In den Verdacht, die Dinge schöner zu reden als sie waren, kommen die Protagonisten auf St. Pauli nicht. Die Nullnummer in Mainz vom Sonntagnachmittag wird beim Vorjahres-Aufsteiger als das eingeordnet, was sie war: unansehnlich, aber ein weiterer Schritt auf dem Weg zurück zur einstigen Stabilität.
Nicht schön, aber stabil und wieder mit Anschluss
Erstmals seit dem 2:0-Erfolg im Stadt-Derby beim HSV ist der Kiez-Klub beim Jahreskehraus wieder ohne Gegentor geblieben. Vom Fußball, den die Elf von Alexander Blessin Ende August und auch zuvor in der Vorbereitung geboten hatte, ist sie dabei weit entfernt geblieben – zumindest teilweise war das auch der Plan des Trainers.
Blessin zu Kaars-Ausfall: „Das tut schon weh“
Nach Wochen, in denen sich St. Pauli beim Versuch der Weiterentwicklung mehr und mehr von der Basis entfernt hatte, verordnete Blessin in den zurückliegenden Wochen ganz bewusst einen Schritt zurück. Und dirigierte seine Spieler zumindest wieder zu Schrittchen nach vorn. Inklusive des Pokalerfolgs in Mönchengladbach (2:1) war das 0:0 in Mainz die vierte Pflichtspielpartie ohne Niederlage. „Und jetzt auch noch ein Clean Sheat“, sagt der gebürtige Schwabe, „das fühlt sich gut an“.
Attraktivität ist nicht das Gebot der Stunde auf St. Pauli. „Hätte ich das Mainz-Spiel im Fernsehen gesehen, ich hätte nach zehn Minuten ausgeschaltet“, sagt Verteidiger Hauke Wahl, „aber wir wissen, wo wir herkommen“. Und dann mit drastischer Wortwahl: „Wir haben viel Scheiße gefressen. Aber wir haben jetzt in den letzten Spielen eine Konstellation geschaffen, in der im neuen Jahr für uns noch alles möglich ist.“
„Wir haben wieder ein Commitment, wie wir spielen wollen, wie wir unsere Abwehrarbeit definieren.“ (St. Paulis Trainer Alexander Blessin)
Es ist eine Konstellation, über die Blessin sagt: „Ich würde es schon als Turnaround bezeichnen, weil wir aus einer Situation kommen, in der wir zuvor neun Spiele in Folge verloren hatten.“ Entscheidend ist auch für den 52-Jährigen: „Wir haben wieder ein Commitment, wie wir spielen wollen, wie wir unsere Abwehrarbeit definieren. Wir haben eine gute Entwicklung eingeleitet.“
Verletzung im Adduktorenbereich bei Kaars
Blessin verhehlt nicht, dass nach „den kleinen Schritten“ im neuen Jahr weitere und ganz sicher auch noch größere folgen müssen. Vor allem im Spiel mit dem Ball. Wie schnell Angreifer Martijn Kaars nach seiner am Montag diagnostizierten leichten strukturellen Verletzung im Adduktorenbereich zur Weiterentwicklung des Offensivspiels beitragen kann, ist aktuell offen. Blessin hätte den Niederländer nach seinem Doppelpack gegen Heidenheim am liebsten gar nicht ersetzt, denn: „Ein Stürmer schießt Tore, kommt mit Aufwind daher, hat ein gutes Gefühl. Da tut dieser Ausfall schon weh.“

