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„Wir waren überrascht“: Kölns Lehrstunde im Rheinderby

Der 1. FC Köln tat sich beim 1:3 gegen Borussia Mönchengladbach ungewohnt schwer. Das liegt auch an der eigenen Entwicklung, finden die Bosse.

Viel Ballbesitz, wenig Ideen

Natürlich war niemand erfreut. 1:3 im Derby bei Borussia Mönchengladbach, die vierte Saisonniederlage des Teams von Lukas Kwasniok. Aber: „Das wird uns nicht auseinanderbringen“, bekräftigte Torhüter Marvin Schwäbe, der nach dem Schlusspfiff zu den 6000 mitgereisten FC-Fans ging.

Zwischen Mannschaft und Fans passt derzeit trotz dieser Niederlage kein Blatt. Das gab es in der Vergangenheit nicht so oft – und liegt sicher vor allem am insgesamt guten Saisonstart. Ausgerechnet den machten Kwasniok und Sportdirektor Thomas Kessler dafür verantwortlich, dass sich die Kölner im Borussia-Park lange Zeit schwertaten. Ein expected-Goals-Wert von 0,14 zur Pause dokumentiert die vergeblichen Angriffsbemühungen der Geißböcke, die mit viel Ballbesitz, aber wenig Ideen keinen Ansatzpunkt für einen Angriff auf tief gestaffelt stehende Gladbacher fanden.

Ache bringt Schwung

„Wir waren überrascht, dass wir so viel Kontrolle hatten“, erklärte Kwasniok. Und auch Kessler zeigte sich verwundert: „Es ist lange her, dass der 1. FC Köln nach Gladbach gefahren ist, sie uns den Ball geben, hinten stehen und gar nichts machen wollen.“ Die Borussia traf damit exakt die Schwachstelle des so beeindruckend in die Saison gestarteten Aufsteigers. Schon in der Vergangenheit mahnte Kwasniok immer wieder Defizite im Ballbesitzspiel an, diesmal legte sie sein Trainerkollege Eugen Polanski mit einer Defensiv-Taktik schonungslos offen. Erst die Hereinnahme von Stoßstürmer Ragnar Ache für den wirkungslosen Said El Mala brachte Schwung und ein Aufbäumen. Allerdings zu spät.

Was blieb, waren ein Derby-Kater und der Eindruck, dass sich die Kölner ausgerechnet in diesem Duell so schlecht verkauften wie zuvor wochenlang nicht. Eine Partie, die verdeutlichte, was Kwasniok ohnehin Woche für Woche predigt: Ohne Maximalleistungen wird es schwer für die Mannschaft, 80 Prozent reichen nicht im Haifischbecken Bundesliga.

Angriffe, die Köln ins Mark trafen

Gleichzeitig wollten die FC-Bosse die Niederlage aber auch als Lehrstunde verstanden wissen. „Es ist nicht normal, dass du als Aufsteiger auswärts dir den Gegner zurechtlegen musst“, betonte Kwasniok, und Kessler bestätigte: „Das ist ein Prozess, den wir uns erarbeitet haben.“ Die Gegner nehmen den FC ernst und schrecken nicht davor zurück, ihn mit den eigenen Waffen anzugreifen. Am Samstagabend waren das schnelle Gegenstöße über die Flügel, die Kwasnioks Team ins Mark trafen. Insgesamt aber sei diese Entwicklung ein Ritterschlag für das Team, fand Kessler: „Es ist ein Fortschritt, dass es Mannschaften gibt, die uns den Ball geben.“

Kwasniok ist nun gefragt, aus diesem Fortschritt eine Stärke zu machen. Wie es gehen kann, zeigte die zweite Hälfte. Da drückte der FC zeitweise, auch dank Aches Physis. „Ich fand nicht, dass wir die schlechtere Mannschaft waren“, sagte Kessler mit Recht, nur waren seine Kölner eben auch nicht die bessere Mannschaft. In der Länderspielpause wird Kwasniok am nächsten Entwicklungsschritt seines Teams feilen, die Rückkehr der verletzten Rav van den Berg (Abwehr) und Jan Thielmann (Sturm) verschafft ihm mehr Möglichkeiten. Optionen, die jeweilige Startelf mehr auf Ballbesitzfußball auszurichten, gibt der Kader her.

Aus der Bahn werfen ließ sich in Köln trotz der Enttäuschung ohnehin niemand. „Das wird uns schon ein paar Tage wehtun“, sagte Stürmer Marius Bülter, „aber die Art und Weise hat heute gestimmt. Manchmal ist der Sport so.“ Kwasniok blieb ebenfalls ruhig: „Das Wichtigste ist, Siege mit Stolz zu feiern – und Niederlagen mit Anstand zu akzeptieren.“ Das gelang nicht nur ihm, sondern offenbar auch den Fans.

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