Das erste Pflichtspiel für den HSV hatte Daniel Peretz in der 2. Pokalrunde beim 1:0-Sieg in Heidenheim absolviert, am Mittwochabend gegen Holstein Kiel nun folgte die Heim-Premiere für die Bayern-Leihgabe – sie könnte zugleich die Abschiedsvorstellung gewesen sein.
Bayern-Leihgabe unterstreicht: „Ich möchte spielen“
Der israelische Nationaltorwart ist im Sommer mit der klaren Ambition nach Hamburg gekommen zu spielen. Und zwar immer, nicht nur im Pokal. Der Achtelfinal-Abend verlief für Daniel Peretz daher in vielerlei Hinsicht bitter: Er konnte erstmals die Atmosphäre im Volkspark aufsaugen („Die Stimmung ist unglaublich, ich habe diese Energie durch das Stadion gespürt“), dabei überzeugen – und musste gleichzeitig hinnehmen, dass durch das Pokal-Aus (2:4 im Elfmeterschießen) jener Wettbewerb, in dem er zum Zug kommen sollte, für den HSV beendet ist. Endet damit auch seine Zeit an der Elbe vorzeitig?
Einem Leih-Abbruch müssten alle drei Parteien zustimmen
Im Oktober hatte der 25-Jährige in einem TV-Interview in der Heimat Spekulationen um einen vorzeitigen Abbruch der Leihe angeheizt und seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck gebracht, dass er sich beim Aufsteiger hinter Daniel Heuer Fernandes einreihen muss. Der Routinier hatte zuletzt zwar beim 2:1-Sieg gegen Stuttgart gepatzt, ist insgesamt aber ein herausragender Rückhalt, glänzt als Führungsfigur und Torwart. Nach der Enttäuschung gegen Kiel erstickte Peretz das Wechsel-Thema nicht. Im Gegenteil.
Auf die Frage nach seinen Plänen für das Transferfenster im Winter erklärte der Torwart sehr klar: „Es ist jetzt nicht die Zeit, darüber nachzudenken und zu sprechen. Ich habe mich nur auf dieses Spiel fokussiert und dann werden wir sehen.“ Was im ersten Moment wie ein Ausweichmanöver klingt, konkretisiert er anschließend: „Ich weiß, dass ich unbedingt spielen will. Das liegt in meinem Blut. Ich habe auch in diesem Spiel gespürt, wie sehr ich Fußball genieße. Ich möchte wirklich spielen. Wir werden in den nächsten Wochen sehen, wie wir mit der Situation umgehen.“
Die Bayern sind als Hauptarbeitgeber ähnlich unzufrieden mit der Situation wie der Profi selbst, hatten sich erhofft, dass er beim Aufsteiger Spielpraxis sammelt. Klar aber ist: Einem vorzeitigen Ende des Leihgeschäfts müssten am Ende alle drei Seiten zustimmen, und die Hamburger Verantwortungsträger haben genau diese Konkurrenzsituation auf hohem Niveau im Tor angestrebt.
Durch den Pokal-K.o. ist nun ein Argument für Peretz weggebrochen. Dass er keine gewöhnliche Nummer 2 ist, hat er an einem Abend, an dem viele Hamburger unter Normalform geblieben sind, bewiesen. Er rettete den HSV schon vor der Pause in höchster Not gegen Phil Harres, parierte auch im anschließenden Elfmeterschießen spektakulär gegen Marko Ivezic, als er den Ball zunächst gegen das Gebälk lenkte und diesen dann von der Linie kratzte, als er auf der anderen Seite ins Tor zu trudeln drohte. Peretz sagt: „Es ist bitter, wir wollten unbedingt in die nächste Runde. Ich habe die Atmosphäre in diesem Stadion genossen.“ Womöglich zum ersten und letzten Mal.

