr erwachsen.“

Dass ausgerechnet der frühere Stuttgarter Abwehrchef Waldemar Anton per Eigentor und dessen designierter Nachfolger Chabot die beiden VfB-Tore beim 2:1 des Vizemeisters erzielt haben, hätte die Traumfabrik Hollywood nicht besser erfinden können. „Das war eines seiner besten Spiele“, sagt Hoeneß über seinen Innenverteidiger, der einen außergewöhnlichen Tag erleben durfte. „Ein guter Tag, um sein erstes Bundesliga-Tor zu machen“, so der Chefcoach, der sich über das erste Tor des 26-Jährigen in dessen 76. Bundesligaspiel freute. Chabot, der in seiner gesamten Karriere selten bis nie so frei zum Abschluss gekommen sein dürfte, wie beim 2:0, im Glück. „Wahrscheinlich, weil ich nicht dafür bekannt bin, Tore zu schießen“, sagt Chabot mit einem Schmunzeln im Gesicht, für den es persönlich auch der erste Sieg überhaupt gegen Dortmund war.

Größte Zufriedenheit bei den Schwaben, die sich durch den Erfolg oben festgekrallt haben – auch wenn es etwas Glück brauchte. „Es gehört dazu, dass du in den richtigen Momenten zuschlägst – und dass du das Quäntchen Glück auf deiner Seite hast“, so Hoeneß, dessen Team nur vier Torschüsse abgab. Während der BVB auf 16 kam. Der Tiefstwert für die Schwaben, wie in dieser Saison beim 0:0 in Leverkusen und dem 0:4 in München. Das bisher letzte Mal, dass Stuttgart bei höchstens vier Abschlüssen sogar gewann, war beim 1:0 in Leverkusen am 32. Spieltag 2017/18. Damals bei sage und schreibe 4:22 Torschüssen.

Für Chabot und Co. ist das zweitrangig. „Wir wissen, wie schwierig es hier ist. Das war ein geiler Sieg“, sagt der 26-Jährige. „Umso schöner mit meinem ersten Bundesligator.“ Und dem Gefühl, einmal mehr Serhou Guirassy das Leben schwergemacht zu haben. „Ich hatte mit Köln schon Duelle gegen ihn und weiß, was auf mich zukommt“, meint der frühere FC-Profi, der in jeweils zwei Duellen mit Köln ein Remis und eine Niederlage und mit dem VfB jetzt zwei Siege eingefahren hat. So lange der Abwehrmann auf dem Platz stand, der die kicker-Noten 2, 2,5 und 3 sowie jetzt 1,5 bekam, blieb der Torjäger aus Guinea torlos.

Im Hinspiel traf Guirassy erst nach Chabots Auswechslung

Beim 5:1 in Stuttgart in der Hinrunde traf Guirassy. Aber erst als sein Kontrahent ausgewechselt war. „Er verlangt einem alles ab. Solche Spieler kann man schwer einschätzen, von den Bewegungen her, wann sie schießen, wann sie einen Haken machen. Das ist immer sehr, sehr schwer einzuschätzen auf diesem Level. Aber mit ein bisschen Glück ist mir das heute gut gelungen.“ Inklusive Tor und unerwartetem Sieg.

Hinterlasse einen Kommentar

0.0/5