Seit gut zwei Wochen bereitet der neue Cheftrainer Ole Werner (37) RB Leipzig auf die neue Saison vor. Zeit für ein erstes Zwischenfazit.
RB-Chefcoach über das Trainingslager, die XXL-Gruppe und Xavi
Aus Leipzigs Trainingslager in Donaueschingen berichtet Oliver Hartmann
Mit zwei Trainingseinheiten beendet RB Leipzig am Dienstag sein Trainingslager in Donaueschingen, am Mittwoch morgen folgt via Busfahrt nach Friedrichshafen und Charterflug nach Leipzig die Rückreise. Zwischen den beiden Übungseinheiten auf der gepflegten Anlage des Landesliga-Aufsteigers SV Aasen 1928 stellte sich der neue Cheftrainer Ole Werner in einer Medienrunde und beantwortete bereitwillig alle Fragen. Der Coach über …
… den Stand der Vorbereitung: „Für den Stand, an dem wir jetzt stehen, sieht es auf dem Platz sehr gut aus. Aber natürlich kommen die Bewährungsproben noch. Ich glaube , dass wir am Samstag nach dem Testspiel gegen Atalanta Bergamo ein bisschen schlauer sind. Uns ging es jetzt darum, dass wir in diesen ersten zwei Wochen der Vorbereitung alles, was die mannschaftstaktische Spielidee angeht, weitergeben konnten. Noch funktioniert nicht alles im Detail, aber das ist auch normal nach zwei Wochen. Die Ansätze sind trotzdem sehr gut und deshalb bin ich eigentlich mit dem Stand total zufrieden.“
… den physischen Zustand der Spieler: „Damit bin ich richtig zufrieden. Das Allerwichtigste war: Mit Ausnahme von Tidian Gomios sind alle Spieler gesund geblieben, und auch bei Tidi ist es so, dass seine Sprunggelenksverletzung nichts mit Belastungssteuerung oder sowas zu tun hatte. Die Gruppe ist gut durch die ersten gut zwei Wochen gekommen.“
„Es wird sicher noch etwas passieren“
… den XXL-Kader: „Alle sind im Training sehr engagiert und ziehen voll mit. Auch die Jungs, die in den Testspielen bisher nicht zum Einsatz kamen, lassen sich nicht hängen. Und trotz alledem ist die Gruppe natürlich noch sehr groß. Wir sind uns alle einig, dass am Ende möglichst alle Spieler, die im Kader stehen, auch eine realistische Chance haben, sich über Leistung im Training in den Spielen für Einsätze zu empfehlen. Das ist ehrlicherweise jetzt bei 28 Feldspielern nicht so. Da wird in der Transferperiode sicherlich noch etwas passieren.“
… eine sich abzeichnende Stammelf: „Stand jetzt ist vollkommen offen, wie wir ins Pokalspiel beim SV Sandhausen gehen, weil wir einfach auf allen Positionen Top-Qualität haben. Es steht bei uns so gut wie kein Spieler auf dem Trainingsplatz, der nicht den Anspruch hätte, auf Topniveau zu spielen und Spielzeit zu bekommen. Deshalb will ich da jetzt nach zwei Wochen keine Entscheidungen treffen, auch nicht in meinem Kopf. Ich werde die nächsten Testspiele und Trainingseindrücke abwarten und dann überlegen, wie man in die ersten Aufgaben geht. Natürlich spielt man Gedanken durch, wie man eine gewisse Positionsgruppe matcht und welches Gefühl man da entwickelt. Aber mit diesem Gefühl ist man nach zwei Wochen noch nicht fertig.“
Neuzugänge? „Wir haben uns nicht verguckt“
… die Neuzugänge Banzuzi, Bakayoko, Diomande, Finkgräfe und Maksimovic: „Sie machen wirklich einen guten Eindruck. Ich habe das Gefühl, dass alle sich schon wohlfühlen, Anschluss gefunden haben und wissen, wie unsere Abläufe sind. Sie sind eigentlich auch auf einem sehr, sehr guten Stand , was die taktischen Dinge angeht. Alle bringen eine Riesenqualität mit, da haben wir uns – glaube ich – nicht verguckt. Wir haben da die Spielertypen, die wir gesucht haben, auch wirklich gefunden haben. Und jetzt ist es wie immer bei jungen Spielern so, dass man im Alltag sehen wird, welche Konstanz sie haben und wie schnell sie sich nochmal entwickeln. Aber ich glaube, dass alle für uns früher oder später eine Verstärkung darstellen können und uns als Gruppe stärker machen.“
