Lukas Hradecky ist die klare Nummer 1 bei Bayer 04. Eigentlich soll ihn Matej Kovar auf Sicht beerben. Doch dafür muss der Tscheche bis Saisonende nachweisen, dass seine Ambitionen berechtigt sind.
Fortschritt oder Wechsel nach dieser Saison
Blickt man auf die Statistik, hat sich gegenüber der Vorsaison für Matej Kovar nichts entscheidend geändert. Vier Partien hat er bislang in der laufenden Spielzeit für Bayer 04 absolviert. Genauso viele also wie 2023 bis Mitte November. Und bekommt der Tscheche am Samstag in Bochum seine nächste Chance, könnte er diese Bilanz sogar übertreffen.
Als Fortschritt wird dies aber weder Bayer 04 noch Kovar selbst verbuchen. Belegen die Zahlen doch eher eine Stagnation, die bei der Entwicklung des 24-Jährigen festzustellen ist. Einen entscheidenden Schritt nach vorne hat dieser trotz seines Debüts in der A-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft nicht gemacht
Noch nicht auf Top-Niveau
Der gleichwertige Herausforderer, zu dem ihn Xabi Alonso im Sommer wiederholt erklärt und einen völlig offenen Konkurrenzkampf ausgerufen hatte, ist der Hüne bislang nicht. Bayer hat ihn zwar als Kronprinz 2023 von Manchester United für mehr als fünf Millionen Euro Ablöse geholt. Bewiesen hat der 24-Jährige aber noch nicht, dass er eine klare Nummer 1 in der Bundesliga sein kann – und schon gar nicht auf dem Leverkusener Top-Niveau.
Zuletzt im Pokal gegen Elversberg (3:0) wirkte Kovar bei Standards nicht sicher. Zuvor beim 2:3 gegen Leipzig sah er bei mindestens einem Gegentor nicht gut aus. Beim 1:1 bei Stade Brest war seine Leistung befriedigend. Überdurchschnittliche Auftritte (und die am Stück) fehlen ihm, um seinen Anspruch und den des Klubs als Thronfolger zu erfüllen.
Gedankenspiele um Urbig
Deshalb spielt und trainiert Kovar bis zum Saisonende auf Bewährung. Macht er den nächsten Schritt, plant Bayer weiter mit ihm. Würde Kovar doch dann zum wirklichen Konkurrenten von Routinier Lukas Hradecky, der weiß, dass er nicht zwingend bis Vertragsende 2026 als Nummer 1 eingeplant ist. Dann könnte Kovar in der Sommervorbereitung 2025 sich ernsthaft um die Nummer 1 bewerben.
Beweist sich Kovar nicht, würden sich die Wege im Sommer trennen – auch, weil dieser öfter spielen möchte. Von Kovars Entwicklung hängt auch mit ab, ob Bayer auf dieser Position auf dem Transfermarkt aktiv wird. Beschlossen ist dies mitnichten.
Dennoch sondiert der Klub den Markt und hat dabei – wie bei jedem Talent – auch Kölns U-21-Nationalspieler Jonas Urbig (21, Vertrag bis 2026) im Blick. Wobei klar ist: Für die Rolle als mögliche Nummer 1 für die kommende Saison sieht man bei Bayer diesen noch nicht weit genug in seiner Entwicklung. Und als Nummer 2 ist von Urbigs Seite aus ein Wechsel ausgeschlossen.
So könnte der Kölner, dem man das Potenzial für einen Topklub zuschreibt, nur vom Double-Sieger verpflichtet werden, wenn er diesen direkt zu einem anderen Verein als Nummer 1 verleihen würde. Was aber nicht als wahrscheinliches Szenario gilt.
Bezüglich Kovar wird es interessant sein, wie viel Spielpraxis er erhält. In der Champions League könnten die beiden kleineren Spiele gegen Salzburg und Prag für ihn abfallen. Im DFB-Pokal, im Vorjahr neben der Europa League sein dauernder Einsatzbereich, tritt Leverkusen im Achtelfinale beim FC Bayern in München an, wo Hradecky auflaufen dürfte. So bleibt abzuwarten, wann Kovar seine Bewährungsproben in ausreichender Zahl erhalten wird.