Bei seinem Besuch im Doppelpass sprach TSG-Sportgeschäftsführer Andreas Schicker auch über die Verhandlungen mit Wolfsburg. Eine Frage bleibt am Ende.
Wie nachhaltig ist sein „Ja“?
Sportlich liegt die TSG Hoffenheim seit Wochen auf Kurs, mit dem 3:0 gegen den FC Augsburg sprangen die Kraichgauer auf Platz fünf der Tabelle. Und auch organisatorisch haben sich die Wogen nach den Abberufungen der (Ex-)Geschäftsführer Dr. Markus Schütz und Frank Briel sowie dem Rücktritt von e.V.-Chef Jörg Albrecht geglättet. Zumindest fürs Erste.
Oswald auf dem Foto: Der SAP-Aufsichtsrat als Vermittler?
Andreas Schicker, der Sportgeschäftsführer, gab am Sonntag im Sport-1-Doppelpass Einblicke in jene wackeligen Wochen, als er offenkundig mit Offerten des VfL Wolfsburg und von RB Salzburg kokettierte. „Es hat Unruhen gegeben, zwei Geschäftsführer sind freigestellt worden und der Präsident, der mich mit Dietmar Hopp geholt hat, ist zurückgetreten. Auf einmal war keiner mehr da. Es ist wichtig für mich als Geschäftsführer Sport, dass ich nach oben berichten kann“, erklärte der Österreicher, warum er sich auf Gespräche mit der Konkurrenz eingelassen hatte.
Am Samstag vor einer Woche sei ihm dann bei einem Gespräch im Hause Hopp eine klare Perspektive aufgezeigt worden. Zuvor hatte es wechselseitige Gespräche mit Hopp, den e.V.-Vertretern – darunter Interimsvorstand Christoph Henssler – und eben den höchst interessierten Wölfen gegeben. Nach jenem Gespräch verkündete der Bundesligist, dass die Gesellschafter, also e.V. und Hopp, auf das Geschäftsführer-Duo Schicker und den für Marketing zuständigen Tim Jost setzen. Spannend: Auf dem der Pressemitteilung beigefügten Foto ist auch Gerhard Oswald zu sehen. Das erweckt den Eindruck, als habe der langjährige Wegbegleiter Hopps und mächtige SAP-Aufsichtsrat eine Art Vermittlerrolle gespielt.
„Es war davor nicht klar: Wie geht Dietmar Hopp damit um?“
Nicht minder interessant: Aus Wolfsburg waren in den vergangenen Tagen immer wieder Gerüchte zu hören, wonach es bereits eine Freigabe für Schicker gegeben habe und dieser am Ende sogar einen Anwalt habe prüfen lassen, wie er aus seinem Kontrakt im Kraichgau kommen könne. Was der 39-Jährige so nicht stehen lassen wollte: „Ich habe in dieser Causa nie einen Anwalt gehabt. Das muss ich klar dementieren.“
Schicker warb um Verständnis: „Wenn man dasitzt und nicht weiß, wie es weitergeht. Gibt es noch eine Kommunikation zwischen den Gesellschaftern? Das wurde alles geklärt. Ich brauche eine Perspektive, ich muss auch eine Kaderplanung vorantreiben. Das war zuvor nicht so klar: Wie geht Dietmar Hopp damit um?“ Die Zusammenkunft am Samstag vor einer Woche sei auch das erste Treffen des neuen Interims-e.V.-Vorstandes, der qua 50+1 das Sagen hat, mit Hopp gewesen, ohne dessen Kapital der Klub in dieser Form nicht existieren würde. „Das war mir wichtig, dass sie miteinander sprechen“, sagte Schicker.
Ist es nur eine Frage der Zeit bis zur nächsten Machtprobe?
Doch wie nachhaltig ist die Situation wirklich entschärft beim zerrissenen Dorfklub? Nach wie vor scheint Hopps Intimus Roger Wittmann bei den Ultras ein rotes Tuch zu sein und auf die – nun nicht mehr betriebene – Berufung im Stadionverbotsprozess gegen den Spielerberater geht ja offensichtlich die Demission der alten Führungsriege zurück. Und die organisierte Fanszene schaffte es bekanntlich bereits im Sommer, mit Henssler einen der ihren in den Vorstand zu wählen. Gut möglich, dass es nur eine Frage der Zeit ist bis zur nächsten Machtprobe.

