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Stehgeiger? Absteiger Bochum mit grottenschlechten Laufwerten

Kein Zweifel: Dass der VfL Bochum sich nach vier Jahren aus der Bundesliga verabschiedet, ist rundum verdient. Einige Negativ-Zahlen verblüffen aber dennoch.

Platz 18 mit etlichen Minus-Rekorden

Nur vier Siege gab es in der aktuellen Saison, lässt man die mit 2:0 für Bochum gewertete Partie mit dem Feuerzeugwurf Mitte Dezember bei Union Berlin außer acht. Bemerkenswert: Zwei Erfolge machten den Fans so richtig Spaß, das 3:2 bei den Bayern, völlig überraschend, sowie das 2:0 gegen den Nachbarn Borussia Dortmund.

Davon abgesehen lieferte der VfL Minus-Rekorde in allen möglichen Bereichen. Nie gab es so viele Niederlagen im Ruhrstadion wie jetzt (zehn), nie holte der VfL weniger Punkte in einer Saison. Aktuell sind es 22, der Vereins-Tiefstwert liegt bei 27 aus dem Abstiegsjahr 2000/2001 und ist nicht mehr zu erreichen.

Besonders auffällig und einigermaßen verblüffend: Auch bei den Laufwerten hinkt der VfL der Konkurrenz deutlich hinterher. Das stelle man sich mal vor: Die Partie gegen den FSV Mainz 05 am Wochenende ging der VfL mit dem klaren Vorsatz an, mit allen erlaubten Mitteln seine letzte Chance auf Relegationsplatz 16 zu nutzen. Unterm Strich aber stand wieder mal ein grottenschlechter Laufwert. Auf gerade mal 103,4 Kilometer kam die Truppe von Trainer Dieter Hecking. Etwas schlechter war an diesem Spieltag sogar noch der FC Augsburg, ansonsten legte in der laufenden Saison kein anderes Team weniger Kilometer zurück.

Stehgeiger also? Oder eine Truppe, die mit vollem Engagement ihre letzte Chance wahren will? Natürlich lässt diese Zahl kaum einen Schluss zu auf die Qualität der Darbietung, auf Engagement und Leidenschaft. Möglicherweise ist so ein Minus-Wert auch der taktischen Ausrichtung geschuldet, kann sein.

Der Blick auf die komplette Saison allerdings legt den Schluss nahe, dass der VfL hier ein großes Manko bewältigen muss. Im Schnitt legte Bochum 112,7 km pro Spiel zurück und liegt damit 1,8 km im Schnitt hinter dem Vorletzten, dem VfL Wolfsburg.

Noch krasser fällt der Vergleich mit anderen Teams aus. Zum Beispiel der mit dem letzten Gegner in der Bundesliga, dem FC St. Pauli, der ja ebenfalls mit sehr viel Engagement und Einsatz versucht, sich in der Bundesliga zu behaupten. St. Pauli ist die laufstärkste Mannschaft der gesamten Liga und legt 120,5 km pro Spiel zurück, also 7,8 mehr als Bochum.

Dass sich der VfL Bochum nach vier Jahren in der Bundesliga aber verdientermaßen aus dem Elitekreis verabschiedet, liegt natürlich nicht allein an den mangelhaften Laufwerten. Von vorne bis hinten fehlte die Qualität. Mehr noch: Der Kader wurde im Sommer von Peter Zeidler und dem damaligen Sportdirektor Marc Lettau nicht wettbewerbsfähig zusammengestellt, darum wurde der seit Samstag perfekte Abstieg natürlich auch unisono als verdient eingeschätzt.

Einmal also erlebt der VfL noch Bundesliga live, am Samstag beim FC St. Pauli, und bekommt dann vor Augen geführt, was man mit relativ bescheidenen Mitteln erreichen kann. Denn während der VfL in den Jahren zuvor äußerst anständig performte, zum Beispiel im ersten Jahr nach der Rückkehr nach elf Jahren in der 2. Liga mit 42 Punkten und Platz 13 als Abschluss, ließ er in der aktuellen Saison fast alles vermissen.

Zur Wahrheit gehört auch, dass Bochum zwar wirtschaftlich nach wie vor ein kleines Licht in der Bundesliga ist, andere Vereine mit ähnlichen finanziellen Möglichkeiten aber deutlich besser abschnitten. Das gilt sogar für Bundesliga-Neuling Holstein Kiel, mehr noch aber für Heidenheim und den FC St. Pauli.

In der neuen Saison allerdings, das ist abzusehen, wird Bochum finanziell eher zu den Schwergewichten gehören. Mit einem Lizenzspieler-Etat von 23 bis 25 Millionen dürfte der VfL in der 2. Liga zum oberen Drittel gehören.

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