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Xabi Alonso, das Chamäleon Bayer und ein Rekord

In Kiel beeindruckt Bayer 04 durch einen fokussierten Auftritt und die Mannschaft durch ihre Wandelbarkeit, die Trainer Xabi Alonso eine neue Rekordmarke aufstellen ließ.

Bestmarke von Udo Lattek geknackt

Das Chamäleon besitzt eine besondere Eigenschaft. Kann es sich doch seiner Umgebung dermaßen gut anpassen, dass es je nach Hintergrund die entsprechenden Farbe annimmt und so schwer zu erkennen ist. In der freien Wildbahn, wo es um fressen oder gefressen werden geht, eine essentielle wie erfolgsversprechende Fähigkeit. Kann das Reptil doch so optisch quasi komplett abtauchen.

Bayer 04 hat am Samstag beim 2:0-Sieg in Kiel zwar rein optisch betrachtet genau das Gegenteil gemacht: Die Elf von Xabi Alonso war von Beginn an präsent. Nach neun Minuten standen bereits vier Torchancen und der Führungstreffer von Patrik Schick auf dem Tableau – und dennoch hatte der Double-Gewinner beim Aufsteiger erneut seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, wie gut er sich an die jeweiligen Rahmenbedingungen anpassen kann. Wie das Chamäleon eben.

„Manchmal ist ein einfacher langer Ball besser als vier kleine Pässe.“ (Robert Andrich)

Auf dem schwierigen Geläuf im Holstein-Stadion umging Bayer 04 nämlich die Tücken eines Auswärtsspiels an der Kieler Förde, die zuletzt Borussia Dortmund mit einer 2:4-Niederlage hatte erleben müssen. „Wir haben genau das gemacht, was man hier in Kiel machen muss. Auf dem Boden. Wir haben von Anfang an sehr seriös gespielt, sehr einfach. Das ist kein Fillett, auf dem man super Fußball spielen kann, aber damit muss man auch umgehen“, erklärte Sechser Robert Andrich, „das sind aber auch diese Herausforderungen: Wenn du hier nach Kiel kommst, musst du damit rechnen, musst du das annehmen. Wir haben das richtig gut umgesetzt.“

Bayer zog das Spiel extrem in die Breite, Alejandro Grimaldo, als linker Schienenspieler häufig auch verkappter Spielmacher, hielt diesmal viel konsequenter seine Flügelposition, über die Bayer immer wieder spielte, viele Flanken schlug. Zudem verzichtete die Werkself auf eines ihrer Lieblingsstilmittel, die Angriffe häufig klein-klein durch die Mitte vorzubereiten. Stattdessen waren öfter als sonst schnelle Pässe in die Tiefe angesagt. „Man weiß, dass Kiel im Zentrum sehr gut ist und dann sehr schnell umschalten kann. Das hat Dortmund hier erfahren müssen. Wir wollten ihnen von Anfang an nicht diese Situationen geben, dass wir in unnötige Konter reinlaufen. Manchmal ist ein einfacher langer Ball besser als vier kleine Pässe“, erklärte Andrich und urteilte zurecht: „Deswegen haben wir uns sehr gut auf den Platz adaptiert.“

Xabi Alonso lobt Anpassungsfähigkeit seiner Spieler

Der Nationalspieler hob hervor, dass Bayer nicht unbedingt schön, aber sehr effektiv gespielt habe. Anders als beim 2:2 in der Hinrunde, als man eine 2:0-Führung  leichtfertig verschenkte. „Wir wollten etwas gutmachen“, sagte Andrich, „aber ich hatte nie das Gefühl, dass wir heute etwas aus der Hand geben. Wir waren sehr seriös und sehr konzentriert und hätten 3:0, 4:0 oder 5:0 gewinnen können.“

Die Souveränität des Auftritts gefiel auch  Simon Rolfes. „Wir haben sehr clever gespielt. Die Platzverhältnisse sind nicht so einfach für ein Kombinations- und Kurzpassspiel.  So haben wir die Räume hinter der Kette gut genutzt und angelaufen“, urteilte der Geschäftsführer. Trainer Xabi Alonso, der diese Adaption grundsätzlich angekündigt hatte, lobte: „Wir haben mit guter Dominanz und Kontrolle gespielt. Haben sehr gut adaptiert, was wir auf dem Platz brauchen. Die Jungs haben verstanden, was sie tun mussten.“

Bayer ist seit 28 Auswärtsspielen in der Liga unbesiegt

Und blieben damit in 28 Auswärtsspielen in Serie in der Bundesliga unter Trainer Xabi Alonso unbesiegt. Zuvor hatte Trainer-Legende Udo Lattek mit 27 Auswärtsspielen am Stück ohne Niederlage diesen Rekord gehalten. Dieser sei „nicht das Wichtigste und wir bekommen keine Medaille dafür“, ordnete der Spanier die Bestmarke ein, „aber das bedeutet, dass wir sehr effizient, sehr stabil sind und dass unsere Einstellung für jedes Auswärtsspiel gut ist. Das ist nicht einfach zu erreichen.“

Wobei Xabi Alonso den Blick direkt nach vorne richtete. „Natürlich wollen wir so weitermachen“, betonte der 43-Jährige mit Blick auf den kommenden Samstag, „der nächste Versuch ist in Frankfurt. Das ist eine gute Möglichkeit weder ein gutes Spiel zu zeigen.“ Und bei Bedarf Bayer 04 wieder als Chamäleon in Erscheinung treten zu lassen.

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