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Wegen WM und Nagelsmann: Andrich denkt über Wechsel nach

Zuletzt blieb für Robert Andrich in Leverkusen meist nur die Rolle des Reservisten. Viel zu wenig für den deutschen Nationalspieler, der in diesem Status als Ersatzspieler seine WM-Chancen schwinden sieht. Deshalb erwägt der 30-Jährige einen Vereinswechsel im Sommer.

Nur noch die Nummer 4 auf der Doppelsechs

Die Rückrunde der Saison 2023/24 war die Halbserie des Robert Andrich. Nachdem sich der defensive Mittelfeldspieler bis zur Winterpause in der Liga oft mit dem Status des Einwechselspielers hatte zufrieden geben müssen und nur in der Gruppenphase der Europa League regelmäßig von Beginn an aufgelaufen war, schwang sich der heute 30-Jährige in der zweiten Saisonhälfte zu einer der Schlüsselfiguren beim späteren Double-Gewinner auf.

Andrich erzielte als Defensivkraft entscheidende Treffer: wie beim 2:1-Last-Minute-Sieg gegen Hoffenheim, als er in der 88. Minute zum 1:1 traf. Wie beim 2:2 gegen den VfB Stuttgart, bei dem er in einem der besten Spiele der Saison in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Leverkusener Nimbus der Unbesiegbarkeit wahrte. Wie beim ebenfalls legendären DFB-Pokal-Viertelfinale gegen die Schwaben, als er mit einem präzisen Distanzschuss zum 1:1 Bayer nach der Pause beim 3:2-Sieg zurück ins Spiel holte. Wie beim 2:0-Sieg im Halbfinal-Hinspiel der Europa League bei der AS Rom, als sein Kunststoß zum Endstand die Basis für den späteren Finaleinzug legte.

Andrichs Spielanteile bei Bayer sanken im neuen Jahr von 56 auf 37 Prozent

Kurzum: Der zweikampfstarke, taktisch disziplinierte Rechtsfüßer, der auch offensive Akzente setzen kann, stellte einen absoluten Erfolgsfaktor dar und sicherte sich mit diesem Schwung sein Ticket für die Heim-EM, bei der er in vier von fünf Partien des DFB-Teams in der Startelf stand und einmal zur Pause eingewechselt wurde. Es war das perfekte Halbjahr für Andrich, der jetzt genau das Gegenteil davon erlebt.

Seit Anfang Februar stand er in der Bundesliga, in der er bis dahin  schon 13 Startelfeinsätze vorzuweisen hatte, nur viermal in der Anfangsformation, wurde zudem einmal eingewechselt. In der Königsklasse durfte er 2025 in keiner der vier  Partien beginnen.  Im laufenden Kalenderjahr kommt Andrich bislang nur auf 714 von 1920 möglichen Einsatzminuten. Ein magerer Anteil von 37 Prozent. Zum Vergleich: Vor der Winterpause hatte der Profi noch 56 Prozent der möglichen Einsatzzeit erhalten und war damit hinter Granit Xhaka (93 Prozent) der Sechser mit der größten zeitlichen Präsenz auf dem Platz bei Bayer 04.

Inzwischen zieht Xabi Alonso sogar Aleix Garcia Andrich vor

Mit seinen Werten aus dem laufenden Kalenderjahr rangiert Andrich nicht nur hinter Dauerbrenner Xhaka (1841 Minuten/96 Prozent) und Weltmeister Exequiel Palacios (1136/59), sondern auch hinter Sommer-Einkauf Aleix Garcia (930/48). Letzterer steht inzwischen bei Xabi Alonso anders als in der Hinrunde deutlich höher in der Gunst als Andrich. Dieser war 2025 auffälligerweise, anders als in den beiden Duellen in Liga und DFB-Pokal in der Hinrunde, jetzt in den drei prestigeträchtigen Aufeinandertreffen mit Bayern München (einmal in der Liga, zweimal in der Champions League) außen vor, was die Startelf betrifft.

Andrich spielt nur noch eine Nebenrolle. Und das ist viel zu wenig für die Ansprüche des Nationalspielers. Als solcher muss er im Hinblick auf die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko regelmäßig bei seinem Klub in der Startelf stehen, um seine Chancen auf einen Platz in der ersten Elf von Julian Nagelsmann zu wahren. Achtet der Bundestrainer doch deutlich mehr als sein Vorgänger auf die jeweils aktuellen Leistungen seiner Kandidaten in ihren Klubs. Ohne einen Stammplatz im Verein würden Andrichs Aussichten auf ein WM-Ticket natürlich erheblich sinken.

Noch eine Saison wie diese kann sich Andrich im WM-Jahr nicht erlauben

Möchte der Spätberufene, der erst im Herbst 2023 sein Debüt im DFB-Team feierte, seine wohl einzige mögliche WM-Teilnahme in seiner Karriere nicht aufs Spiel setzen, muss er den für ihn derzeit indiskutablen Status bei Bayer 04 unter Xabi Alonso verändern. Eröffnet sich ihm diese Gelegenheit in Leverkusen nicht, würde der Teamplayer für die kommende Saison auch eine Luftveränderung ins Auge fassen. Denn für Andrich ist klar: Eine weitere Saison wie diese kann und will er sich im WM-Jahr nicht erlauben.

Spätestens nach dem 34. Spieltag wird Andrich (Vertrag bis 2028), den Bayer grundsätzlich nicht abgeben möchte, deshalb Bilanz ziehen und seine Situation abschließend bewerten. Fällt sein Urteil dann nicht entscheidend anders aus als jetzt, wird er die Möglichkeiten eines Wechsel ausloten, um seinen Traum von der WM 2026 Wirklichkeit werden zu lassen.

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