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„Wir müssen das Wir-Gefühl wieder stärken“

Er war Torhüter der Meistermannschaft 2009 und gewann 2015 mit den Wolfsburgern auch den DFB-Pokal. Jetzt stellt sich Diego Benaglio als Aufsichtsrat ein zweites Mal in den Dienst der Niedersachsen. Zum Trainingsauftakt in dieser Woche schaute der heute 41-Jährige vorbei.

Benaglio startet zweites Engagement beim VfL

Hier spricht Diego Benaglio über …

… seine ersten Eindrücke vom neuen Trainer Paul Simonis: „Eine Trainingseinheit ist zu wenig, um das zu beurteilen. Was mich sehr positiv stimmt, ist, dass jeder, der bereits mit ihm gesprochen hat, einen sehr positiven Eindruck von ihm hat und er das Wir-Gefühl selbst lebt. Er legt unheimlich viel Wert auf Details und darauf, dass das alles ineinander passt. Und er hat eine sehr gute Dynamik, die er an den Tag legt. Er ist ein extrem positiver Mensch. Und das gefällt mir natürlich enorm.“

… die Sehnsucht, selbst noch einmal aktiv mitzumischen: „Ich bin froh, dass ich mir die Frage gar nicht stellen muss, weil die Fitness es definitiv nicht mehr zulässt. Deswegen ist es gut, dass jetzt andere am Werk sind. Was ich jetzt wirklich als Erstes wahrgenommen habe, war die Dynamik, da war Leben auf dem Platz. Mir ist wichtig, dass man merkt, dass Feuer drin ist. Und diesen Eindruck hatte ich. Ich möchte auch im Trainingslager mal vorbeischauen, um weitere Eindrücke zu gewinnen. Das ist ein Aspekt, bei dem ich meine Erfahrung als Fußballer einbringen kann, wenn ich gewisse Mechanismen und Abläufe wahrnehme, die dann hoffentlich auch in die richtige Richtung gehen.“

„Da war Dynamik, da war Leben auf dem Platz. Mir ist wichtig, dass man merkt, dass Feuer drin ist.“ (Diego Benaglio über das erste Training unter Simonis)

… die Bedeutung Wolfsburgs und des VfL für ihn: „Die Zeit hier beim VfL war die prägendste in meiner Karriere. Und das mache ich jetzt nicht an den Erfolgen fest. Wir haben in den zehn Jahren auch Höhen und Tiefen erlebt. Und somit hat der VfL für mich einfach eine unheimliche Bedeutung. Das gilt auch für die Stadt Wolfsburg, weil nicht zuletzt meine Kinder hier geboren sind. Wir haben uns sehr wohlgefühlt und es ist eine zweite Heimat geworden.“

… seine letzte Station bei der AS Monaco: „Es war zum Ende sportlich noch einmal eine neue Herausforderung und auch wieder ein Erfahrungsprozess. Dass ich noch einmal die Station Monaco mitgenommen habe, spielt insgesamt in die Erfahrung hinein, die ich jetzt auf dem Buckel habe.“

… die Zeit nach der Karriere: „Ich habe mich bewusst ein bisschen aus dem Fußball rausgezogen. Ich wollte mir erst einmal darüber im Klaren sein, was ich überhaupt möchte und in welche Richtung ich gehen will. Ich habe in den fünf Jahren auch gewisse Einblicke in ganz andere Themen erhalten, andere Projekte begleitet und verfolgt. In der letzten Zeit habe ich aber schon gemerkt, dass es wieder kribbelt und ich gerne wieder etwas im Fußball machen würde. Und als dann diese Gespräche mit Sebastian Rudolph (Aufsichtsratsvorsitzender des VfL, d. Red.) so hervorragend waren, war mir sehr schnell klar, dass mich vor allem die Möglichkeit reizt, etwas beim VfL zu machen.“

„Wolfsburg ist ein hervorragender Platz, und das sage ich aus tiefster Überzeugung“

… den nicht alltäglichen Umstand, sich als Schweizer auch in Wolfsburg heimisch zu fühlen: „Die Mentalität habe ich gar nicht so unterschiedlich wahrgenommen. Ich habe mich vom ersten Tag an in Wolfsburg unheimlich wohlgefühlt. Dass man als Fußballer zehn Jahre bei einem Verein bleibt, ist nicht mehr der Standard heute. Aber mir war immer sehr wichtig, dass ich mich wohlfühle und man geht nicht einfach so weg, wenn man sich voll und ganz mit der Stadt, den Menschen und der Sache identifiziert. Wolfsburg ist ein hervorragender Platz, und das sage ich aus tiefster Überzeugung.“

