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Sieg ohne „Schönheitspreis“: Frankfurts spielerischer Rückfall in alte Zeiten

Fußballerisch enttäuscht die Eintracht im Heimspiel gegen Mainz, bleibt durch das 1:0 aber in Schlagdistanz zur Spitzengruppe. In der ersten Hälfte stellten die Teams einen kuriosen Rekord auf.

Kurioser Rekord im Rhein-Main-Duell

Die erste Hälfte im Nachbarschaftsduell zwischen Frankfurt und Mainz hätte man getrost am Bratwurststand verbringen können. Oder im Eintracht-Museum. Auf dem Sofa zu Hause bot sich ein Nickerchen an. Verpasst hätte man nichts. Zur Pause lag der xGoals-Wert bei 0,01 zu 0,00 – das war Fußball zum Abgewöhnen.

Die Harmlosigkeit beider Mannschaften hatte historisches Ausmaß. Der Datenanbieter Opta teilte mit: „Frankfurt gegen Mainz ist das 6516. Spiel in der Bundesliga seit detaillierter Datenerfassung 2004/05, aber das erste seitdem, bei dem in der ersten Halbzeit nur ein Schuss abgegeben wurde.“ Das kann man eigentlich nur mit Humor nehmen.

„Das hatte relativ wenig mit Fußball zu tun“

Dabei hatte Eintracht-Coach Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz vor dem Spiel noch betont: „Wenn man die Historie der Spiele sieht, ist immer Feuer unterm Dach. Das ist auch gut so. Wir wollen hier zu Hause vor eigenem Publikum zeigen, wer der Herr im Haus ist.“ Doch an ein Feuer erinnerten allenfalls die Nebelschwaden, die schwermütig durch das Tribünendach hineinzogen.

Das Geschehen auf dem Rasen passte sich dem trostlosen Novemberwetter und der unchristlichen Anstoßzeit an einem Sonntagabend an. Fußballerisch erinnerte der Frankfurter Vortrag an die über weite Strecken unansehnlichen Auftritte in der Rückrunde 2023/24, Toppmöllers erster Saison als Eintracht-Trainer. Eine offensive Spielidee war im ersten Durchgang auch mit viel gutem Willen nicht zu erkennen.

„Die erste Hälfte war schon schwierig. Das hatte relativ wenig mit Fußball zu tun. Viele lange Bälle, viele Zweikämpfe, viele zweite Bälle, relativ wenig Spielkultur“, räumte Markus Krösche ein. Als der Sportvorstand während des Spiels im TV-Bild eingeblendet wurde, sah er alles andere als glücklich aus. „Jeder, der Fußball liebt, konnte da nicht grinsen. Von daher geht es mir manchmal wie euch“, sagte Krösche später in der Mixed Zone zu den Reportern. Dabei breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

Der 45-Jährige stellte sich schützend vor die Spieler. „Die Jungs laufen auf der letzten Rille. Auch mental waren die letzten Wochen nicht einfach. Kompliment an die Jungs, wie sie das weggesteckt haben und drangeblieben sind“, betont Krösche. Es sei für die junge Mannschaft nicht einfach gewesen, die 1:5-Niederlagen gegen Atletico Madrid und Liverpool zu verarbeiten.

Uzun wird vermisst, Götze konnte nicht länger

Toppmöllers Systemumstellung vom 3-4-3 auf ein 4-2-3-1 brachte keinen ersichtlichen Nutzen. Der auf der Zehn aufgebotene Fares Chaibi erwies sich als Ausfall, die Doppelsechs mit Ellyes Skhiri und dem überraschend aufgebotenen Mahmoud Dahoud, der nur 25 Prozent seiner Zweikämpfe gewann, duckte sich weg. Ansgar Knauff konnte sein Tempo auf dem linken Flügel gegen diesen tiefen Gegner erwartungsgemäß nicht ausspielen, Sturmspitze Jonathan Burkardt rackerte und ackerte, war aber kein Faktor und gab keinen einzigen Torschuss ab.

Quer- und Rückpässe dominierten das Geschehen, im Spiel nach vorne mangelte es an Tempo und Automatismen. Filigrantechniker Can Uzun (Muskelverletzung) wurde schmerzlich vermisst, Stratege Mario Götze kam aus körperlichen Gründen nicht für einen Einsatz von Beginn an infrage. So fehlten die Ideengeber, die für Überraschungsmomente sorgen können.

„Mario signalisierte mir schon am Samstag, dass er das Gefühl hat, mehr Impact geben zu können, wenn er von der Bank kommt. Er fühlte sich nicht so frisch, um direkt zu starten“, erklärte Toppmöller. Auch im Oberschenkel habe der Routinier etwas gespürt. Als Götze nach 66 Minuten von der Bank kam, verlieh er dem Spiel sofort sichtbar mehr Struktur.

Doch auch insgesamt agierte die Eintracht in der zweiten Hälfte etwas druckvoller – ohne zu glänzen. Krösche: „Da hatten wir etwas mehr Kontrolle, haben besser und schneller gespielt. Solche Spiele musst du einfach gewinnen, da wird kein Schönheitspreis verliehen.“

Nur zwei Gegentore in fünf Spielen

Positiv hervorzuheben ist die defensive Stabilität. In den fünf Pflichtspielen seit dem 1:5 gegen Liverpool kassierte die SGE nur zwei Gegentore. Mainz kam in den 90 Minuten zu keiner Torchance. Gegen den Ball formierte sich meist eine Fünferkette, weil sich Ritsu Doan in die Kette zurückfallen ließ. Ein einziger Geniestreich des trickreichen Japaners reichte, um die Partie in der Schlussphase zu entscheiden.

Durch den Dreier reißt der Kontakt zum Spitzenfeld nicht ab, die Champions-League-Ränge sind nur vier Punkte entfernt. Bis Weihnachten treffen die Hessen in der Bundesliga noch auf Köln (A), Wolfsburg (H), Leipzig (A), Augsburg (H) und Hamburg (A). Mit Ausnahme der Partie in Leipzig befinden sie sich in jedem dieser Spiele in der Favoritenstellung. Zehn Punkte sollten machbar sein. Damit wäre die Eintracht zum Jahreswechsel voll im Soll.

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