Der beste Bundesligastart der Vereinsgeschichte mit sieben Punkten aus drei Partien ist längst verblasst, Mitte Oktober ist der FC St. Pauli spätestens mit dem 0:3 gegen Hoffenheim in der Herbstkrise angekommen. Weil sich der Trend der letzten Wochen gegen die Kraichgauer konsequent fortgesetzt hat.
Hinten wacklig, vorne harmlos
Schon während der erfolgreichen ersten Saisonwochen hatten die Protagonisten auf St. Pauli gewarnt, dass die neuformierte Mannschaft bei der Arbeit gegen den Ball noch lange nicht auf dem Niveau des Vorjahres angekommen sei. Das Problem in diesen Tagen und Wochen ist: Die defensive Anfälligkeit ist nicht behoben, offensiv aber tritt das Team inzwischen ähnlich harmlos wie in der vergangenen Saison auf.
Die Stürmer treffen nicht, auch Sinani kommt nicht zur Geltung
Am Sonntagabend hatte St. Pauli nur eine wirkliche Möglichkeit, Martijn Kaars aber vergab frei vor Oliver Baumann das mögliche 1:0 (41.) und damit auch seine zweite Chance in der Startelf. Alexander Blessin hatte dem Neuling aus Magdeburg den Vorzug vor Andreas Hountondji gegeben, weil er beim Beniner die Frische der ersten Wochen vermisst. Doch Hountondji ist nicht St. Paulis einziges Offensivproblem: Kaars fehlt weiterhin die Bindung und Mathias Pereira Lage inzwischen nicht nur ein Tor, sondern auch die Agilität der Sommermonate. Hinzu kommt: Auch Spielmacher Danel Sinani macht eine Kreativ-Krise durch – das ist in Summe mehr, als St. Pauli kompensieren kann. Erst Recht, wenn dazu die Abwehr wackelt.
„In den letzten Tagen haben wir darüber gesprochen, wie wichtig die Basics sind“, gibt Nikola Vasilj Einblicke in die zurückliegenden Trainingstage, „aber nach dem 0:1 haben wir sie vermissen lassen. Und ohne die Basics können wir keine Spiele gewinnen.“ Ähnlich deutlich äußert sich Louis Oppie: „Wir sind im Spiel mit dem Ball zu hektisch und ungenau und bekommen die Gegentore zu einfach. Wir müssen in beiden Bereichen wieder besser werden und vor allem wieder alles dafür tun, unser eigenes Tor zu verteidigen.“
„Wir müssen die Intensität wieder steigern. Und das schleunigst.“ (Alexander Blessin)
Alexander Blessin steht vor einem Berg voller Aufgaben vor der nun anstehenden Reise nach Frankfurt. Und der Trainer benennt die Probleme klar und deutlich. Vor allem jene, die seine Mannschaft hat, wenn sie, wie gegen die TSG im vierten Spiel in Folge, in Rückstand gerät. „Wir sind momentan nicht so fest in der Birne, dass wir den Glauben haben, nach einem Rückstand zurückkommen zu können“, sagt der 52-Jährige und weiß: „Es war dann auch zu wenig von uns, um zurückzukommen.“
Vor Frankfurt sieht er sich und die Spieler gleichermaßen gefordert. „So, wie wir die Tore herschenken, ist es zu billig. Da wünsche ich mir ein anderes Mindset.“ Für das will Blessin während der kommenden Woche im Alltag sorgen. „Wir müssen die richtige Trainingsmentalität an den Tag legen, wir müssen die Intensität wieder steigern. Und das schleunigst.“ Damit nach vier Niederlagen in Folge der freie Fall in Richtung Tabellenkeller abgewendet werden kann.

