Zum Inhalt springen Zur Seitenleiste springen Zur Fußzeile springen

„Wenn der Plan von Anfang an ist, das Spiel zu verzögern, dann kann man nichts machen“

Das Bundesliga-Duell zwischen dem VfL Bochum und Eintracht Frankfurt wurde nach Banner-Ärger im Frankfurter Block erst mit 50 Minuten Verspätung angepfiffen. Besonders in der Kritik steht nun der Frankfurter Anhang.

Banner-Ärger in Bochum

„Wir haben ja schon leider Erfahrung damit“, sagte Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig nach der 1:3-Niederlage bei DAZN und gab zu, dass man „nicht damit gerechnet hat, dass es nach so langer Zeit wieder zu so einer Szene kommt“. Bereits im September 2023 war das Bundesligaspiel des VfL gegen Gladbach mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen worden, weil das Sicherheitstor durch große Fahnen und Banner verdeckt war, angepfiffen worden, ebenso zuletzt die zweite Hälfte des Stuttgarter Gastspiels im Januar 2024. Damals hatte der VfL angekündigt, die Spielregeln für Gäste-Fans nachzuschärfen – und tat das dann auch.

„Im Vorfeld wird der Gastverein sehr präzise informiert, wie die Spielregeln sind“, erläuterte Kaenzig und ergänzte: „Das Vonovia-Ruhrstadion ist das älteste Stadion in der Liga, das ist Fußballkultur und da braucht es von allen Kompromissbereitschaft.“ Das bestätigte auch Eintracht-Vorstand Philipp Reschke: „Wir waren vorher darüber im Bilde und sind auch gut informiert worden. Allen Seiten war das bekannt, dass es hier in Bochum ein spezielles Reglement gibt und das man die Flucht- und Rettungstore nicht mit Bannern überhängen darf.“

Von daher war Reschke dann auch verwundert über die Probleme, zumal die Eintracht ja schon zweimal in Bochum zu Gast war, nachdem die Regeln verschärft worden waren. „Wir hatten Vorbereitungen getroffen, dass alles so problemlos läuft wie es bei den letzten beiden Spielen, seitdem sich hier baulich etwas verändert hat. Und es ist ja nie etwas in so eine Richtung vorgefallen ist. Es ist nicht so, dass uns dieses Problem tagtäglich begleitet.“ Wie es zum der Verzögerung kam, das gelte es nun zu erörtern – und wie man derartige Vorkommnisse zukünftig verhindern könne.

War die Spielverzögerung Absicht?

Kaenzig betonte, dass bauliche Maßnahmen diesbezüglich erst bedacht werden können, „wenn das Stadion wieder ertüchtigt wird. Bis dahin können wir nur auf Kompromissbereitschaft der Fan-Szenen der Gäste hoffen und appellieren. Das tun wir sehr präzise, nehmen auch die Geschäftsführungen der Gäste immer mit und sind da auch im Vorfeld im Dialog präsent. Aber wenn der Plan von Anfang an ist, das Spiel durch solche Aktionen zu verzögern, dann kann man wirklich nichts machen.“

In einer offiziellen Stellungnahme legte der VfL abends noch nach und schrieb: „Teile der Frankfurter Fanszene hatten sich zuvor beim Befestigen der Zaunfahnen bewusst dazu entschieden, den Anweisungen aus den ‚Fan-Infos‘ sowie denen der Ordnungskräfte vor Ort nicht zu folgen und ihre Interessen über die des Sports zu stellen. Das heute von der aktiven Fanszene mitgebrachte XXL-Banner entsprach nicht den Vorgaben, zudem bestand nach der Beanstandung des Banners fanseitig keinerlei Bereitschaft einzulenken. Bereits 15 Minuten vor Spielbeginn wurde die Fanszene darüber informiert, dass der Veranstalter unter den bestehenden Bedingungen zur Einstellung des Betriebs verpflichtet ist und insofern das Spiel nicht stattfinden kann.“

Der 51-jährige Kaenzig lobte derweil „die Kommunikation zwischen allen Beteiligten, auch die mit Eintracht Frankfurt“. Das sei alles „wirklich sehr, sehr gut gewesen“. Man hat das Möglichste getan, aber wenn man es darauf ankommen lässt, dann kommen sie aus der Falle nicht mehr raus.“ Immerhin sei „niemand verletzt worden oder Ähnliches“, stellte Reschke fest, wohlwissend, „dass das Spiel mit reichlich unnötiger Verspätung angepfiffen worden ist. Wir müssen uns dafür vor allem beim VfL Bochum entschuldigen und bei allen Betroffenen auch.“

Auf die Debatten mit der aktiven Fan-Szene und deren Argumente wollte Reschke wiederum nicht eingehen. Er verriet, dass man während der Wartezeit das weitere Vorgehen überlegt habe. Es galt dabei auch abzuwägen, da ganz Fan-Gruppen betroffen waren – und das sei eben „schwierig“ und für „Außenstehende kein Vergnügen“. Dennoch ärgerte sich der SGE-Vorstand darüber, dass es überhaupt soweit gekommen ist, denn solche Dinge „werden am besten im Vorfeld oder im Nachgang“ geklärt, denn während des Spiels kann die „Situation sehr verfahren werden – und das hat man heute auch gemerkt. Ich will das nicht verharmlosen.“

Verweis auf „ungeschriebene Regeln“

Wie knifflig die Situation war, dessen war sich auch Kaenzig völlig im Klaren. „In dem Moment, wo die Banner aufgehängt werden, kann man sie nicht einfach runterreißen“, erklärte der Schweizer und verwies auf „ungeschriebene Regeln in der aktiven Fan-Szene. In dem Moment, wo das Banner aufgehängt wird, ist es vorbei. Dann kann man nur noch an die Vernunft appellieren. Das haben wir getan, doch ohne Kooperationsbereitschaft geht es nicht.“

Dennoch sei es unabdingbar, „einzusehen, dass solche Regelungen nun einmal nicht verhandelbar sind“, betonte Reschke und stellte unmissverständlich klar: „Wenn es um feuerpolizeiliche Fluchtweg-Themen geht, gibt es kein grau, sondern nur schwarz und weiß. Und am Ende kam es zu einer Lösung, mit der wir alle nicht zufrieden sind, weil es gar nicht zu diesem Punkt hätte kommen dürfen.“

Jetzt gelte es, das Gespräch zu suchen, denn: „Das darf uns allen gemeinsam nicht passieren, weil die Umstände bekannt waren – und auch bekannt war, dass sowas nicht verhandelbar ist. Darüber gilt es jetzt, in den kommenden Tagen zu reden. Wir müssen uns mit unseren Fans austauschen. Es gilt darüber zu sprechen, wie wir in kommenden vergleichbaren Situationen verfahren und schneller eine Lösung finden, als wir es heute getan haben – und dann auch alle gemeinsam. Das werden wir besser machen müssen.“

Hinterlasse einen Kommentar

0.0/5