Im bisherigen Saisonverlauf gab es in der Bundesliga und in der 2. Liga wieder reichlich Gesprächsstoff, viel wurde übereinander geredet. In der Länderspielpause nicht. Da fand ein gemeinsamer Austausch statt – kontrovers, aber auch konstruktiv.
Kompany und Co. im Austausch mit den Schiedsrichtern
„War das nun ein Handspiel?“ Wie zuletzt beim 0:3 der Frankfurter Eintracht gegen den FC Bayern werden auch in dieser Spielzeit etliche Aktionen heftig diskutiert. Der VAR intervenierte beim zwischenzeitlichen 1:1 der SGE, weil Ritsu Doan im Zweikampf mit Konrad Laimer der Ball an den Arm gesprungen war und Schiedsrichter Daniel Siebert nach Ansicht der TV-Bilder die Aktion als strafbar einstufte. Kein Tor für die Hessen. Und viele Emotionen im Nachklang.
Fernab von einer ausverkauften Arena, weit weg vom Grün des Stadionrasens und vor allem auch weit weg von der emotionalen Ebene wurde nun ein Tagesworkshop von der DFB Schiri GmbH, der DFL und dem Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) ins Leben gerufen. In Berlin, Bremen, Dortmund, Frankfurt und Heidenheim wurde mit 32 Schiedsrichtern und 22 Trainern die bisherige Saison mit Blick auf die drei inhaltlichen Schwerpunkte Handspiel, Haltevergehen im Strafraum und „Notbremsen“ aufgearbeitet.
„Wir alle wollen gemeinsam ein attraktives Fußballspiel schaffen, und dazu ist ab und an ein Austausch fernab der Hektik eines Spieltags gut.“ (Knut Kircher)
Unter den Teilnehmern, die mit den Referees in den Austausch gingen, waren neben Bundesliga-Trainern wie Vincent Kompany, vom bislang makellosen Tabellenführer FC Bayern, der von oben genannter Szene in Frankfurt mit dem Rekordmeister profitiert hatte, auch etliche Zweitliga-Coaches. Vor allem beim Thema Handspiel gingen die Meinungen auseinander, wie der DFB auf seiner Website mitteilte. „Die fachliche Diskussion in konstruktiver Atmosphäre abseits der Hektik an Spieltagen empfanden Schiedsrichter wie Trainer jedoch als unbedingt sinn- und wertvoll.“
Zumal auch ans Tageslicht kam, dass sich nicht nur die Schiedsrichter auf die einzelnen Spieler vorbereiten, sondern sich die Vereine auch umgekehrt auf die Schiedsrichter – die einen nur anhand von Statistiken, andere sogar mit gezielten Briefings. „Wir bekommen da teilweise sogar Charaktereigenschaften und auffällige Muster der vorherigen Spielleitungen“, hieß es aus dem Teilnehmerfeld.
„Austausch hat beiden Seiten geholfen“
Die Diskussion auf fach- und sachlicher Ebene gefiel Knut Kircher, Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH: „Wir alle wollen gemeinsam ein attraktives Fußballspiel schaffen, und dazu ist ab und an ein Austausch fernab der Hektik eines Spieltags gut, um die eingeschlagene Richtung zu Beginn einer Saison gemeinsam zu beleuchten und zu hinterfragen. Das ist aus unserer Sicht gelungen.“
Sieht auch Bundesliga-Schiedsrichter Sören Storks so: „Auch wenn wir an manchen Stellen unterschiedlicher Meinung waren, hat der Austausch sicherlich beiden Seiten geholfen. Wir müssen nicht immer auf einen Nenner kommen, aber zumindest versuchen, die jeweils andere Perspektive zu verstehen.“

