Tief saß der Stachel in Stuttgart ob der Gelb-Roten Karte für Nick Woltemade. Einerseits sei diese unberechtigt gewesen, andererseits fehlte auch die Verhältnismäßigkeit seitens des Schiedsrichters. Nun kündigten die Schwaben an, Protest einlegen zu wollen.
Stuttgarter Ärger über Gelb-Rot gegen Woltemade
Das 1:2 gegen Bremen war eine Niederlage historischen Ausmaßes für den VfB Stuttgart, denn es war seine fünfte Heimpleite in Folge – das hatte es in der Geschichte der Bundesliga bislang nicht gegeben. Umso tiefer dürfte daher der Stachel ob der Gelb-Roten Karte für den ehemaligen Bremer Nick Woltemade sitzen, zumal dieser Platzverweis als Schlüsselszene für die spätere Schlappe gelten kann.
„Bremen hatte den besseren Start und war einen Tick besser drin“, sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß bei DAZN und analysierte das Spiel: „In dieser Phase machen wir das Tor – und starten dann eine richtige gute Phase. Wir hatten Kontrolle, aber wir waren da auch ein bisschen fahrig und kriegen durch eine unglückliche und nicht gut verteidigte Situation das 1:1. Bis zur Halbzeit war das Spiel offen. Dann waren wir am Drücker, sehr viele Situationen fanden nur noch in der Bremer Hälfte statt, der Druck war da – und dann kommt die Gelb-Rote Karte.“
Für Hoeneß ist klar, dass die Ampelkarte gegen Woltemade in der 65. Minute nicht nur dafür verantwortlich war, dass das Spiel kippte. Sondern sie war aus Sicht des VfB-Trainers auch nicht gerechtfertigt.
Hoeneß verweist auf Größenunterschied
Der 42-Jährige gab zwar zu, dass die erste Gelbe gegen seinen Stürmer wegen eines Ellenbogeneinsatzes gegen Niklas Stark „wahrscheinlich vertretbar“ war, verwies aber auch auf den Größenunterschied von acht Zentimetern. „Es ist auch nicht so, dass der andere Spieler in irgendeiner Form zum Kopfball geht und es kommt hinzu, dass Nick 1,98 m groß ist – bei einem gleich großen Spieler ist es Schulter an Schulter, der Ellenbogen war jetzt nicht extrem hoch.“
Allzu sehr wollte sich der Trainer aber nicht darauf einlassen, wenngleich er die Verwarnung als „kritisch“ betrachtete. Weitaus mehr ärgerte er sich wohl über die zweite Gelbe, die Woltemade sah, weil er in der 65. Minute Mitchell Weiser leicht am Knöchel getroffen hatte. Das sei „einfach keine Gelb-Rote Karte“ und Schiedsrichter Daniel Schlager habe „damit einfach in das Spiel eingegriffen. Das Spiel dreht sich und aus unserer Sicht ist das sehr bitter, dass da eine große Fehlentscheidung vorlag. Das hat einen faden Beigeschmack.“
„Ich bin von Montag bis Freitag Schiedsrichter und bin froh, dass ich es am Wochenende nicht bin.“ (Werder-Coach Ole Werner)
„Es ist nicht Gelb-Rot“, meinte auch Angelo Stiller: „Ich weiß nicht, ob er da Gelb-Rot geben muss. Keine Ahnung, was er sich dachte.“ So ein Platzverweis mache dann eben „immer was aus. Es ist schwer, wenn du ein Mann weniger bist.“
Dass die Karte überzogen war, zeigt die Tatsache, dass auch Bremens Leonardo Bittencourt von einer „harten Entscheidung“ sprach und SVW-Coach Ole Werner sich auch unsicher war. „Es ist nicht zwingend Gelb-Rot“, sagte der 36-Jährige und freute sich darüber, dass er die Entscheidung nicht treffen musste: „Ich bin von Montag bis Freitag Schiedsrichter und bin froh, dass ich es am Wochenende nicht bin.“
Kapitän Atakan Karazor betonte, dass es „bis zur Roten Karte ein gutes Spiel von uns war“. Er merkte auch an, dass die Bremer „es schlau gemacht“ und die Linie von Schiedsrichter Daniel Schlager, der großzügig begonnen hatte, um dann plötzlich kleinlich zu werden, für sich genutzt hatten. „Die haben gemerkt, dass heute über solche Sachen einiges drin ist und sie haben das gut ausgenutzt. Und dann kriegt Nick halt durch zwei Fouls zwei Gelbe Karten.“
Wehrle kündigt Protest an
Hoeneß beklagte dabei die Verhältnismäßigkeit. „Das ist mehr oder weniger das zweite Foul von Nick, der sehr ordentlich bearbeitet wurde. Nick geht mit zwei Gelben Karten vom Platz und Marco Friedl, dem ich überhaupt nichts Böses möchte, aber er hat sehr viel an ihm gezerrt und aus meiner Sicht auch mehrmals foulwürdig. Es wurde dann zwar auch immer mal wieder Foul gepfiffen, aber er geht halt ohne Gelbe Karte raus. Da stimmt für mich die Verhältnismäßigkeit nicht.“
Im Nachhinein kündigte der VfB an, Protest einlegen zu wollen. Vorstandschef Alexander Wehrle erklärte in der Mixed Zone, dass „Schiedsrichter Daniel Schlager nach dem Spiel zugegeben hat, dass es ein Fehler war. Das hat jeder gesehen“, und zeigte sich zumindest optimistisch, dass der Angreifer um eine Sperre herumkommt. „Ich denke, dass Woltemade dann nicht gesperrt wird.“
Wie man sich erfolgreich wehrt, wissen die Stuttgarter auch schon, haben sie doch bereits im Herbst eine drohende Gelb-Sperre gegen Karazor verhindern können.