Leipzig ist die Bundesliga-Stadt, die der Alten Försterei am nächsten liegt. Derby-Stimmung wird bei dieser brisanten Partie aber nie aufkommen.
Union-Fans werden aus Protest zunächst wieder schweigen
Als die Bundesligapartie zwischen dem 1. FC Union Berlin und RB Leipzig noch lange kein Thema war, erzählte Union-Coach Steffen Baumgart bei seiner Vorstellung am 2. Januar 2025 von dem Moment im August 2002, der ihn als Aktiver zeitnah zum Union-Sympathisanten machte. „In meinem ersten Spiel gegen Mainz (0:2, Anm. d. Red.) bin ich in der zweiten Halbzeit reingekommen und habe das erste Tackling gemacht. Marco Rose war mein Opfer. Danach stand der ganze Block, und dann ist die Liebe entstanden, die nie wieder weggegangen ist“, sagte Baumgart.
Von der Szene aus der Zweitligasaison 2002/03 vor der Gegengerade an der Eckfahne nahe der mechanischen Anzeigetafel sind auch TV-Bilder überliefert.
Am Samstag (18.30 Uhr) gibt es ein Wiedersehen zwischen Baumgart und dem heutigen Leipziger Rose an der Seitenlinie. Die beiden einzigen Bundesliga-Trainer, die auf dem Gebiet der DDR geboren wurden und zunächst auch aufgewachsen sind, werden sich bei der Begrüßung freundschaftlich umarmen. Beide schlossen 2015 zusammen den 61. Fußball-Lehrer-Lehrgang des DFB erfolgreich ab. Sie sind in dieser Zeit Kumpels geworden.
Kein Derby, aber „ein Spiel mit viel Brisanz“
Auf den Rängen wird es wie immer bei dem Aufeinandertreffen zwischen Union und RB frostig zugehen. „Ich würde es jetzt nicht als Derby bezeichnen. Es ist ein Spiel mit viel Brisanz“, sagte Baumgart.
Die Berliner Anhänger protestieren erneut in den ersten 15 Minuten mit Schweigen, weil die Gäste aus ihrer Sicht das Marketingkonstrukt eines Brauseherstellers sind. Für Union-Anhänger ist RB Leipzig praktisch der „Klassenfeind“ Nummer eins.
Baumgart ist auf die Ruhe zu Beginn der Partie eingestellt. „Das gibt es woanders auch. Wir respektieren das. Es gehört dazu, dass sich jeder auf seine Art äußern kann“, sagte der 53-Jährige. „Gehen wir mal davon aus, dass man mich in der ersten Viertelstunde sehr gut hören wird. Das passt vielleicht. Leipzig dürfte gerade in der Angangsphase sehr viel Druck machen.“
Baumgart respektiert Leipziger Arbeit
Die sportliche Entwicklung in Leipzig sieht Baumgart generell nicht so kritisch. Auch wenn er weiß, dass das nicht jeder hören mag – gerade im Umfeld von Traditionsvereinen. „Aber Leipzig hat sich etabliert. Das haben sie aus meiner Sicht auch sehr professionell gemacht. Dementsprechend ist das zu respektieren. Sie haben sehr viel hinsichtlich ihrer Infrastruktur getan“, erklärte Baumgart. „Wie sie es geschafft haben, hat nicht nur etwas mit der einen Sache zu tun. Sie haben sehr gut über einen längeren Zeitraum gearbeitet.“ Wenn man sich fast jedes Jahr für die Champions League qualifizieren könne, sei das nicht so schlecht, so Baumgart.
Punkte müssen Union und Baumgart am Samstag dennoch einfahren. Sonst wird die Abstiegsgefahr in Köpenick immer größer.