Er kam als Nummer 2 von Schalke und glänzt als Vertreter von Kamil Grabara: Wolfsburgs Ersatzkeeper Marius Müller entpuppt sich als Glücksfall für den VfL.
Wolfsburger Ersatz mit Top-Statistik
Die Rollen waren schon klar verteilt, noch bevor Marius Müller den ersten Ball bei seinem neuen Arbeitgeber gefangen hat – als klare Nummer 2 wurde der Schlussmann im Sommer vom FC Schalke 04 für rund eine Million Euro verpflichtet. Der Transfer von Kamil Grabara, der für 10,3 Millionen Euro vom FC Kopenhagen kam, war schon weit im Voraus fixiert worden, der Pole ist die unumstrittene Nummer 1 im Wolfsburger Gehäuse.
Der VfL stellte sich im Sommer im Torwartteam neu auf. Nach vielen Jahren verließ der eher schweigsame und introvertierte Koen Casteels den Klub in Richtung Saudi-Arabien, Pavao Pervan rückte in der internen Hierarchie vom ersten Vertreter zur Nummer 3 zurück, Grabara und Müller wurden verpflichtet.
Müllers Vorzüge: „Ruhe und starke Mentalität“
Letzterer als erfahrener Keeper, der in erster Linie das Niveau im Training noch einmal steigern, seine Persönlichkeit einbringen soll. „Er ist ein Teamplayer, der viel Ruhe ausstrahlt und eine starke Mentalität mitbringt“, sagte VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz bei der Müller-Verpflichtung, „Marius kennt den deutschen Fußball und ist die passende Ergänzung für unser Torhüter-Gespann.“
Klar war angesichts der von vornherein festgelegten Hackordnung – die auch in den Pokalspielen, in denen bis zum Viertelfinale am Mittwoch in Leipzig (0:1) immer Grabara spielte, nicht aufgeweicht wurde -, dass Müller im Wettkampf nur für den Notfall verpflichtet wurde.
Ein Notfall, der schließlich am 2. Februar eintrat beim Wolfsburger Gastspiel in Frankfurt (1:1), als sich Grabara bei einem Abstoß eine schwere Muskelverletzung im Oberschenkel zuzog. Der Tag, an dem Müller mit 31 Jahren sein erstes Bundesligaspiel absolvierte. Sein Traum ging in Erfüllung: „Wenn ich überlege, dass ich vor zwei Jahren mit fast 30 in der Schweiz saß und gegrübelt habe, ob das überhaupt noch mal was mit Deutschland und gar der Bundesliga wird, dann bin ich einfach nur dankbar für diesen Moment“, sagte Müller im kicker-Interview.
Seither ist fast ein Monat vergangenen, Müller hat mittlerweile vier Bundesligaspiele und eine Pokalpartie absolviert, kassierte lediglich vier Tore und entpuppt sich auf wie neben dem Platz als absoluter Gewinn für den VfL. Aus dem Notfall ist ein Glücksfall geworden.
Bei Paraden und Pässen hat Müller die Nase vorn
Ohne die bisher starke Leistung Grabaras schmälern zu wollen, lässt sich festhalten: Einen Qualitätsabfall hat es im Wolfsburger bis dato nicht gegeben. Mit einer Paradenquote von 75 Prozent liegt Müller ligaweit sogar auf Rang fünf und damit deutlich vor seinem Teamkollegen. Grabara kassierte in 20 Partien 34 Tore, seine Paradenquote beträgt 66 Prozent.
Auch mit dem Ball am Fuß hat Müller die Nase leicht vorn: 68 Prozent seiner Pässe brachte er an den eigenen Mann (bei Grabara sind’s 64 Prozent), zudem kamen 44 Prozent der langen Bälle an (bei Grabara sind’s 37 Prozent). Fühlt es sich für den Ersatz, der trotz starker Leistung in Leipzig (kicker-Note 2) das Pokal-Aus nicht verhindern konnte, mittlerweile „normal“ an, in diesem Team zu spielen?
Es fühle sich gut an, antwortet der Keeper. „Das ist mein Job, ich muss die Bälle halten, den Jungs die Sicherheit geben. Ich finde, dass wir aktuell gut verteidigen. Da müssen wir weitermachen, dann wird das auch wieder gut werden.“
Ist Müller in Bremen ein letztes Mal Grabara-Vertreter?
Am besten schon am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei Werder Bremen. Es könnte sein, dass dies der vorerst letzte Einsatz Müllers als Grabara-Vertreter ist, der Pole befindet sich bereits wieder im Torwarttraining. Innerhalb kurzer Zeit aber hat Müllers Wort in Wolfsburg Gewicht bekommen, der Routinier ist Rückhalt und Motivator innerhalb des Teams, gefragt nach Spielen. Und er weiß, was vonnöten ist, damit der VfL sein Saisonziel Europa erreicht: Im Stile Oliver Kahns betont er: „Eier, wir brauchen Eier.“ Und eine voll verlässliche Nummer 2.