Holstein Kiel klammert sich im Kampf um den Bundesliga-Klassenerhalt weiter an den Strohhalm. Ausgerechnet beim Champions-League-Klub RB Leipzig soll am Samstag der zweite Auswärtsdreier der Saison eingetütet werden. Eingestimmt auf die angestrebte Sensation hat sich der Tabellenletzte bei einem gemeinsamen Kochkurs.
Mit Zec und Skrzybski zu RB
Aus neutraler Sicht erscheint die tabellarische Lage für das Bundesliga-Schlusslicht Holstein Kiel nach der 1:2-Heimniederlage gegen den FC St. Pauli und den vier Zählern Rückstand auf Relegationsplatz 16 nahezu aussichtslos. Marcel Rapp hingegen hielt auch einen Tag nach seinem 46. Geburtstag die Fahne der Hoffnung senkrecht in den Ostseewind. „Es ist eine Frage der Perspektive. Hätten wir in der 2. Liga vier Punkte Rückstand auf Rang drei, da würde die ganze Stadt Kopf stehen: Oh, super, Holstein Kiel kann aufsteigen. Und so nehme ich ich die Fans jetzt auch wahr, dass sie uns Mut zusprechen“, erklärte der KSV-Trainer am Donnerstag vor dem Auswärtsspiel bei RB Leipzig am Samstag (15.30 Uhr).
Der Coach spielte damit den verbalen Doppelpass mit Offensiv-Routinier Steven Skrzybski. Der hatte zu Wochenbeginn in den Kieler Nachrichten betont: „Wenn wir letztes Jahr fünf Spieltage vor Schluss vier Punkte Abstand zu den Aufstiegsplätzen gehabt hätten, hätte jeder gesagt, dass noch alles möglich ist.“
Doch sowohl Rapp als auch Skrzybski, der seine jüngsten Rückenbeschwerden auskuriert hat und wie der zuletzt gesperrte Abwehrchef David Zec wieder zur Startformation zählen dürfte, wissen, dass sich das sportliche Terrain radikal verändert hat. Dass mit RB ein Team auf die Störche (19 Niederlagen, 70 Gegentore) wartet, das in dieser Serie Champions League gespielt hat und auch aktuell noch aussichtsreich im Rennen um einen Platz für die Königsklasse liegt.
Zwar fehlt den Leipzigern Unterschiedsspieler Xavi Simons (Gelbsperre), doch für Rapp ist dessen mutmaßlicher Vertreter Christoph Baumgartner mehr als nur Ersatz: „Christoph habe ich in Hoffenheim in der Jugend selbst trainiert. Ich finde ihn sehr gut.“
Gemeinsamer Kochkurs als Teamevent
Zur ersten Einstimmung auf die neuerliche „Mission impossible“ gab’s am Dienstag im Rahmen eines gemeinsamen Kochkurses einen Mannschaftsabend. Lag im Beilagenprogramm möglicherweise „Leipziger Allerlei“ als symbolisches Erfolgsrezept? „Nein, das stand nicht auf dem Speiseplan“, verriet Rapp, der nach dem schwachen Auftritt gegen St. Pauli auf eine Reaktion seiner Schützlinge hofft: „Beim 0:3 gegen Bremen waren wir auch nicht so gut. Danach haben wir 1:1 in Mainz gespielt.“
Fehlen werden in Sachsen weiter Andu Kelati (Reizung der Quadrizepssehne), Patrick Erras (Folgen einer Gehirnerschütterung), Colin Kleine-Bekel (Aufbau nach Kreuzbandriss), Ivan Nekic (Außenbandverletzung Knie), Benedikt Pichler und Kapitän Lewis Holtby (beide Muskelverletzung). Auch der Gästeblock im RB-Stadion wird nicht wie üblich gefüllt sein. Zwei Ultra-Gruppierungen haben aus Protest gegen das RB-Konstrukt zum Auswärtsboykott aufgerufen. Rund 1500 KSV-Fans werden ihre Farben dennoch anfeuern.