Vier Siege und nur ein Gegentor: Die Eintracht legt einen perfekten Start ins neue Jahr hin. Beim 2:0 gegen Ferencvaros lassen die Hessen keine einzige Torchance zu.
Koch räumt ab, Uzun als Sinnbild
Der Frankfurter Dezember war geprägt von vielen einfachen individuellen Fehlern, einem insgesamt nachlässigen Defensivverhalten und in der Folge zu vielen Gegentoren. Vor Weihnachten blieb die Eintracht in fünf Pflichtspielen in Folge ohne Sieg und kassierte 13 Gegentore. Schnee von gestern. Im neuen Jahr ergibt sich ein konträres Bild. Hatte die SGE beim 1:0-Erfolg auf St. Pauli noch etwas Glück, dass die Hausherren so nachlässig mit ihren Chancen umgingen, steht die Defensive seither ungemein stark.
Gegen Freiburg (4:1) ließ das Team bis auf das Gegentor keine Chance zu, der BVB (2:0) kam zwar zu fünf Gelegenheiten, richtig gefährlich war aber nur Serhou Guirassys Kopfball an den Pfosten in der 9. Minute. Beim 2:0 gegen Ferencvaros in der Europa League kamen die Gäste kein einziges Mal nennenswert zum Abschluss, das Chancenverhältnis lautete am Ende 10:0. „Wir hatten über die kompletten 90 Minuten die Kontrolle, das war eine sehr seriöse Leistung“, resümiert Co-Trainer Jan Fießer, der den gesperrten Cheftrainer Dino Toppmöller an der Seitenlinie vertrat.
Schwache Ungarn, starker Koch
Zwar agierte Ferencvaros mutlos und uninspiriert, gleichwohl ist ein derart abgeklärtes Defensivverhalten eine beachtliche Leistung. Allen voran Abwehrboss Robin Koch war in Eins-gegen-eins-Duellen nicht zu überwinden. Mit gutem (Gegen-)Pressing eroberte die Eintracht aber auch schon in der gegnerischen Hälfte viele Bälle. „Die Defensive steht sehr gut, wir verfügen da auch über eine sehr hohe individuelle Qualität“, sagt Fießer. Er betont: „Auch die Verteidigungsbereitschaft des ganzen Teams ist im Moment auf einem sehr hohen Niveau.“ Auch Sportvorstand Markus Krösche ist zufrieden. „Ende des Jahres haben wir zu einfache Fehler gemacht. Jetzt haben wir uns stabilisiert, sind konzentrierter und verteidigen wieder konsequenter. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“
Exemplarisch für diese Entwicklung steht gewissermaßen Can Uzun. Als das Ausnahmetalent im Sommer aus Nürnberg kam, bestand in der Arbeit gegen den Ball erheblicher Nachholbedarf. Gegen Ferencvaros eroberte der 19-Jährige vor seinem Traumtor selbst den Ball in der gegnerischen Hälfte – Mohammad Abu Fani sah in diesem Zweikampf ziemlich alt aus gegen den Teenager. „Wir mussten am Anfang viel mit ihm sprechen. Aber die meiste Arbeit hat er selbst gemacht. Er hat in vielen Dingen sein Mindset geändert. Das schaffen nicht viele. Der Junge ist mental extrem stark“, wählt Fießer anerkennende Worte.
Uzun kam mit anderen Vorstellungen nach Frankfurt
Insbesondere in der Defensivarbeit habe Uzun einen „unfassbaren Schritt nach vorne gemacht“, lobt der 38-Jährige. „Dass er die Qualität in Ballbesitz hat, war unbestritten. In anderen Punkten musste er sich verbessern“, rekapituliert der Co-Trainer. Uzun bestätigt: „Die Defensivarbeit war schon das wichtigste Thema.“ Allerdings räumt er ein, dass er es sich „anders vorgestellt“ habe, als er nach Frankfurt kam: „Dass ich nicht so lange warten muss.“
Eine gewisse Anlaufzeit hatten die Verantwortlichen allerdings einkalkuliert. So erklärte Sportdirektor Timmo Hardung im September: „Wenn wir junge Spieler mit sehr viel Potenzial holen, sagen wir auch, dass es von der 2. in die 1. Liga ein großer Schritt ist. Dass man sich da am Anfang schwertut, ist völlig normal und eingepreist.“ Mittlerweile kann man davon ausgehen, dass Uzuns Spielanteile in der Rückrunde zunehmen werden. „Ich habe große Ziele“, betont der Youngster. Öffentlich formulieren möchte er sie nicht, stattdessen sagt er: „Ich habe jetzt hoffentlich meine Chance genutzt. Hoffentlich geht es so weiter.“ In der Bundesliga hat er gegen Bochum (7:2) und Augsburg (2:2) seine ersten beiden Tore bereits erzielt.
Es ist durchaus möglich, dass Uzun auch am Sonntag im Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim beginnen darf. Allerdings besteht auch die Option, Ansgar Knauff wieder nach vorne zu ziehen. Gegen Ferencvaros musste Knauff als linker Schienenspieler ran, um den für die Europa League nicht gemeldeten Nathaniel Brown zu vertreten. In Sinsheim wird Brown voraussichtlich in die Startelf zurückkehren.