Es wird ein besonderes Spiel für ihn: Daniel Bauer feiert am Freitag gegen Hoffenheim seine Bundesliga-Premiere. So geht es der Interimstrainer des VfL Wolfsburg an.
Wolfsburgs Trainer und die vielen ersten Male
Viele erste Male sind es dieser Tage. Seine erste Ansprache an die Profimannschaft des VfL Wolfsburg, sein erstes Training, seine erste Vorbereitung auf ein Bundesligaspiel. Neuland für Daniel Bauer, der seit Montag das Kommando beim abgestürzten und ehemaligen Europapokal-Anwärter hat. Am Donnerstag fand nun die erste Pressekonferenz vor dem Spiel am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen die TSG Hoffenheim für den 42-Jährigen statt – der bisherige U-19-Trainer meisterte sie mit Bravour.
Hasenhüttls „Geheim-Geheim-Geheimtraining“
Vor allem bei Themen, die eine gewisse Brisanz haben. Wie war das zum Beispiel, als ihn Anfang April Vorgänger Ralph Hasenhüttl vom Geheimtraining entfernen ließ? „Der Vorfall“, antwortet Bauer, „wurde größer gemacht, als er war.“ Hasenhüttl habe ein „Geheim-Geheim-Geheimtraining“ haben wollen, was beim Trainer-Quartett aus der U 19, das sich seine mittrainierenden Jungs anschauen wollten, nicht angekommen war. Ein Kommunikationsproblem, so der Coach, nichts Böses. „Aus Trainersicht verstehe ich das total.“ Thema abgehakt.
Mit Hasenhüttl selbst hat es in den vergangenen Tagen keinen Kontakt mehr gegeben. Bauer macht sich sein eigenes Bild, wird Dinge anders machen als sein Vorgänger. „Es wird Veränderungen geben, positionell, personell, vielleicht auch von der Anordnung her. Aber es wird nicht so sein, dass wir alles über den Haufen werfen.“ Schließlich brauche die Mannschaft auch Stabilität. Und Leadership, wie es der Interimscoach formuliert.
Lob für Vavro, Grabara trägt die Kapitänsbinde
Leitwolf und Kapitän Maximilian Arnold („Er hat sich super eingebracht in dieser Woche“) fehlt dabei ein letztes Mal rotgesperrt, ihn vertreten in der Rolle als Mannschaftsführer wird wie zuvor auch Torwart Kamil Grabara. Und auch Denis Vavro, den slowakischen Innenverteidiger, der zuletzt in Dortmund (0:4, kicker-Note 5,5) einen rabenschwarzen Tag erwischte, erwähnt der neue Trainer explizit. „Er war beeindruckend diese Woche. Wie er sich trotz seiner leichten Verletzung durchgebissen und in den Dienst der Mannschaft gestellt hat, das ist die Einstellung und das Herz, das wir auf dem Platz haben wollen.“
Für U-19-Verteidiger David Odogu, den Bauer bestens kennt, bedeutet das erst mal nur die Bank. „Ich kenne David gut, aber es geht darum, die beste Elf unabhängig vom Alter zu finden, die Trainingsleistung zu honorieren. Es wird jetzt keine U 19 oder erweiterte U 19 auflaufen.“
Wie viel Bauer wird in der Mannschaft stecken, wie viel Vorgabe gibt es aus der Führungsetage um die Bosse Peter Christiansen und Sebastian Schindzielorz, die sich keine zwei weiteren Spiele mehr unter Ex-Coach Hasenhüttl vorstellen konnten? „Wir hatten einen sehr offenen Austausch, Peter und Sebastian waren sehr nah dran zu Wochenbeginn“, berichtet Bauer und klärt direkt auf: „Den Stil, den wir sehen werden, ist zu 100 Prozent mein Stil. Ich glaube, dass wir da auch deckungsgleich sind, was die Zukunft angehen soll. Man wird intensiven und aggressiven Fußball sehen. Wir wollen gute Lösungen im Ballbesitz haben.“
Keine Kritik am Vorgänger
Genau diese waren in dieser Saison häufig das Problem. Wolfsburg konnte gut umschalten, fußballerisch blieb es aber häufig schwach, was das Hasenhüttl-Team zeigte. Warum war das so? „Wir haben als Trainerteam nicht zurückgeblickt, es war nicht die Zeit, die bisherige Saison zu analysieren. Das passiert in anderen Büros, auf anderen Ebenen.“ Bauer ist clever, Vorgänger Hasenhüttl kritisiert er mit keiner Silbe.
Und so meistert der Nachwuchstrainer, der noch keine Pro-Lizenz besitzt, seinen ersten großen öffentlichen Auftritt souverän. Hatte er in der ersten Nacht nach der Beförderung noch „8000 Gedanken im Kopf“, so strukturiert er sich nun gewissenhaft vor seinem ersten Auftritt auf der Bundesligabühne. Und überlässt dabei nichts dem Zufall: Die Ansprache an das Team werde eine Mischung aus Vorbereitung und Bauchgefühl sein, an der Seitenlinie wolle er sich nicht verstellen.
Was das bedeutet, wissen diejenigen, die Bauer schon mal erlebt haben bei einem U-19-Spiel. Da kann er schon mal laut werden, emotional. Im Pokalspiel auf Schalke in dieser Saison kam es sogar zu einer kleinen Auseinandersetzung an der Seitenlinie. „Das war keine Rangelei“, lacht Bauer auf. „Wir hatten Einwurf und ich hatte den Ball in der Hand.“
„Nicht, dass wir uns morgen verlaufen“
Für zwei Spiele hält der Ex-Profi nun das Zepter beim VfL Wolfsburg in der Hand. Wenn am Freitag gegen Hoffenheim der Ball rollt, ist er dort, wo er irgendwann mal dauerhaft hin möchte. Im Profifußball, in den er jetzt schon mal für zwei Wochen intensiv hineinschnuppern kann. Am Donnerstag schaut sich Bauer noch mal das Stadion, die Wolfsburger Heimkabine, die Wege durch die Katakomben der Volkswagen-Arena an. „Nicht“, sagt er entspannt, „dass wir uns morgen verlaufen.“