Zsolt Löw steht am Samstag für RB Leipzig erstmals in der Bundesliga als Interimstrainer an der Seitenlinie. Ausgerechnet gegen Hoffenheim, ohne das er womöglich gar nicht erst im RB-Kosmos gelandet wäre.
Rangnick prägt die Laufbahn
Demba Ba, Vedad Ibisevic und Carlos Eduardo – das Trio dürfte bei einigen Fußballfans als Erstes in den Sinn kommen, wenn über Hoffenheims Aufstiegsmannschaft diskutiert wird. Der Name von einem der wohl wichtigsten Spieler hingegen fällt bei der Aufzählung erst am Ende oder findet gar keine Erwähnung: Zsolt Löw, die rechte Hand von Trainer Ralf Ragnick.
Zunächst schien die Zusammenarbeit des Duos aber nicht zustande zukommen. Denn der Linksverteidiger konnte sich 2006 einen Wechsel von Zweitligist Hansa Rostock zum damaligen Drittligisten nach Hoffenheim nicht vorstellen.
Tribüne statt Rasen: Löws Platz in Hoffenheims erster Bundesliga-Saison
Doch nach der Absage blieb Rangnick hartnäckig und überzeugte den Linksverteidiger letztlich mit der Vision der TSG – er war der erste Neuzugang in der Ära des inzwischen 66-Jährigen. „Als ich damals nach Hoffenheim gewechselt bin, ging ich ein großes Risiko ein. Die Menschen in Ungarn haben diesen Wechsel nicht verstanden“, erklärte er einst im Interview mit dem Hoffenheimer Vereinsmedium.
Für das Risiko erhielt er zeitnah seine Belohnung: Er feierte mit 1899 binnen zwei Jahren den Durchmarsch in die Bundesliga. Vor allem am 2. Platz in der 2. Bundesliga hatte er mit 27 Einsätzen, 24 von Beginn an, großen Anteil. Viel mehr Spiele kamen im Dress der Kraichgauer anschließend jedoch nicht mehr hinzu. Denn im Oberhaus war sein Platz nicht mehr auf dem Feld, sondern auf der Tribüne. „Vergangene Saison habe ich als Leistungsträger zum Aufstieg beigetragen und war ganz oben. Jetzt bin ich der einzige aus der Stammformation, der noch keine Minute gespielt hat. Ich bin ganz unten“, so Löw einst im kicker.
Da er lediglich ein einziges Bundesligaspiel für die TSG bestritt – am 22. November 2008 in Köln – verließ der Musterschüler seinen Lehrmeister im Winter gen Mainz. Von langer Dauer war die Trennung jedoch nicht. 2012 lotste RB-Sportdirektor Rangnick Löw, der damals noch über keine Trainer-Lizenzen verfügte, nach Salzburg.
Löw freut sich auf das Duell mit dem Ex-Klub
Beim Farmteam FC Liefering sammelte der aktuell 45-Jährige seine ersten Erfahrungen als Co-Trainer und empfahl sich prompt durch den Aufstieg in die 2. Liga für eine interne Beförderung: Er assistierte fortan Adi Hütter bei RB Salzburg, ehe er 2015 gemeinsam mit Rangnick zu RB Leipzig wechselte.
Nach sechs „fantastischen Jahren“ im Red-Bull-Kosmos folgte er dem Ruf seines ehemaligen Mainz-Trainers Thomas Tuchel, ehe er im Januar als „Head of Soccer Development“ zurückkehrte. Nun beginnt für ihn am Samstag die Mission „Champions-League-Qualifikation“ als Interimstrainer. Ausgerechnet gegen Hoffenheim, ohne das er wahrscheinlich gar nicht erst bei Red Bull gelandet wäre. „An Hoffenheim habe ich viele schöne Erinnerungen, genau wie bei RB“, freute sich Löw auf der Pressekonferenz auf das Duell mit seinem Ex-Klub.