… weitere Verstärkungen: „Ich habe totales Vertrauen in die Qualität der Spieler muss wirklich sagen, dass ich da wirklich sehr angetan, und das schließt tatsächlich alle Positionen ein. Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt sehr, sehr gut aufgestellt und können auf die Dinge reagieren, die vielleicht noch passieren, also wenn es Abgänge geben sollte. Am Ende werden wir eine sehr gute Mannschaft haben, da bin ich sehr, sehr optimoistisch.“
… Stärken und Verbesserungspotenziale: „Ich finde, dass wir die Grundthemen Gegenpressing, Umschaltverhalten sehr, sehr gut lösen. Das ist sehr gut drin bei den Jungs logischerweise auch deshalb, weil ein Großteil in den letzten Jahren diesen Fußball gespielt hat. Ich finde auch, dass tatsächlich unsere Idee im Ballbesitz gut angekommen ist. Wir können und müssen noch klarer werden in defensiven Abläufen, aber wir sehen auch da schon von Spiel zu Spiel und im Training eine Entwicklung. Aber wie gefestigt man tatsächlich ist, wird sich erst zu Saisonbeginn in den Pflichtspielen wirklich zeigen, wenn Stress und Druck dazukommen.“
… die Bedeutung einer funktionierenden Hierarchie: „Das ist schon wichtig. Als Trainer ist man immer dafür verantwortlich , wie die Mannschaft auf und neben dem Platz rumläuft. Aber es ist absolut unser Wunsch und auch wichtig für eine Mannschaft, die erfolgreich sein will, dass sie auf dem Feld auch Dinge selber klären kann. Du kannst als Trainer nicht überall die Mannschaft in jedem Moment erreichen. Da wird es wichtig sein, dass die Jungs vorangehen und es diese Führungsspieler gibt. Ich glaube schon, dass wir in unserem Kreis eine Menge Jungs haben, die diesen Anspruch haben und das von ihrem Charakter und ihrer Erfahrung gut können. Aber trotzdem ist ganz wichtig, dass auf dem Platz immer alle Verantwortung übernehmen, sonst funktioniert Fußball nicht.“
… die Wichtigkeit von Kapitän Willi Orban: „Willi macht einen guten Eindruck in den ersten Wochen. Er ist sehr präsent im Training, versteht, was wir wollen, gibt diese Dinge weiter. Ich bin mit ihm total zufrieden.“
Xavi? Hätte nichts dagegen, wenn es länger so ist“
… Wechselkandidat Xavi: „Es gibt vermutlich ganz viele Trainer, die wie auch ich gerne Xavi Simons trainieren wollen. Trotz alledem ist hier, und wir sind froh, dass er da ist. Er präsentiert sich sehr, sehr gut, ist in jedem Training präsent, nimmt die Dinge auf, setzt sie um. Er sorgt mit seiner Qualität und seinem Auftreten dafür, dass wir richtig gute Testspiele und Trainingseinheiten machen. Aber klar wissen wir, dass in einer Transferperiode immer alles passieren. Auch bei uns ist es so, wenn Spieler einen gewissen Punkt erreicht haben und Angebote reinkommen, man sich damit auseinandersetzen wird. Aber Stand jetzt ist er da – und zwar so da ist, dass es richtig Spaß macht, mit ihm zu arbeiten. Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn das länger so ist.“
… seine Heimspiel-Premiere am Samstag gegen Bergamo: „Ich freue mich, das erste Mal in diesem Stadion vor den eigenen Fans zu spielen. Es wird sicher nicht komplett ausverkauft sein, aber hoffentlich voll werden. Für uns ist es ein extrem wichtiger Test, weil dieser Gegner sicherlich noch mal eine andere Qualität haben wird als Toulouse.