Es ist das ultimative Kellerduell der Bundesliga. Mit dem Rückenwind des 3:4 von München hofft Holstein Kiel gegen Bochum auf den vierten Heimsieg. Neben der sportlichen Brisanz schüren Details abseits des Rasens die Emotionen.
Holstein Kiel trifft auf Bochum
Keller-Krimi? Ja! Doch den Begriff Abstiegs-Endspiel bewertet Holstein Kiels Cheftrainer Marcel Rapp vor dem ausverkauften Heimduell des Bundesliga-Vorletzten am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Schlusslicht VfL Bochum als deutlich überzogen.
„Jeder weiß um die Tabellenkonstellation und die Brisanz. Es sind aber auch danach noch genügend Punkte zu vergeben“, erklärte der 45-Jährige am Donnerstag professionell relativierend. Um dann aber doch zu ergänzen: „Ich weiß auch, was es mit der Mannschaft machen könnte, die als Verlierer vom Platz geht.“
Rapp hofft auf den Rückenwind von München, als die Störche in der Vorwoche nach einem 0:4-Rückstand dank großer Moral noch drei Treffer gegen die Bayern erzielten: „Diesen Spirit wollen wir auch am Sonntag auf den Platz bringen.“ 17 Tore haben die Störche allein in den vergangenen sechs Partien erzielt. So viel wie Bochum in der gesamten Saison.
Offensiv könne die KSV Holstein mit dem wiedererstarkten Steven Skrzybski, dem in der Allianz-Arena ein Doppelpack gelang, „aus dem Vollen schöpfen, mit guten Jokern jederzeit nachlegen“. Das mache Mut, verriet Rapp. „Ich würde es aber auch unterschreiben, wenn wir zu null spielen“, ergänzte der Coach.
Das Generalmotto vor dem Vergleich der auch in Sachen Ballbesitz (im Schnitt jeweils 43 Prozent) am Liga-Ende rangierenden Teams lautet: Ergebnis gleich Erlebnis. Doch als beinhalte der sportliche Aspekt nicht schon genügend Zündstoff, sorgen Details abseits des Rasens für zusätzliche Emotionen. Mit Holsteins Assistenztrainer Dirk Bremser und VfL-Chefcoach Dieter Hecking trifft jenes Duo bester Freunde aufeinander, das in 20 Jahren bis 2020 in 717 Pflichtspielen gemeinsam die Geschicke des jeweiligen Arbeitgebers bestimmt hat.
Holstein pocht auf Korrektur des Bochum-Urteils
Damit nicht genug: Am 28. Februar steht vor dem DFB-Bundesgericht die Berufungsverhandlung im Fall des von einem Feuerzeug getroffenen VfL-Keepers Patrick Drewes beim „Skandal“-Spiel Union Berlin gegen Bochum an. Zuvor hatte das Sportgericht den 1:1-Endstand in ein 2:0 für die Westfalen umgewertet. Eine sportjuristische Bestätigung hätte spürbare Folgen im Tabellenkeller.
Neben dem FC Union pochen auch der FC St. Pauli und die Störche in der mündlichen Berufungsverhandlung auf eine Korrektur des erstinstanzlichen Urteils. Weiteres Öl ins Feuer werfen mochte Rapp nicht. Ihm und seinem Trainerstaff stelle sich lediglich eine Frage: „Dass ein Spieler mit einer Kopfverletzung rausgeht, haben wir hier ja auch schon häufiger erlebt. Im Nachgang dieses Falles wird aber nie etwas von dem vorgeschriebenen Concussion Protocol erwähnt.“
Drewes war am 14. Dezember in der Nachspielzeit vom Platz geführt, zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht und in der Restspielzeit mangels weiterer Wechselmöglichkeiten durch Mittelstürmer Philipp Hofmann ersetzt worden. Acht Tage später stand er beim 2:0 des VfL gegen Heidenheim ohne erkennbare Spätfolgen wieder zwischen den Pfosten.
Quartett fehlt
Während der 32-jährige Torwart mutmaßlich auch am Sonntag im Holstein-Holstein zur Bochumer Startelf zählen dürfte, müssen die Störche weiter auf Patrick Erras (Folgen einer Gehirnerschütterung), Alexander Bernhardsson (Halteband der Patellasehne gerissen), Colin Kleine-Bekel (Aufbau nach Kreuzbandriss) und Carl Johansson (Kniebeschwerden) verzichten.