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Wie Bayer dank Xabi Alonsos Matchplan die Bayern komplett dominiert

Beim 0:0 gegen den FC Bayern dominiert Bayer 04 die Partie komplett. Auch dank des Matchplans von Trainer Xabi Alonso, der jetzt einen alleinigen Bundesliga-Rekord gegen die Münchner hält.

Leverkusens Trainer wieder mit taktischem Geschick

Er hat es wieder getan. Auch im fünften Bundesligaspiel gegen den FC Bayern München ist Xabi Alonso als Leverkusener Trainer unbesiegt geblieben und hat sich damit den alleinigen Bundesliga-Rekord gesichert. Zuvor hatten auch Ernst Happel und Kuno Klötzer es jeweils mit dem HSV geschafft, ihre ersten vier Duelle in der Liga mit dem Rekordmeister nicht zu verlieren.

Xabi Alonso schaute zweimal von sich selbst  ab

Beim 0:0 im Gipfeltreffen mit dem Spitzenreiter hatte Leverkusens Trainer mit seinem Matchplan erneut einen großen Anteil daran, dass Bayer diesmal die eindeutig bessere Mannschaft war. Dabei hatte Xabi Alonso gleich zweimal von sich selbst abgeschaut.

Auch in seinem sechsten unbesiegten Pflichtspiel-Duell (fünf in der Liga, eins im DFB-Pokal) als Leverkusener Trainer mit dem FC Bayern München griff der 43-Jährige nämlich ganz tief in die taktische Trickkiste. Dabei bediente er sich gleich zweier bereits bekannter Elemente aus dem Vorjahr.

Tah und Tapsoba stachen gegen Kane und Musiala weit nach vorne

So kombinierte der Baske den Matchplan aus dem 0:0 gegen den VfB Stuttgart in der Hinrunde mit dem vom 3:0-Sieg gegen die Bayern vor Jahresfrist, der die Vorentscheidung im damaligen Titelkampf bedeutete. Zudem setzte er noch einen zusätzlichen Akzent.

Gegen den Rekordmeister verordnete Xabi Alonso seiner Elf, wie gegen den VfB Anfang November, gegen den Ball auf hohes Pressing und eine sehr mannorientiert agierende Viererabwehrkette, die allerdings auf des Spielansatzes in der Defensive ein extrem fluides Gebilde darstellte. Schließlich agierten mit Jonathan Tah und Edmond Tapsoba die beiden Innenverteidiger als Nervensägen für Münchens Torjäger Harry Kane und Dribbelkünstler Jamal Musiala.

Das Pressing wirkte als Löschdecke für Münchens Aufbauspiel

So stachen Tah gegen Musiala und Tapsoba gegen Kane vor allem vor der Pause immer wieder weit in die Münchner Hälfte nach vorne, attackierten Münchens Offensiv-Trümpfe. Eine Spielweise, die Tah selbst als riskant einstufte, aber ebenso als perfekt praktiziert. Bayer presste extrem, ließ das Münchner Spiel nicht ansatzweise zur Entfaltung kommen. Kein Torschuss der Bayern und 0,00 xGoals zur Pause waren historische Werte und sprachen eine deutliche Sprache.

Möglich machte dies ein extrem flexibler Defensivverbund, in dem Nordi Mukiele mal rechts außen, mal eingerückt verteidigte. Je nachdem, ob Tah gerade mal wieder im Leverkusener Achterraum Musiala piesacken musste. War Mukiele innen gefragt, rückte Jeremie Frimpong, eigentlich rechter (Außen-)Stürmer in die Kette zurück, um Kingsley Coman aufzufangen. Dies alles passierte in höchstem Tempo und mit einer Präzision und Selbstverständlichkeit, dass sich so gut wie keine Schnittstellen öffneten. So erstickte Bayer das Münchner Aufbauspiel wie mit einer Löschdecke komplett.

