Am Sonntag bestritt Jonathan Tah sein letztes Heimspiel für Bayer 04. Nach der Saison verlässt der Abwehrchef Leverkusen nach zehn Jahren. Dessen Lücke als Spieler und Mensch zu schließen, sieht der gen Real Madrid scheidende Trainer Xabi Alonso als die Schlüsselpersonalie für den Klub.
Das schwere Erbe des Abwehrchefs
Als Xabi Alonso vor der Partie gegen Borussia Dortmund verabschiedet wurde, donnerte Andrew Golds „Thank you for being a friend“ aus den Stadion-Lautsprechern. Nicht der einzige Moment, der bei manchem Augenzeuge und auch bei Xabi Alonso selbst Gänsehaut ausgelöst haben sollte. Die Bindung zwischen Klub und Weltstar ist in knapp drei Jahren extrem gewachsen.
Noch viel stärker ist allerdings das Band zu Bayer 04, das Jonathan Tah nach dieser Saison durchschneiden wird. „Als Talent gekommen, als Double-Gewinner gegangen. Danke für über zehn Jahre, Jona“, stand auf dem Banner an der Nordkurve. Der 29-Jährige, der Bayer ablösefrei verlassen wird, hinterlässt ein schweres Erbe. Als Spieler, als Mensch und als Taktgeber auch in der Kabine.
„Jona ist sicherlich ein großer Spieler, aber er ist auch eine großartige Person.“ (Xabi Alonso)
Dies hob auch nochmal Xabi Alonso nach der 2:4-Niederlage gegen Borussia Dortmund hervor, als er eine wahre Liebeserklärung an den Nationalspieler formulierte. „Mit Jona hatte ich viele große Momente, viele großartige Gespräche. Weil Jona ein großartiger Mensch ist. Er ist sicherlich ein großer Spieler, aber er ist auch eine großartige Person“, überschüttete der Baske den 29-Jährigen mit Komplimenten.
Darüber hinaus machte der Trainer aber auch klar, welch großen Verlust Bayer 04 durch den Abschied des Abwehrchefs erleidet. „Seine Persönlichkeit, sein Einfluss auf die ganze Mannschaft ist massiv. Es wird der strategisch entscheidende Schlüssel für den Klub sein, den Ersatz für ihn zu finden.“ Eine bemerkenswerte Einordnung von Seiten des Basken, der damit die Bedeutung der Nachfolge des Innenverteidigers über seine eigene stellte.
Die sportliche Konstante – und ein Freund
Typisch Xabi Alonso eben, der zuvor nicht annähernd so offen über sein eigenes Bild, das er im Klub und bei den Fans hinterlassen wolle, sprechen wollte. „Das ist eine Frage, die ich nie beantworte. Lasst sie sich an mich so erinnern, wie sie es wollen“, hatte der 43-Jährige nur gesagt, der dafür lieber die Kultur und das Miteinander im ganzen Verein hervorhob. „Es gibt größere Klubs, aber wir kümmern uns alle um diesen Klub: die Fans, die Mitarbeiter – wir alle wollen Dinge richtig machen und achten aufeinander. Mit dieser Einstellung und diesem Mindset fühlst du dich hier gut. Deswegen ist es ein großer Klub.“
Für Tah hingegen fand er die größtmöglichen anerkennenden Worte, die weit über das Sportliche hinausgingen, aber den Führungsspieler auch als Fußballer adelten. „Er ist in dem besten Moment seiner Karriere. Er hat einen Status erreicht, dass er auf einem konstant sehr hohen Level spielt. Diese Saison war sehr herausfordernd für alle, aber er war wahrscheinlich einer der konstantesten Spieler. Er hat sich zu diesem Spieler entwickelt, der er jetzt ist“, urteilte der ehemalige Weltklassespieler.
Wo es Tah hinzieht, ist weiterhin unklar. Angesichts der Liebeserklärung seines Trainers erscheint es sogar denkbar, dass dieser ihn zu Real lotsen könnte. „Ich wünsche ihm das Beste. Dass er die beste Wahl trifft“, sagte Xabi Alonso, „er wird für immer ein Freund bleiben. Wir werden in Kontakt bleiben, weil er ein guter Junge ist. Ich bin ihm wirklich sehr nah und sehr stolz auf ihn.“
