Zum Inhalt springen Zur Seitenleiste springen Zur Fußzeile springen

St. Pauli verliert das Spiel und drei Profis

Das Feld schien bestellt, für eine mögliche Rettungsparty, aber die Leistung reichte nicht aus. St. Pauli blieb beim 0:1 gegen Stuttgart gerade im Spiel mit dem Ball deutlich unter den Möglichkeiten und verlor am Ende nicht nur das Spiel, sondern mit Elias Saad, Siebe Van der Heyden und Nikola Vasilj auch drei Profis.

Vasilj wird zur tragischen Figur

Flügelstürmer Saad, von Alexander Blessin für die Startelf nominiert, hatte sich am Ende des Aufwärmprogramms verletzt. „Beim letzten Torschuss“, verrät der Trainer, „ist es ihm in die Adduktoren reingezogen. Das sah nicht gut aus.“ Bestätigt sich der bestehende Verdacht eines Muskelfaserrisses im Adduktorenbereich, wäre Saad nach Karol Mets, James Sands und Kapitän Jackson Irvine der vierte Profi, für den die Spielzeit vorzeitig beendet ist. „Für uns war die Situation ein absoluter Schock“, sagt Abwehr-Chef Hauke Wahl. Es war letztlich nur einer von mehreren und weiteren Schocks.

Blessin über Vasilja Platzverweis: „Ich muss mich echt zusammenreißen“

Der Aufsteiger kam gut in die Partie, attackierte den VfB wie zuletzt sämtliche Top-Teams früh, verlor dann aber auch, anders als zuletzt, früh den Faden. Nach couragierter Anfangsphase entwickelte sich die gesamte Partie zu einem Duell zwischen der Stuttgarter Abteilung Attacke und Nikola Vasilj – fast immer mit dem besseren Ende auf Seiten des bosnischen Nationaltorhüters. Der 29-Jährige parierte schon vor der Pause mehrfach stark und wuchs spätestens dann über sich hinaus, als Siebe Van der Heydens Handspiel im Strafraum zu recht mit Gelb-Rot und Elfmeter geahndet wurde: Vasilj hielt erst den Strafstoß von Nick Woltemade, anschließend auch den Nachschuss von Atakan Karazor (60.) und in der Folge noch weitere Hochkaräter, ehe Woltemade zwei Minuten vor Schluss doch das längst überfällige Stuttgarter Siegtor erzielte. Doch das war noch nicht das Ende: Weil Vasilj nach der nächsten Glanztat in der Verlängerung das Zeitspiel der Schwaben beim fälligen Eckball monierte, sah er von Schiedsrichter Florian Exner erst Gelb, und, da er dafür den Daumen hoch hielt, Gelb-Rot – der negative Höhepunkt eines in jeder Hinsicht gebrauchten Nachmittages.

Vasilj war während der 90 Minuten die prägende Figur und auch das beherrschende Thema in der Nachbereitung. St. Paulis Profis und Blessin plädierten für Nachsicht. „Ich muss mich echt zusammenreißen“, sagt der Coach, „ich finde es übertrieben. Doppelt Gelb, das muss nicht sein. In einer Szene für das gleiche Vergehen zwei Karten zu geben, das ist mir zu viel.“ Aber wo fängt Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters an und wo Dummheit des Spielers? „Klar, Niko muss sich im Griff haben“, sagt Blessin, „mir ist es aber trotzdem zu viel.“ Philipp Treu ordnet die Situation treffender ein: „Niko hat ein herausragendes Spiel gemacht, aber am Ende sind bei allen die Emotionen zu hoch gekocht.“ Exners Fehler liegt nicht darin, Vasiljs unnötigen nach oben gestreckten Daumen nicht ignoriert zu haben, sondern darin, dass er das Stuttgarter Zeitspiel ignoriert und damit den Wutausbruch des bis dahin herausragenden und mit Adrenalin vollgepumpten Keepers erst ermöglicht hat. Vasiljs Geste unmittelbar nach der Verwarnung ist und bleibt dennoch, Emotionen hin, Zeitspiel her, unnötig.

Vasiljs unrühmlicher Abgang passt zu einem Nachmittag, über den Eric Smith richtigerweise sagt: „Wir waren nicht gut genug, sind nicht an unser Optimum gekommen.“ Die Folge: Die Rettung ist vertagt. „Es war ein beschissener Tag, aber wir müssen kühlen Kopf bewahren“, fordert Treu, „wir haben es immer noch in der eigenen Hand.“ St. Pauli hat fünf Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz – aber in Frankfurt gleich drei Spieler weniger.

Hinterlasse einen Kommentar

0.0/5