… die Entwicklung seit seinem Einstieg beim VfL als Spieler vor 15 Jahren: „Es hat sich unheimlich viel verändert. Ich glaube, der größte Einfluss, gerade auf die jungen Spieler, ist das ganze Drumherum, sind die sozialen Medien, die extrem schnelllebig sind. Ich bin rückblickend froh, dass diese Themen zu meiner Zeit noch nicht so hochgehangen wurden. Was sich sowohl im Sport als auch im Leben nie verändern sollte, sind gewisse Grundwerte. Die müssen einfach gegeben sein, die dürfen nicht verloren gehen. Und an denen sollten wir auch tunlichst festhalten. Wir als VfL waren immer dann am erfolgreichsten, wenn wir eine Einheit waren, ein verschworener Haufen. Wenn du nicht nur in der Kabine, sondern im gesamten Verein das Gefühl hattest, es gehen alle in dieselbe Richtung und wir unterstützen einander.“

Benaglio sieht sich als Sparringspartner für die sportliche Leitung

… seine künftigen Beiträge als Aufsichtsratsmitglied: „Da ist die persönliche Erfahrung, wie ein Verein im Innenleben funktioniert. Vielleicht auch im Austausch mit der sportlichen Leitung als eine Art Sparringspartner, als jemand, der gewisse Punkte gut nachvollziehen kann. Ich denke, das werden die Bereiche sein, in die ich mich vor allen Dingen einbringen möchte.“

… seine Präsenz in Wolfsburg: „Ich glaube, im persönlichen Umgang mit den Menschen und in Gesprächen bekommt man besser ein Gefühl für die Dinge und hat leichter die Möglichkeit, gewisse Sachen in eine positive Richtung zu beeinflussen. Das funktioniert unter der Woche bei den Trainingseinheiten wahrscheinlich eher als an den Spieltagen.“

„Es gehört zu meinen Aufgaben dazu, Dinge anzusprechen, wenn ich der Meinung bin, dass sie vielleicht anders gemacht werden sollten.“ (Diego Benaglio)

… die Notwendigkeit, im Kontrollgremium auch einmal „gegen den Strich zu bürsten“: „Unabhängig von unserem Aufsichtsrat ist es genau das, was es unbedingt braucht, wenn man sich weiterentwickeln möchte. Und wenn der Aufsichtsrat meine sportliche Expertise dazuholt, dann weil ich jahrelang selbst in der Fußballkabine war und gewisse Mechanismen kenne. Über die Jahre habe ich viele Dinge gesehen, die ich gut fand. Aber auch das eine oder andere, was ich nicht so gut fand. Ich glaube, es gehört zu meinen Aufgaben dazu, Dinge anzusprechen, wenn ich der Meinung bin, dass sie vielleicht anders gemacht werden sollten.“

… Ansätze, den VfL nach vorne zu bringen: „Mit dem neuen Trainerteam bietet sich natürlich wieder eine neue Chance für jeden Einzelnen. Ich bin der Meinung, dass wir das Wir-Gefühl wieder stärken müssen. Die Abteilungen müssen funktionieren und gut zusammenarbeiten. Aber auch das Wir-Gefühl zwischen Fans und Spielern kultivieren. Wenn diese positive Dynamik da ist, jeder Teil des Ganzen ist und seinen Teil dazu beiträgt, lässt sich schnell eine Aufbruchsstimmung erzeugen. Und das muss das Ziel sein, dass wir diese Chance des Neuanfangs jetzt nutzen und sich jeder positiv einbringt. Das ist das alles Entscheidende.“

… die Chance des VfL auf Titelgewinne wie einst: „Wenn ich es kategorisch ausschließen würde, dann wäre ich falsch hier. Aber es ist definitiv falsch, wenn ich jetzt von so großen Zielen rede. Wir tun gut daran, wenn wir Schritt für Schritt gehen. So bin ich das als Spieler auch immer angegangen. Die kleinen Schritte müssen das Ziel sein, erstmal auf Kurs zu kommen und sich dann weiterzuentwickeln.“

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