Auch rund um die Weihnachtsfeiertage macht das knallharte Fußball-Business keinen Halt, wie Bo Svensson am Freitag leidvoll erfahren musste. Immerhin ist der Däne erst der dritte Bundesliga-Coach, der in dieser Saison den Hut nehmen muss. Dass es aus Trainer-Sicht leider auch mal anders geht, zeigte sich vor knapp 20 Jahren.
Die Trainerwechsel vor dem Jahreswechsel
Zum zweiten Mal in Folge wird Bo Svensson das neue Jahr ohne Festanstellung im Fußballtrainergeschäft beginnen. Obwohl er sowohl zum Start der Saison 2023/24 als auch der Spielzeit 2024/25 jeweils in Amt und Würden war, erst beim 1. FSV Mainz 05 und zuletzt bei Union Berlin.
Seine Zeit als Mainzer Cheftrainer hatte jedoch nach mehr als zweieinhalb Jahren Anfang November 2023 geendet, am Freitag stellten die Eisernen ihn nach nur einem halben Jahr und zuletzt neun sieglosen Pflichtspielen in Folge frei. Im Sommer war der 45-Jährige noch der Wunschkandidat der Unioner, nun ist kurz nach Weihnachten Schluss.
Nach Peter Zeidler (VfL Bochum, 20. Oktober 2024) und Pellegrino Matarazzo (TSG Hoffenheim, 11. November 2024) ist Svensson erst der dritte Trainer, der in der bisherigen Bundesliga-Saison seinen Hut nehmen musste. Ein eher geringer, aber kein außergewöhnlicher Wert im Vergleich zu den Trainerwechseln der Vorjahre.
Immerhin keine Entlassung an Heiligabend
In der Saison 2023/24 war Svensson einer von vier Bundesliga-Coaches, die noch vor dem Jahreswechsel gehen mussten. Das Schicksal teilte er sich mit Enrico Maaßen (FC Augsburg, 9. Oktober 2023), Urs Fischer (einem seiner Union-Vorgänger, 15. November 2023) und Steffen Baumgart (1. FC Köln, 21. Dezember 2023).
Der Zeitpunkt rund um Weihnachten dürfte dabei im knallharten Fußball-Business weder im Fall Svensson noch bei Baumgart überraschen. Ohnehin geht es auch schlimmer: Die Entlassung von Thomas Tuchel bei Paris St. Germain sickerte an Heiligabend 2020 erstmals durch, bevor sie kurz nach Weihnachten offiziell wurde. Und der umstrittene Präsident und Eigentümer des FC Sion, Christian Constantin, – verantwortlich für über 50 Trainerwechsel – tauschte am 24. Dezember 2008 ebenfalls seinen Cheftrainer aus: sich selbst.
Doch zurück in die Bundesliga. Dort erwischte es unter anderem Heiko Herrlich bei Bayer 04 Leverkusen einen Tag vor Heiligabend, am 23. Dezember 2018. Das Fest war dadurch vermutlich ebenfalls ruiniert. Ähnlich wie bei Tim Walter, der auf den Tag genau ein Jahr später beim damaligen Zweitligisten VfB Stuttgart entlassen wurde.
Ein unrühmlicher Rekord
Herrlichs Aus in Leverkusen ist allerdings auch aus einem anderen Grund besonders. Es war die erst zweite Trainerentlassung der Saison 2018/19 (nach Tayfun Korkut in Stuttgart nach dem 7. Spieltag), mehr sollten bis Ende Januar auch nicht mehr folgen. Weniger Entlassungen bis zum Jahreswechsel gab es vor der aktuellen Spielzeit also zuletzt vor sechs Jahren. Ebenfalls genau drei gab es in der Spielzeit 2021/22. Ansonsten pendelte dieser Wert in den vergangenen Jahren zwischen vier und fünf Trainerwechseln vor dem neuen Jahr.
Den größten Ausschlag dieses Pendels erlebte die Bundesliga vor knapp 20 Jahren. In der Saison 2005/06 nahmen gleich acht Bundesligisten noch vor dem Jahreswechsel eine Veränderung auf der Trainerbank vor – Rekord.
Gehen mussten damals Klaus Augenthaler (Leverkusen, nach nur vier Bundesliga-Spielen), Wolfgang Wolf (Nürnberg), Ewald Lienen (Hannover), Michael Henke (Kaiserslautern), Norbert Meier (Duisburg), Ralf Rangnick (Schalke), Uwe Rapolder (Köln) und Holger Fach (Wolfsburg). Im weiteren Saisonverlauf folgten dann immerhin nur noch zwei Trainerwechsel.