Ito sollte als Einfallstor dienen, Kim im Aufbau Fehler machen

Umgekehrt agierte Bayer wie schon beim 3:0-Erfolg im Februar 2024 gegen die Bayern in der Offensive auch extrem flexibel: Nathan Tella, eigentlich auf der rechten Außenbahn zuhause, nervte die Bayern als Pressingmonster und immer wieder die Position wechselnder Mittelstürmer, zog mal die Münchner Innenverteidiger aus der Kette und schuf damit für Frimpong Räume, startete mal selbst in die Tiefe. Bayers Offensive rochierte im höchsten Drehzahlbereich, überlud zudem immer wieder die linke Münchner Abwehrseite, auf der Startelfdebütant Hiroki Ito als Einfallstor dienen sollte.

Neben den üblichen Verdächtigen tauchte dort auch Mukiele auf. Nur weil Bayern-Linksaußen Coman quasi als zweiter Linksverteidiger Ito wiederholt vor allem gegen Frimpong gut unterstützte, hielt sich der Schaden hier für die Münchner vor der Pause angesichts des hohen Drucks in Grenzen. Besonders nach der Halbzeit brach Bayer über diese linke Bayern-Flanke wiederholt durch.

Es sei Absicht gewesen, verstärkt über diese Seite zu spielen, räumte Tah nachher ein, auch weil „auf der linken Seite ein Rechtsfuß Innenverteidiger gespielt hat.“ So erhoffte Bayer sich, dass dort Min-Jae Kim unter Druck Stockfehler unterliefen, was vor der Pause auch geschah.

Zudem wollte Xabi Alonso Itos mangelnde Spielpraxis nutzen. „Es war das erste Spiel von Ito und wir wollten da den Druck aufbauen. Um diese Position zu erreichen, hatten wir viele Dinge vorbereitet und trainiert. Wir wussten, wenn wir sie mit Jerry (Frimpong, d. Red.) in der letzten Linie und Flo (Wirtz, d. Red.) zwischen den Linie erreichen, dass wir gefährlich sind. Wir haben das gut gemacht“, urteilte Leverkusens Trainer, dem ein anderer Aspekt allerdings noch besser gefiel: „Aber heute war für mich besonders das, was wir gegen den Ball gemacht haben, topp.“

„Die Mannschaft hat Xabis Plan perfekt umgesetzt.“ („Sky“-Experte Lothar Matthäus)

Dass die Münchner im Spiel mit dem Ball quasi nicht stattfaden, war ein bis dato unbekanntes Phänomen in der Liga. Umso höher war Xabi Alonsos Matchplan, der sich als wahrer Masterplan erwies, und dessen brillanten Ausführung hervorzuheben. „Die taktische Einstellung war wieder das, was er sich vorgestellt hat. Die Mannschaft hat perfekt umgesetzt“, lobte Experte Lothar Matthäus bei Sky.

Dementsprechend fiel auch das Urteil des Weltmeisters von 1990 aus: „Das einzige, was nicht aufgegangen ist, ist eben, dass man sich nicht belohnt hat. Man kann an der Spielweise von Bayer Leverkusen heute nichts aussetzen. Sie haben bis auf das fehlende Tor das perfekte Spiel gespielt – nicht gegen einen Zweitligaverein, sondern gegen eine Spitzenmannschaft wie Bayern München. Leverkusen hat Bayern nicht Fußball spielen lassen.“

„So dominant habe ich uns nicht erwartet – aber wir waren es.“ (Leverkusens Trainer Xabi Alonso)

Xabi Alonsos Plan griff derart gut, dass die Auswirkungen auf dem Platz extrem waren und die Erwartungen des Trainers sogar übertrafen. „Wir waren darauf vorbereitet, in einigen Phasen etwas tiefer zu verteidigen“, sagte der Spanier, der solche Phasen in den 90 Minuten aber nicht erlebte, „doch so dominant habe ich uns nicht erwartet – aber wir waren es.“

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